Tiere sind fühlende Wesen

Inner­halb der Kirche set­zt sich die «Aktion Kirche und Tiere» AKUT für das Bewusst­sein ein, dass Gott der Schöpfer aller ist und dass darum alle Geschöpfe miteinan­der ver­bun­den sind. «Die Tiere, ihre Leben­squal­ität und ihre Stel­lung zu uns Men­schen müssen Teil christlich ver­ant­worteten Denkens und Han­delns sein», heisst es in ein­er Erk­lärung. Im Inter­view erk­lärt der Kapuzin­er Anton Rotzetter wie die gesamte Schöp­fung, also auch Tiere und Pflanzen, in das öster­liche Geheim­nis der Aufer­ste­hung ein­be­zo­gen sind und es darum angezeigt ist, einen entsprechen­den Umgang mit Tieren als unseren Mitwe­sen zu pfle­gen.

Herr Rotzetter, Sie set­zen sich seit Jahren für die «Aktion Kirche und Tiere» ein – haben Tiere auch so etwas wie eine Seele?
Anton Rotzetter: Die Philoso­phie hat immer auch von der Beseelung der Tiere und der Pflanze gesprochen. Aber sie hat nur die Ver­nun­ft­seele des Men­schen für ewig gehal­ten. Der Philosoph René Descartes freilich hat im 17. Jahrhun­dert gesagt, dass das Tier nur eine Mas­chine und dass sein Schreien nichts anderes als das Qui­etschen eines Maschi­nen­teilchens sei. Diese Ansicht hat die ganze Gesellschaft und selb­st auch die Kirche geprägt.

Erk­lärt dies auch unseren frag­würdi­gen Umgang mit Tieren zur Deck­ung unseres Fleis­chbe­darfs?
In der Wirtschaft, die, wie der Papst sagt, tötet, ist das Tier bloss eine Sache. Aber wer ein­mal den Blick eines Hun­des gese­hen hat oder ein­mal von ein­er Katze geweckt wurde, weiss: da ist ein füh­len­des Wesen. Tiere sind lei­dende und schmerzempfind­liche Wesen. Wer das nicht erken­nt und nicht erfährt, ist selb­st see­len­los.

Inwieweit hat sich diese Erken­nt­nis in den ver­gan­genen Jahrzehn­ten bei uns durchge­set­zt?
In den ver­gan­genen Jahrzehn­ten sind so viele ange­bliche Unter­schei­dungsmerk­male zwis­chen Men­sch und Tier wider­legt wor­den, dass man ein neues Ver­hält­nis zu den Tieren suchen muss. Und wer in bib­lis­chen Kat­e­gorien spricht, muss auch sagen: Tiere, Pflanzen, ja die ganze Schöp­fung sind in das öster­liche Geheim­nis ein­be­zo­gen. Der Christ muss, sagt eine Vatikanis­che The­olo­genkom­mis­sion, das Tier in die let­zt­gültige Har­monie ein­beziehen. Er muss darum, sagt sie, angesichts des Tieres eine «eucharis­tis­che Hal­tung» ein­nehmen.

Gibt es dem­nach so etwas wie einen Him­mel der Kühe, der Ele­fan­ten?
Nach dem, was ich gesagt habe: natür­lich. Aber ich muss gle­ich hinzufü­gen, dass das, was nach dem biol­o­gis­chen Tod der Men­schen und Tiere geschieht, nur mit dies­seit­i­gen Bildern und Begrif­f­en aus­ge­sagt wer­den kann. Wie es tat­säch­lich sein wird, entzieht sich let­ztlich unseren Aus­sagemöglichkeit­en. Aber ich darf die schön­sten Erin­nerun­gen und Erfahrun­gen aufrufen, wenn ich an den Him­mel denke, und dann mit Marie Luise Kaschnitz hinzufü­gen: «Weniger nicht».

Was bedeutet für Sie «Leib und Seele» und was davon lebt nach dem Tod weit­er?
Diese Frage stelle ich so nicht. Auf­grund dieser Unter­schei­dung sagte man früher: der Leib ver­west, die Ver­nun­ft­seele ist ewig. Die Bibel spricht im Gegen­satz dazu von der «Aufer­ste­hung des Fleis­ches» (lateinis­che Fas­sung des Glaubens­beken­nt­niss­es). Nichts geht ver­loren, was Gott geschaf­fen hat. Alles wird dem Verge­hen und der Ver­we­sung entris­sen, alles wird einge­hen in die Lebens­fülle Gottes.   Andreas Wissmiller/acm


Tiere sind füh­lende Wesen, die Respekt ver­di­enen. Doch braucht es Gourmet­menüs für Katzen und Hunde? Wie weit darf Tier­liebe gehen?

 

 

Redaktion Lichtblick
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