Trotz allem ein leuch­ten­der Tag

Trotz allem ein leuch­ten­der Tag

Der fei­er­li­che Ein­zug in die Kir­che, Fest­mu­sik, ein lie­be­voll vor­be­rei­te­ter Got­tes­dienst, weis­se Gewän­der, kunst­vol­le Fri­su­ren und Krän­ze sowie die Fami­li­en­fei­er machen die Erst­kom­mu­ni­on für Kin­der, Eltern und Ver­wand­te zu einem beson­de­ren Erleb­nis. Im Zen­trum steht aber nach wie vor die erste hei­li­ge Kom­mu­ni­on. Ob die­se zwin­gend inner­halb einer Eucha­ri­stie­fei­er statt­fin­den muss, dar­über gehen die Mei­nun­gen auseinander.Am ver­gan­ge­nen Sonn­tag fei­er­ten vie­le Aar­gau­er Pfar­rei­en Erst­kom­mu­ni­on. Auch näch­sten und über­näch­sten Sonn­tag emp­fan­gen Dritt­kläss­ler im gan­zen Kan­ton ihre erste hei­li­ge Kom­mu­ni­on. «Die Erst­kom­mu­ni­on als Fest für die Kin­der und die Fami­lie hat sich aus mei­ner Sicht in den ver­gan­ge­nen Jah­ren nicht stark ver­än­dert», sagt Dia­kon Andre­as Wie­land, Gemein­de­lei­ter der Frick­ta­ler Pfar­rei­en Herz­nach, Hor­nus­sen und Zei­hen. Ver­än­dert haben sich jedoch die Rah­men­be­din­gun­gen.Wur­de frü­her die Erst­kom­mu­ni­on weit­her­um am ersten Sonn­tag nach Ostern, dem «Weis­sen Sonn­tag» gefei­ert, sind die­se Fei­ern heu­te über meh­re­re Wochen ver­teilt und zie­hen sich bis in den Mai hin­ein. Für vie­le Pfar­rei­en wird es zuneh­mend schwie­rig, einen Prie­ster zu orga­ni­sie­ren, der Eucha­ri­stie fei­ern darf. Got­tes­dien­ste müs­sen um Wochen ver­scho­ben oder auf Rand­zei­ten ange­setzt wer­den. Der Prie­ster­man­gel stellt die Pfar­rei­en vor Her­aus­for­de­run­gen. Des­halb gibt es sol­che, die ihre Erst­kom­mu­ni­on­fei­er in einen Wort­got­tes­dienst ein­bin­den. Gemein­de­lei­ter Andre­as Wie­land fin­det das ver­nünf­tig: «Ich bin kein Geg­ner von Eucha­ri­stie­fei­ern, über­haupt nicht. Aber es ist nicht mehr rea­li­stisch, jede Erst­kom­mu­ni­on­fei­er als Mes­se abhal­ten zu kön­nen.» Als Ver­fech­ter von pasto­ra­len Ansät­zen, die trag­fä­hig sind und Zukunft haben, fin­de er die Ein­bet­tung der Erst­kom­mu­ni­on in einen Wort­got­tes­dienst sinn­voll. «Man muss sich also ganz grund­sätz­lich fra­gen, wie man die Erst­kom­mu­ni­on­fei­er zeit­ge­mäss gestal­ten kann.»

Wand­lung bleibt ausgeklammert

Das Dilem­ma dabei ist, dass in einem Wort­got­tes­dienst genau jener Bestand­teil fehlt, den die Kate­che­tin­nen und Reli­gi­ons­leh­rer in der Vor­be­rei­tung the­ma­ti­sie­ren: die Wand­lung von Brot und Wein in Leib und Blut Chri­sti. Adri­an Bolz­ern ist mit­ar­bei­ten­der Prie­ster in der Pfar­rei Peter und Paul in Aar­au. Am ver­gan­ge­nen Sonn­tag fei­er­te er zusam­men mit der Kate­che­tin Ber­ta Lam­mer und 37 Dritt­kläss­lern eine wür­di­ge Erst­kom­mu­ni­on. Er war auch in den Unter­richt und die Vor­be­rei­tung ein­ge­bun­den. Eine Wort-Got­tes-Fei­er sei nicht bes­ser oder schlech­ter als eine Eucha­ri­stie­fei­er, son­dern ein­fach eine ande­re Form, hält Adri­an Bolz­ern fest. Doch wenn mög­lich, sei es sinn­voll, gera­de eine Erst­kom­mu­ni­on als Mes­se zu fei­ern: «Sonst erle­ben die Kin­der nicht das, was wir ihnen vor­her erzählt haben.» Die Kin­der bekom­men zwar die geweih­te Hostie, nicht aber den Pro­zess der Wand­lung mit. Das eigent­li­che Geheim­nis des Glau­bens bleibt aus­ge­klam­mert.

