Update – Katholisch in Regenbogenfarben

Update – Katholisch in Regenbogenfarben

Mitte Mai 2017 wurde das Bis­tum Basel für die Ein­rich­tung eines Arbeit­skreis­es Regen­bo­gen­pas­toral allen­thal­ben gelobt. Nun, Mitte Juni, ste­ht das Bis­tum in der Kri­tik, weil es einem The­olo­gen, der in ein­er einge­tra­ge­nen Part­ner­schaft lebt, die Mis­sio ver­weigert.«Der von Bischof Felix Gmür 2016 ins Leben gerufene Arbeit­skreis  Regen­bo­gen­pas­toral will die Leben­sre­al­ität von Les­ben, Schwulen, Bisex­uellen, Trans*personen und Inter­sex­uellen (LSBTI) bess­er ver­ste­hen, Orte der kirch­lichen Begeg­nung schaf­fen und LSBTI-Men­schen mit ihren Ange­höri­gen spir­ituell bedürfnis­gerechter begleit­en», so der Wort­laut der Medi­en­mit­teilung des Bis­tums Basel am 11. Mai 2017.

Unverständnis

Hor­i­zonte hat­te dazu mit Susanne Andrea Birke, der Ini­tiantin des Arbeit­skreis­es Regen­bo­gen­pas­toral, ein Inter­view geführt (diesen Beitrag find­en sie hier). Der Blick im Gespräch ging dabei vor allem auf die Men­schen, die in den Pfar­reien ihre Ori­en­tierung nicht offen leben kön­nen, weil sie sich diskri­m­iniert wis­sen. Gle­ichgeschlechtlich liebende und lebende Mitar­bei­t­ende waren nicht The­ma. Nun hat aus­gerech­net das Bis­tum Basel einem The­olo­gen, der in ein­er einge­tra­ge­nen Part­ner­schaft lebt, die Mis­sio für eine Teilzeit-Seel­sorgestelle ver­weigert (Bericht kath.ch) und damit gross­es Unver­ständ­nis her­vorgerufen (Bericht kath.ch).

Weiterführende Fragen

Hor­i­zonte hat Susanne Andrea Birke deshalb weit­er­führende Fra­gen gestellt. Zum konkreten Fall wollte sich die The­olo­gin nicht äussern, bestätigte aber, dass das The­ma der Dif­ferenz zwis­chen pas­toralem und per­son­alpoli­tis­chem Han­deln der Kirche auch im Arbeit­skreis auf dem Tisch liegt.Susanne Andrea Birke, es irri­tiert, dass das Bis­tum Basel in der Pas­toral die LSBTI (Les­ben, Schwule, Bi‑, Trans- und Inter­sex­uelle, Anm. d. Red.) mit dem AK Regen­bo­gen­pas­toral in den Blick nimmt und gle­ichzeit­ig das eigene Per­son­al streng behan­delt. Wie nehmen Sie das wahr? Susanne Andrea Birke: Im Umgang mit Pas­toral­fra­gen und Per­son­al­fra­gen gibt es lei­der eine Dif­ferenz inner­halb der römisch-katholis­chen Kirche, die mein­er Ansicht nach ihrem Auf­trag und ihrer Glaub­würdigkeit schadet. Darüber haben wir auch schon mehrfach im Arbeistkreis gesprochen der zum Bere­ich Bil­dung und Pas­toral gehört. Die genan­nte Dif­ferenz kostet die Kirche fähige Mitar­bei­t­erin­nen und Mitar­beit­er in der Seel­sorge, was angesichts der aktuellen Per­son­al­si­t­u­a­tion beson­ders schw­er nach vol­lziehbar ist. Der Hand­lungs­be­darf bet­rifft aber nicht nur Men­schen in einge­tra­gen­er Part­ner­schaft. Ich denke, wir müssen die ver­schiede­nen For­men des «Zwangszöli­bats» für Priester, Geschiedene oder Homo­sex­uelle miteinan­der ange­hen, eben­so die Frage nach dem Umgang mit Men­schen, die sich zum Beispiel im Bere­ich Regen­bo­gen­pas­toral oder Frauen­priester­tum ein­set­zen. Auch hier wird von der Glauben­skon­gre­ga­tion herk­om­mend sehr stark sank­tion­iert. Das kann alle tre­f­fen, weshalb ich glaube, dass wir hier Druck von vie­len Seit­en brauchen, um etwas zu bewe­gen. Bis dahin wün­sche ich mir vom Bis­tum, dass es seinen Hand­lungsspiel­raum nutzt.Haben Sie diese spezielle Sit­u­a­tion und diesen Druck während ihrer Arbeit in der Kirche sel­ber erlebt? Ja, dass das eine ungute Sit­u­a­tion für alle Beteiligten ist, habe ich selb­st vor über 25 Jahren sehr deut­lich zu spüren bekom­men. Im Men­torat meines Stu­dienortes war ich die Sprecherin ein­er Frauen­gruppe. Im Zusam­men­hang mit ein­er Ver­anstal­tung für Les­ben wur­den dort Räume ver­weigert. Die Begrün­dung war das es keine Les­ben im Men­torat gäbe. Daraufhin fügten wir für «les­bis­che und nichtles­bis­che Frauen» in unser­er Auss­chrei­bung hinzu, worauf wir unter Druck geset­zt wur­den, die Auss­chrei­bung zurück­zunehmen oder das Men­torat ver­lassen zu müssen. Mit dem Men­tor und der Men­torin der betr­e­f­fend­en deutschen Diözese war ich bis dahin gut aus­gekom­men, aber der anschliessende Umgang war für mich so schlecht, dass ich keinen Sinn mehr darin sah, mich tat­säch­lich bei diesem Bis­tum zu bewer­ben. Das war sehr ver­let­zend und ich ging damals davon aus, dass ich wohl kaum mehr bei der Kirche arbeit­en werde. Gle­ichzeit­ig war klar, dass bei­de mit dieser Sit­u­a­tion selb­st alles andere als glück­lich waren. Geblieben ist mir die Erken­nt­nis, dass für mich nicht gelebt wird, was gepredigt wird, dass es in der Regel jene trifft, die sowieso schon aus­geschlossen wer­den und oben­drein Men­schen gegeneinan­der aus­ge­spielt wer­den, die eigentlich das gle­iche möcht­en.
Anne Burgmer
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