Susan­ne Muth: Das neue Gesicht der Diakonie

Susan­ne Muth: Das neue Gesicht der Diakonie

  • Susan­ne Muth hat Anfang 2021 von Kurt Adler-Sacher die Lei­tung der Fach­stel­le Dia­ko­nie der Römisch-Katho­li­schen Kir­che im Aar­gau übernommen.
  • Das dia­ko­ni­sche Wir­ken sicht­bar zu machen und die dia­ko­nisch Täti­gen in den Pfar­rei­en und Pasto­ral­räu­men zu stär­ken, sind auch für die Reli­gi­ons­päd­ago­gin und Bil­dungs­ma­na­ge­rin zen­tra­le Anliegen.

Im Juli 2017 ging die Fach­stel­le Dia­ko­nie der Römisch-Katho­li­schen Kir­che im Aar­gau an den Start. Unter der Lei­tung von Kurt Adler-Sacher nahm sie zügig Fahrt auf, wur­de ab März 2018 per­so­nell auf­ge­stockt mit der Sozi­al­ar­bei­te­rin Oli­via Con­rad und ver­moch­te in den weni­gen Jah­ren ihres Bestehens bereits beacht­li­che Mei­len­stei­ne zu set­zen. Dies stets mit dem Ziel, das viel­fäl­ti­ge dia­ko­ni­sche Wir­ken, ins­be­son­de­re in den Pfar­rei­en und Pasto­ral­räu­men, sicht­ba­rer zu machen sowie die Ver­net­zung unter den dia­ko­nisch Täti­gen zu för­dern. «Die Dia­ko­nie muss, als einer der drei Grund­pfei­ler der katho­li­schen Kir­che, einen gleich­wer­ti­gen Platz bekom­men wie Lit­ur­gie und Ver­kün­di­gung. Im Dienst am Näch­sten zeigt sich ein christ­li­ches Für- und Mit­ein­an­der», heisst es ent­spre­chend im Jah­res­be­richt 2017 der Römisch-Katho­li­schen Kir­che im Aargau.

Ziel: Unüber­seh­bar sein

Augen­fäl­li­ge Pro­jek­te der Fach­stel­le waren bei­spiels­wei­se die Mit­ar­beit bei der Schaf­fung der Not­schlaf­stel­le Aar­gau, die am 1. Sep­tem­ber 2019 eröff­net wer­den konn­te; oder die Bänk­li-Akti­on, bei der unter dem Mot­to «Bei uns haben alle Platz» in den Aar­gau­er Pfar­rei­en und Pasto­ral­räu­men über 50 Sitz­ge­le­gen­hei­ten gebaut wur­den und vie­ler­orts für Dis­kus­si­ons­stoff sorg­ten; oder das Pro­jekt 08/16, bei dem die Fach­stel­le jeweils einem Pasto­ral­raum acht Wochen lang 16 Stun­den pro Woche zur Ver­fü­gung steht, damit das dia­ko­ni­sche Wir­ken vor Ort mass­ge­schnei­dert wei­ter­ent­wickelt wer­den kann. Jüng­ster Coup ist der auf­fäl­li­ge Klein­bus, mit dem das Team der Fach­stel­le Dia­ko­nie seit Som­mer 2020 auf der Piste ist und mit sei­nen bun­ten Auf­schrif­ten «Dia­ko­nie – just do it» und «Wir sind dann mal da» Klar­text spricht.

«Wir sind dann mal da» bezie­hungs­wei­se «Ich bin dann mal da» gilt seit Anfang Jahr auch für Susan­ne Muth. Nach­dem Oli­via Con­rad aus dem Aar­gau in die Ost­schweiz weg­ge­zo­gen ist und somit nicht mehr auf der Fach­stel­le Dia­ko­nie arbei­tet und sich Kurt Adler-Sacher ent­schie­den hat, einen Gang zurück­zu­schal­ten, hat die 42-Jäh­ri­ge neu die Lei­tung der Fach­stel­le Dia­ko­nie inne. 