Bis­tum lan­cier­te Umfrage 

Auch die Ver­ant­wort­li­chen beim Bis­tum haben offen­bar fest­ge­stellt, dass ein­zel­ne Pfar­rei­en die Erst­kom­mu­ni­on in einem Wort­got­tes­dienst fei­ern. Vor genau einem Jahr ver­schick­te Weih­bi­schof Denis Theu­r­il­lat einen Brief an alle Deka­ne, Co-Deka­ne und Co-Deka­nats­lei­ter im Bis­tum Basel. Die Lei­tungs­ver­ant­wort­li­chen in den 33 Deka­na­ten soll­ten sich zu drei Fra­gen äus­sern:1. Wis­sen Sie von Erst­kom­mu­ni­on­fei­ern als Wort­got­tes­fei­ern mit Kom­mu­ni­ons­pen­dung in ihrem Deka­nat? 2. Wenn ja, wie haben Sie dar­auf reagiert? 3. Wie kön­nen wir aus Ihrer Sicht wei­ter­hin garan­tie­ren, dass jede Erst­kom­mu­ni­on­fei­er in einer Eucha­ri­stie­fei­er statt­fin­det?Die Fra­ge nach Eucha­ri­stie oder Wort­got­tes­dienst gelang­te auch an Dia­kon Andre­as Wie­land. «Ich habe ehr­lich geant­wor­tet», erklärt er. Da erreich­te ihn vor eini­gen Wochen das tele­fo­ni­sche Ange­bot aus Solo­thurn, einen Prie­ster oder gar den Bischof per­sön­lich für das Abhal­ten einer Eucha­ri­stie­fei­er in die Pfar­rei zu schicken. «Natür­lich wür­de ich einen Prie­ster oder den Bischof nicht aus­schla­gen. Aber es kann nicht die Lösung des Pro­blems sein, dass das Bis­tum in Zukunft jedes­mal jeman­den vor­bei­schickt.», erklärt Andre­as Wie­land. Die Bereit­schaft, im Bedarfs­fall mit Prie­stern aus­zu­hel­fen, zeigt aber, dass der Eucha­ri­stie­fei­er zur Erst­kom­mu­ni­on beim Bis­tum gros­se Bedeu­tung bei­gemes­sen wird.

Wunsch: Eucha­ri­stie­fei­ern im gan­zen Bistum

Joa­chim Köhn-Bame­rt, Pasto­ral­ver­ant­wort­li­cher beim Bis­tum Basel, erklärt denn auch auf Anfra­ge: «Bischof Felix Gmürs Anlie­gen und Wunsch war es, dass im gan­zen Bis­tum die Erst­kom­mu­ni­on­fei­ern immer im Rah­men einer Eucha­ri­stie­fei­er statt­fin­den sol­len.» Da die bis­tums­wei­te Umfra­ge erge­ben hät­te, dass «sehr ver­ein­zelt Erst­kom­mu­ni­on­fei­ern als Wort­got­tes­fei­ern mit Kom­mu­ni­ons­pen­dung statt­fan­den», sei in die­sen weni­gen Fäl­len das Gespräch mit den Seel­sor­gen­den gesucht wor­den. Zudem hät­ten die ver­ant­wort­li­chen Deka­ne Lösungs­an­sät­ze skiz­ziert, wie die Eucha­ri­stie­fei­er zur Erst­kom­mu­ni­on gewähr­lei­stet blei­ben könn­te.

