Tai­zé Basel mobi­li­siert Nordwestschweiz

  • Zum Euro­päi­schen Tai­zé-Jugend­tref­fen in Basel vom 28. Dezem­ber 2017 bis 1. Janu­ar 2018 erwar­ten die Orga­ni­sa­to­ren 20 000 Gäste. Hori­zon­te zeigt auf einer Kar­te, wo die­se unterkommen.
  • Im Aar­gau neh­men 11 Kirch­ge­mein­den Gäste auf. Meist jun­ge Leu­te orga­ni­sie­ren mit ihrem Kirch­ge­mein­de-Team Schlaf­plät­ze, Mor­gen­ge­be­te und ver­schie­de­ne Feiern.
  • Tai­zé-Gast­ge­mein­den müs­sen 50 Schlaf­plät­ze bei Pri­vat­per­so­nen anbie­ten. Kein ein­fa­ches Unterfangen.
 «Die­ses Jahr ist das Euro­päi­sche Jugend­tref­fen ein ganz beson­de­res – es fin­det zum 40. Mal statt und erst noch in drei Län­dern auf ein­mal», erklärt Jor­ge Ende Okto­ber in Erlins­bach. Der jun­ge Spa­ni­er besucht zusam­men mit dem 22-jäh­ri­gen Deut­schen Ber­ni im Auf­trag der Tai­zé-Bru­der­schaft die klei­ne Gemein­de am Grenz­ver­lauf der Kan­to­ne Solo­thurn und Aar­gau.

Suche nach Gast­fa­mi­li­en ver­läuft harzig

Bereits dreis­sig Gemein­den in der Nord­west­schweiz haben die bei­den Tai­zé-Volon­tä­re in den letz­ten Wochen besucht. Ihr Auf­trag: Die Gast­ge­mein­den infor­mie­ren und bei den Vor­be­rei­tun­gen unter­stüt­zen. Die wich­tig­ste Fra­ge: Wie fin­den wir Fami­li­en, die bereit sind, Jugend­li­che für vier Näch­te bei sich auf­zu­neh­men? Kein ein­fa­ches Unter­fan­gen, wie Bert­hold Kess­ler vom Seel­sor­ge­ver­band Eiken-Stein gegen­über Hori­zon­te bestä­tigt. Der Pasto­ral­as­si­stent denkt dar­um bereits an eine Koope­ra­ti­on mit ande­ren Gemein­den. «Das kann auch grenz­über­schrei­tend sein – mit Bad Säckin­gen bei­spiels­wei­se.»20 000 bis 25 000 jun­ge Men­schen erwar­tet Jor­ge. In Erlins­bach wol­len Ruth Grad­wohl (19) und Joan­ne Bel­ser (18) mög­lichst 50 Per­so­nen unter­brin­gen, um die Vor­ga­ben für eine Tai­zé-Gast­ge­mein­de zu erfül­len. Noch sind sie weit davon ent­fernt. Die Zahl 50 habe man defi­niert, damit es in den Gemein­den Mor­gen­ge­be­te und Got­tes­dien­ste mit einer gros­sen Zahl an Gästen gebe, erklärt Frè­re Richard vom Tai­zé-Vor­be­rei­tungs­team gegen­über Hori­zon­te.

«50 Plät­ze» ist kein Killerkriterium

Es sei aber nicht so, dass nicht mit­ma­chen kön­ne, wer die­se Zahl nicht errei­che. «Die Erfah­rung hat gezeigt: Wer bis im Lau­fes des Novem­bers 30 Plät­ze anbie­ten kann, schafft auch 50», weiss Frè­re Richard. «Bei Nach­fra­gen erklä­ren sich die Gast­ge­ber dann oft noch bereit, eine Per­son mehr auf­zu­neh­men.» Druck mache man aber nicht. «Wir haben noch immer eine Lösung gefun­den, damit Gast­ge­mein­den mit­ma­chen kön­nen.» Als letz­ten Aus­weg nut­ze man Kol­lek­tiv­un­ter­künf­te wie Pfar­rei­zen­tren.Für den Erlins­ba­cher Pfar­rer Beda Baum­gart­ner steht jeden­falls fest, dass er Ruth und Joan­ne nach Kräf­ten unter­stüt­zen will: «Ich wer­de per­sön­lich ver­schie­de­ne Men­schen anspre­chen», so der Seel­sor­ger. Die Vor­freu­de auf den Anlass und der Umstand, dass Erlins­bach für ein paar Tage Teil eines gros­sen spi­ri­tu­el­len euro­päi­schen Jugend­fe­sti­vals wird, ist ihm sicht­lich anzu­mer­ken. «Das Tai­zé-Tref­fen ist für all jene, die Gäste auf­neh­men, die Chan­ce auf ein unver­gess­li­ches Erleb­nis.» Auch die Cla­ra-Schwe­stern aus dem Lau­ren­zen­bad wol­len Gäste auf­neh­men. Etwas 10 bis 15, heisst es auf Nach­fra­ge.