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Susan­ne Muth ist im Kir­chen­aar­gau kei­ne Unbe­kann­te. Seit dem 1. April 2014 ver­ant­wor­te­te sie die lan­des­kirch­li­che Fach­stel­le Jugend und jun­ge Erwach­se­ne. «Ich begann 2014 allei­ne auf der Fach­stel­le. In den letz­ten Jah­ren konn­te ich sie kon­ti­nu­ier­lich aus­bau­en und schliess­lich, Ende 2020, die Lei­tung an Urs Bisang über­ge­ben», so die Reli­gi­ons­päd­ago­gin und Bil­dungs­ma­na­ge­rin. Zumal sie nach wie vor Tür an Tür mit ihren ehe­ma­li­gen Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen arbei­tet, muss sie sich zwar noch etwas im Los­las­sen der «jun­gen» The­men üben. Gleich­wohl ist ihr Taten­drang in Sachen Dia­ko­nie mehr als spür­bar. «Ich hat­te auf der Fach­stel­le Jugend und jun­ge Erwach­se­ne eine gute Zeit. Jetzt freue ich mich auf das neue Arbeits­feld. Mich reizt es, weil es im Kern dar­um geht, gesell­schaft­lich rele­van­te The­men anzu­spre­chen.» Susan­ne Muth wei­ter: «Das Gute an der Dia­ko­nie ist, dass sie aktu­ell und leben­dig sein kann und nicht bewah­ren muss.» Neben der Zusam­men­ar­beit bei der Bänk­li-Akti­on nimmt sie von der Fach­stel­le Jugend und jun­ge Erwach­se­ne mit, dass es sich lohnt, in den sozia­len Medi­en prä­sent sein, ganz nach dem Mot­to «Tue Gutes und sprich dar­über». «Die sozia­len Medi­en waren nicht so mein Ding, das habe ich defi­ni­tiv von mei­nen ehe­ma­li­gen Mit­ar­bei­ten­den gelernt.»

Bei­trag zur Glaub­wür­dig­keit von Kirche

Dia­ko­nie soll einen Bei­trag zur Glaub­wür­dig­keit der Kir­che von heu­te lei­sten. «Dia­ko­ni­sches Han­deln ist nicht ver­zweckt», erklärt Susan­ne Muth. «Als dia­ko­nisch Täti­ge bin ich nicht für mei­ne Mit­men­schen da, nur damit sie nach­her mehr in den Got­tes­dienst gehen oder sich frei­wil­lig enga­gie­ren. Ich bin eben ein­fach mal da. Die Dia­ko­nie ver­folgt einen bedin­gungs­lo­sen Ansatz, zutiefst christ­lich.» Die neue Fach­stel­len­lei­te­rin: «Kurt Adler-Sacher hat die Stel­le gut eta­bliert. Zusam­men mit ihm gehe ich den ein­ge­schla­ge­nen Weg wei­ter.» Eige­ne Akzen­te schwe­ben ihr vor, sind aber in den ersten Tagen nach Stel­len­an­tritt noch nicht kon­kret: «Der ‹Dienst am Men­schen› lässt sich weit den­ken, das kann genau­so poli­ti­sches Enga­ge­ment sein wie der Ein­satz für mehr Gerech­tig­keit, etwa bei Klimafragen.»

Susan­ne Muth war Pro­jekt­lei­te­rin des lan­des­kirch­li­chen Legis­la­tur­schwer­punkts «Fremd-Sein». Abschlies­send dazu schrieb sie im Jah­res­be­richt 2018, was auch als Ansatz zu ihrer neu­en Auf­ga­be passt: «Wir haben uns als Kir­che anrüh­ren las­sen, von dem, was in unse­rer Gesell­schaft, unse­rer Welt pas­siert. Wir haben uns als Ein­zel­per­so­nen und als Kir­che berüh­ren und letzt­lich ver­än­dern las­sen, sodass wir wie­der­um uns, unse­re Kir­che, unse­re Gesell­schaft und letzt­lich unse­re Welt ange­rührt und ver­än­dert haben. Es hat sich das ereig­net, was der Sozio­lo­ge Hart­mut Rosa eine ‹reso­nan­te Welt­be­zie­hung› nen­nen wür­de. Man könn­te sagen: ‹Das ist doch selbst­ver­ständ­lich.› Und irgend­wie ist es das auch.»

Andreas C. Müller
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