Ergän­zung anstatt Konkurrenz

Unab­ding­bar wäre aus sei­ner Sicht, dass sich der vom Bis­tum ent­sand­te Prie­ster in den geplan­ten Ablauf der Fei­er ein­fügt und die Vor­be­rei­tun­gen und Ideen der Seel­sor­gen­den und Kate­che­tin­nen vor Ort respek­tiert. Das fin­det auch Caro­li­ne Küng. Die Kate­che­tin aus Witt­nau ist schon lan­ge in der Erst­kom­mu­ni­on­vor­be­rei­tung tätig und kennt die Bedürf­nis­se von Kin­dern und Eltern. Zum The­ma Eucha­ri­stie­fei­er meint sie: «Ver­trau­en wird durch Kon­ti­nui­tät auf­ge­baut. Der Gemein­de­lei­ter und die Kate­che­tin beglei­ten die Kin­der über Mona­te. Steht dann wäh­rend der Erst­kom­mu­ni­on plötz­lich ein frem­der Mann am Altar, kann das ver­un­si­chern und ver­wir­ren.» Bei der Fei­er der Erst­kom­mu­ni­on in Witt­nau kann Caro­li­ne Küng seit Jah­ren auf die Hil­fe eines pen­sio­nier­ten Prie­sters zäh­len. Für sie eine sehr ange­neh­me und gute Zusam­men­ar­beit. Doch die pen­sio­nier­ten Prie­ster und die Patres aus ver­schie­de­nen Orden, die eben­falls Eucha­ri­stie­fei­ern aus­rich­ten, wer­den weni­ger. Neue Lösun­gen wer­den gefragt sein. Auch Adri­an Bolz­ern ist neben Aar­au in wei­te­ren Pfar­rei­en bei der Erst­kom­mu­ni­on­fei­er dabei. Er betont, dass er als Prie­ster eine Ergän­zung zu den Seel­sor­gen­den vor Ort sei, kei­ne Kon­kur­renz.

Zeit frei­schau­feln

Caro­li­ne Küng über­blickt als lang­jäh­ri­ge Orga­ni­sa­to­rin der Erst­kom­mu­ni­onta­gung in der Prop­stei Wis­li­kofen die wich­tig­sten Ent­wick­lun­gen. Vor allem nimmt sie wahr, dass sich jun­ge Fami­li­en die Zeit für die Vor­be­rei­tung auf den gros­sen Tag frei­schau­feln müs­sen: «Die Erst­kom­mu­ni­on ist nach wie vor ein wich­ti­ges Ereig­nis, aber die Vor­be­rei­tung ist inten­siv und wird von den Eltern manch­mal als zusätz­li­che Pen­denz emp­fun­den.» Auch die Vor­be­rei­tungs­ta­ge in Wis­li­kofen spü­ren die­sen Druck: die Teil­neh­mer­zahl war in den letz­ten Jah­ren leicht rück­läu­fig.

Erste und zugleich letz­te Kommunion?

Die Vor­be­rei­tung auf die Erst­kom­mu­ni­on ist für die Eltern aber auch die Chan­ce, sich wie­der bewusst auf Glau­bens­fra­gen ein­zu­las­sen. Vie­len Eltern ist der Bezug zur Kir­che abhan­den gekom­men, so dass sie die­sen nicht mehr an ihre Kin­der ver­mit­teln kön­nen. Caro­li­ne Küng ist sich des­sen bewusst: «Die wenig­sten Kin­der gehen mit der Fami­lie in die Kir­che. Got­tes­dien­ste sind heu­te für vie­le Kin­der und Eltern eine frem­de Welt.» Der Theo­lo­ge Jürg Stu­ker, Prie­ster in der Diö­ze­se Chur, wünsch­te sich schon vor eini­gen Jah­ren in einem Arti­kel, dass die Erst­kom­mu­ni­on Anfang und nicht End­sta­ti­on sein sol­le: «Es ist nicht zynisch, wenn man sagt, dass es für vie­le Erst­kom­mu­ni­on­kin­der nach dem Weis­sen Sonn­tag auch bei einer ‚Erst­kom­mu­ni­on’ bleibt, eine ‚Zweit­kom­mu­ni­on’ lässt lan­ge auf sich war­ten.»

Der Tag hallt nach

Ob Kin­der nach der Erst­kom­mu­ni­on wei­ter­hin in die Kir­che gehen, lie­ge vor allem in den Hän­den der Eltern und hängt auch davon ab, ob in einer Pfar­rei Fami­li­en­got­tes­dien­ste statt­fin­den, weiss Caro­li­ne Küng. Sie erle­be aber, dass der Weis­se Sonn­tag bei Kin­dern und Eltern trotz Ter­min­druck und Kir­chen­fer­ne durch­aus nach­hal­le. Die Erst­kom­mu­ni­on ist nach wie vor ein beson­de­rer Moment, ja ein leuch­ten­der Tag: «Wer sich mit die­ser Fei­er befasst, kommt auto­ma­tisch auf das gan­ze Glau­bens­le­ben zu spre­chen. Jesus stärkt uns mit sei­ner Lie­be. Das ist für mich immer noch ein Geheim­nis. Und ich bin sicher, dass Kin­der dafür noch fei­ne­re Anten­nen haben als Erwachsene.» 
Marie-Christine Andres Schürch
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