Erst­mals drei Län­der an der Durch­füh­rung beteiligt

Bereits zum zwei­ten Mal innert zehn Jah­ren fin­det in der Schweiz ein Euro­päi­sches Tai­zé-Jugend­tref­fen statt. 2007 hät­ten Genf und Lau­sanne in Zusam­men­ar­beit mit angren­zen­den fran­zö­si­schen Diö­ze­sen den Anlass aus­ge­rich­tet, erin­nert sich Frè­re Richard. Der gebür­ti­ge Ber­ner gehört schon lan­ge der Gemein­schaft von Tai­zé an. Die guten Erfah­run­gen von damals hät­ten Basel sicher­lich den Weg geeb­net, glaubt Frè­re Richard. Neu sei, dass mit Frank­reich, Deutsch­land und der Schweiz erst­mals drei Län­der an der Durch­füh­rung betei­ligt sei­en. «Ein star­kes Zei­chen in einer Zeit, wo so viel über Gren­zen gespro­chen wird», freut sich Frè­re Richard.Wie die Auf­nah­me von Gästen genau funk­tio­niert, erklä­ren die Tai­zé-Volon­tä­re vor Ort. In Erlins­bach Ber­ni und Jor­ge: «Nie­mand, der nach Basel reist, weiss bis zu sei­ner Ankunft, wo er unter­kommt. Auch die Gast­ge­ber wis­sen nichts über ihre Gäste», erklärt Ber­ni. Das sei eben Teil des Pil­ger­we­ges des Ver­trau­ens. «In Basel emp­fan­gen wir die Jugend­li­chen und geben ihnen einen Weg­be­schrieb mit Tele­fon­num­mer einer loka­len Kon­takt­per­son mit», so Ber­ni wei­ter. «In die­sem Moment rufen wir auch die Gast­ge­ber an und tei­len mit, dass die Gäste ange­kom­men sind.»

«Die Gäste brau­chen kein Bett, nur Platz für die Schlafmatte»

In Erlins­bach wer­den am 28. Dezem­ber Ruth und Joan­ne unter­wegs sein und Jugend­li­che dabei unter­stüt­zen, den Weg zu ihren Gast­fa­mi­li­en zu finden.«Bereitet euren Gästen einen ein­fa­chen, aber herz­li­chen Emp­fang, ermahnt Jor­ge. Zum Schla­fen brau­chen eure Gäste kein Bett. Sie haben ihre Mat­ten und Schlaf­säcke dabei. Das reicht. Geniesst den Aus­tausch mit euren Gästen. Die­se wol­len von euch erfah­ren, wer ihr seid, wie ihr lebt. Und sie wol­len von sich erzäh­len. Das steht im Vor­der­grund«Die Grund­idee des Tref­fens ist, dass es zu einem Aus­tausch zwi­schen den Gästen und der loka­len Bevöl­ke­rung kommt», betont Fabi­an Din­kel, der seit bald einem Jahr als Koor­di­na­tor für Tai­zé Basel arbei­tet. «Die Begeg­nun­gen kön­nen lan­ge nach­wir­ken. Es geschieht immer wie­der, dass der Kon­takt zwi­schen Gast­fa­mi­li­en und Teil­neh­men­den wei­ter­geht.»

Ein Hauch Inter­na­tio­na­li­tät für vie­le klei­ne, länd­li­che Orte

Die gros­sen Hap­pe­nings fin­den in Basel statt. Aber nicht min­der wich­tig ist das Pro­gramm in den Gast­ge­mein­den. In Erlins­bach wer­den Ruth und Joan­ne Mor­gen­ge­be­te für die Gäste und Pfar­rei­an­ge­hö­ri­gen orga­ni­sie­ren. Vor­ge­se­hen ist zudem, dass die Gäste an Sil­ve­ster und Neu­jahr an den Got­tes­dien­sten in der Gast­pfar­rei teil­neh­men. Für Pfar­rer Beda Baum­gart­ner ist klar: «Das sol­len inter­na­tio­na­le Got­tes­dien­ste wer­den.» Wer ein Instru­ment dabei hat, soll die Gesän­ge beglei­ten dür­fen. Und natür­lich hof­fe er auch, dass eini­ge von den Gästen im Got­tes­dienst von sich berich­ten und ein Zeug­nis ihres Glau­bens geben.Höhe­punkt in den Gast­ge­mein­den wer­de das «Fest der Kul­tu­ren», erklärt Jor­ge. «Das ist im Grun­de ein bun­ter Abend», an dem Gast­ge­ber und Gäste ein­an­der mit ver­schie­den­sten Dar­bie­tun­gen über­ra­schen, so Ber­ni.

Ins­ge­samt sind über 100 000 Men­schen involviert

Die sin­gen­den Jugend­li­chen aus aller Her­ren Län­der, die gute Stim­mung, die Aus­sicht auf span­nen­den Aus­tausch, der Hauch von Inter­na­tio­na­li­tät, das geleb­te Ver­trau­en und unver­krampf­te Reli­gio­si­tät: Die Idee, Teil von etwas so Fas­zi­nie­ren­dem zu sein, mobi­li­siert. «All jene, die sich in den Gemein­den an der Orga­ni­sa­ti­on des Tref­fens betei­li­gen und die mehr­köp­fi­gen Gast­fa­mi­li­en — zusam­men­ge­zählt sind das gegen 100 000 Per­so­nen», meint auch Fabi­an Din­kel stolz. 
Andreas C. Müller
mehr zum Autor
nach
soben