Umsetzen, was uns wichtig ist

Umsetzen, was uns wichtig ist

Matthäus 5,3–10Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Him­mel­re­ich. Selig die Trauern­den; denn sie wer­den getröstet wer­den. Selig die San­ft­müti­gen; denn sie wer­den das Land erben. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie wer­den gesät­tigt wer­den. Selig die Barmherzi­gen; denn sie wer­den Erbar­men find­en. Selig, die rein sind im Herzen; denn sie wer­den Gott schauen. Selig, die Frieden stiften; denn sie wer­den Kinder Gottes genan­nt wer­den. Selig, die ver­fol­gt wer­den um der Gerechtigkeit willen; denn ihnen gehört das Him­mel­re­ich.Ein­heit­süber­set­zung 2016 

Lebe das, was du vom Evangelium verstanden hast. Und wenn es noch so wenig ist, aber lebe es!

Da war ein­er, der lebte, was er vom Evan­geli­um ver­standen hat­te. Der es lebte und es nach seinen Kräften in die Tat umset­zte. Was da ein einziger Men­sch angestossen hat, was ausstrahlt bis heute, das ist ein­ma­lig. Sein Leben ist in seinen Tage­büch­ern nachzule­sen, die pro­gram­ma­tis­che Titel tra­gen: Die Gewalt der Fried­fer­ti­gen, Kampf und Kon­tem­pla­tion, Ein­er Liebe Staunen, Auf­bruch ins Ungeah­nte. Und sein Tod – ich erin­nere mich noch gut, damals, im August 2005, als ich erfuhr: Frère Roger ist getötet wor­den, im Abendge­bet in der Ver­söh­nungskirche in Taizé inmit­ten Tausender betender Jugendlich­er. Er wurde hin­aus­ge­tra­gen, jemand stimmte «Lau­date omnes gentes» an.Was für ein Leben, was für ein Tod.Für Ver­söh­nung leben und für Frieden, für Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Es ist gut, dass es immer wieder Men­schen gibt, die diese Ide­ale leben, ihnen fol­gen, sich ein­set­zen für das, was sie vom Evan­geli­um ver­standen haben. Die das, was ihnen wichtig ist, umset­zen und etwas daraus machen. Ohne Taizé, ohne diesen Ort, der für viele seit Jahrzehn­ten zum Sehn­sucht­sort gewor­den ist, an dem sich Jahr für Jahr Tausende junger Christin­nen tre­f­fen, miteinan­der über ihre Sehn­sucht und ihren Glauben sprechen und wie der Glaube die Welt und das Leben verän­dern kann, wäre die christliche Welt ärmer. Sie tra­gen den Geist von Taizé in die Gemein­den und Pfar­reien hinein und ver­suchen immer wieder, daraus zu leben. Hier find­en sie Mut für ihr Leben im Erleben von Gemein­schaft und schöpfen Kraft in der einzi­gar­ti­gen Ein­fach­heit der litur­gis­chen Feiern und den Gesän­gen von Taizé, die wir in Basel und der Region beim Taizétr­e­f­fen über den Jahreswech­sel 2017/18 miter­leben durften. Die Unter­schiede zwis­chen den Kon­fes­sio­nen wer­den hier nicht aufge­hoben, aber sie spie­len keine Rolle mehr. Wie es bei der Abschieds­feier von Papst Johannes Paul II. auch keine Rolle spielte, dass Frère Roger reformiert war und er aus der Hand von Joseph Ratzinger die Kom­mu­nion empf­ing. Und seit Neuestem tre­f­fen sich in Taizé junge Mus­lime und Chris­ten und Christin­nen, um den inter­re­ligiösen Dia­log zu leben.Frère Roger schreibt: «Bleiben wir nicht ste­hen, wenn unser per­sön­lich­es Gebet arm­selig und unsere Worte unbe­holfen erscheinen. Gehört es nicht zur tiefen Sehn­sucht unser­er Seele, Gemein­schaft mit Gott zu erfahren?Drei Jahrhun­derte nach Chris­tus schrieb Augusti­nus, ein afrikanis­ch­er Glauben­der: ‹Sehn­sucht, die nach Gott ruft, ist bere­its Gebet. Willst du unaufhör­lich beten, höre nie auf, dich zu sehnen …›»Ein­fach­heit, Schlichtheit. Schweigen und Hören. Fried­fer­tigkeit und Sehn­sucht nach Gerechtigkeit. Und immer wieder neu Ver­trauen haben in Gott, in die Men­schen, in uns selb­st. Das ist eine der Botschaften von Taizé.Dorothee Beck­er, The­olo­gin und Seel­sorg­erin, Gemein­delei­t­erin der Pfar­rei St. Franziskus, Riehen-Bet­tin­gen   
Christian von Arx
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