Deutsch­land: Zurecht­wei­sung aus Rom

  • Beim Reform­weg der katho­li­schen Kir­che in Deutsch­land tre­ten römi­sche Stel­len auf die Brem­se. Zum zwei­ten Mal in gut zwei Mona­ten haben die deut­schen Bischö­fe hier­zu Post aus dem Vati­kan bekommen.
  • Kar­di­nal Rein­hard Marx hat Kri­tik aus dem Vati­kan am kirch­li­chen Reform­pro­zess in Deutsch­land zurück­ge­wie­sen. Gleich­zei­tig will die Kir­che den Weg der Erneue­rung wei­ter gehen.
 Es wäre hilf­reich gewe­sen, wenn die römi­sche Sei­te vor der «Ver­sen­dung von Schrift­stücken» das Gespräch gesucht hät­te, heisst es in einem Ant­wort­schrei­ben des Vor­sit­zen­den der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz, Kar­di­nal Rein­hard Marx, an den zustän­di­gen römi­schen Kuri­en­kar­di­nal Marc Ouel­let. Dar­über berich­tet die «Frank­fur­ter All­ge­mei­ne Zei­tung» in ihrer Sams­tags­aus­ga­be.

Ent­schei­de allein auf welt­kirch­li­cher Ebene

In einem Brief mit Datum vom 4. Sep­tem­ber hat­te der Lei­ter der römi­schen Bischofs­kon­gre­ga­ti­on die deut­schen Bischö­fe ermahnt, sich kei­ne Ent­schei­dungs­kom­pe­ten­zen für Fra­gen anzu­mas­sen, die allein auf welt­kirch­li­cher Ebe­ne ent­schie­den wer­den könn­ten.In der Ant­wort von Rein­hard Marx heisst es laut FAZ: «Wir hof­fen, dass Ergeb­nis­se einer Mei­nungs­bil­dung in unse­rem Land auch für die Welt­kir­che und für ande­re Bischofs­kon­fe­ren­zen im Ein­zel­fall hilf­reich sind. Jeden­falls kann ich nicht erken­nen, dass und wie­so Fra­gen, zu denen das Lehr­amt Fest­le­gun­gen getrof­fen hat, jeder Debat­te ent­zo­gen wer­den sol­len, wie Ihre Schrei­ben sug­ge­rie­ren.»

«Schwer ver­ein­bar mit dem Kirchenrecht»

Rein­hard Marx hat­te zusam­men mit dem Schrei­ben Ouel­lets ein Gut­ach­ten des Päpst­li­chen Rates für die Geset­zes­tex­te erhal­ten. Dar­in wird das Reform­pro­jekt «syn­oda­ler Weg» als schwer ver­ein­bar mit dem Kir­chen­recht beur­teilt. Die­ses Pro­jekt hat­ten die Deut­sche Bischofs­kon­fe­renz und der Lai­en-Dach­ver­band ZdK im Früh­jahr beschlos­sen, um im Zuge des Miss­brauchs­skan­dals ver­lo­ren­ge­gan­ge­nes Ver­trau­en zurück­zu­ge­win­nen.Rein­hard Marx ver­wahrt sich in dem Schrei­ben dem Bericht zufol­ge gegen den Vor­wurf, die Bischö­fe ver­an­stal­te­ten de fac­to eine Syn­ode, ohne die­se so zu nen­nen. Die Bischö­fe hät­ten für die Bera­tun­gen bewusst kei­ne Form gewählt, die vom Kir­chen­recht erfasst sei, so der Münch­ner Erz­bi­schof an den römi­schen Kar­di­nal: «Sie wis­sen das aus unse­ren Pro­to­kol­len.» Der «syn­oda­le Weg» sei viel­mehr ein Pro­zess eige­ner Art, und daher soll­ten die Sat­zun­gen auch nicht durch die Bril­le kir­chen­recht­lich ver­fass­ter Instru­men­te gele­sen wer­den.

Papst ent­schei­det über wei­te­re Schritte

Zur römi­schen Kri­tik an den Abstim­mungs­re­geln des «syn­oda­len Wegs» bemerk­te Marx, die­se bezie­he sich auf einen Sat­zungs­ent­wurf, der mitt­ler­wei­le über­holt sei. Ohne­hin, so Marx wei­ter, kön­ne kein Beschluss einen Bischof recht­lich bin­den. «Es mag Beschluss­fas­sun­gen geben, die sich an die Bischofs­kon­fe­renz oder an die Bischö­fe wen­den, die dann über den ange­mes­se­nen Weg ent­schei­den, wie mit die­sen Beschlüs­sen umzu­ge­hen ist.» Han­de­le es sich um welt­kirch­li­che Fra­gen, wür­den die­se dem Papst zu wei­te­ren Schrit­ten nach des­sen Ermes­sen über­mit­telt.Trotz Kri­tik aus Rom will die katho­li­sche Kir­che in Deutsch­land ihren Weg inner­kirch­li­cher Refor­men wie geplant fort­set­zen. Nach einem zwei­tä­gi­gen Tref­fen füh­ren­der Ver­tre­ter der Bischofs­kon­fe­renz und des Zen­tral­ko­mi­tees der Katho­li­ken (ZdK) in Ful­da erin­ner­te Kar­di­nal Rein­hard Marx dar­an, dass die Kir­che zu allen Men­schen gesandt sei

Ziel: Ver­trau­en zurückgewinnen

«Die Kir­che ist nicht für sich sel­ber da», so der Vor­sit­zen­de der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz am Sams­tag. ZdK-Prä­si­dent Tho­mas Stern­berg sag­te, es gehe dar­um, Ver­trau­en wie­der­zu­ge­win­nen, «um glaub­wür­dig von unse­rem Glau­ben zu spre­chen». Wie Bischofs­kon­fe­renz und Katho­li­ken-Komi­tee mit­teil­ten, haben die Teil­neh­mer der Kon­fe­renz in Ful­da einen Brief an Papst Fran­zis­kus ver­fasst. Man sei ent­schlos­sen, den «syn­oda­len Weg» als einen «geist­li­chen Pro­zess» zu gestal­ten. Dabei sei «sowohl die Ein­heit der gan­zen Kir­che als auch die Situa­ti­on vor Ort im Blick», heisst es im Brief.Nach der Ful­da­er Ver­an­stal­tung mit rund 45 Teil­neh­mern wur­den vier Arbeits­pa­pie­re ver­öf­fent­licht: Dar­in geht es um die The­men Sexu­al­mo­ral, prie­ster­li­che Lebens­form, Macht und Gewal­ten­tei­lung sowie die Rol­le von Frau­en. In Ful­da dis­ku­tiert, aber nicht ver­öf­fent­licht wur­de die Sat­zung für den «syn­oda­len Weg». Die­ses Papier soll die Grund­la­ge für die Bera­tun­gen wäh­rend der Herbst­voll­ver­samm­lung der Bischofs­kon­fe­renz vom 23. bis 26. Sep­tem­ber eben­falls in Ful­da sein und muss auch noch vom ZdK bespro­chen wer­den. Bei­de Gre­mi­en müs­sen der Vor­ge­hens­wei­se zustim­men, damit der auf zwei Jah­re ange­leg­te «syn­oda­le Weg» plan­mäs­sig im Dezem­ber begin­nen kann. 
Andreas C. Müller
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