Super­pa­sto­ral­raum Aar­gau­er Limmattal

Super­pa­sto­ral­raum Aar­gau­er Limmattal

Am 15. Mai 2017 dürf­ten die Kirch­ge­mein­den dem Pro­jekt ihren Segen geben. Doch dem gröss­ten Aar­gau­er Pasto­ral­raum droh­te die Blocka­de. Und noch längst nicht alle sind zufrieden.Mit sechs Kirch­ge­mein­den und gesamt­haft 26 000 Gläu­bi­gen wird der Pasto­ral­raum «Aar­gau­er Lim­mat­tal» die gröss­te Seel­sor­ge-Ein­heit des Kan­tons Aar­gau. Am 15. Mai 2017 fin­den in Baden-Ennet­ba­den, Kill­wan­gen, Neu­en­hof, Sprei­ten­bach, Wet­tin­gen und Würenlos aus­ser­or­dent­li­che Kirch­ge­mein­de­ver­samm­lun­gen statt. Ver­ab­schie­det wer­den soll ein Zusam­men­ar­beits­ver­trag – die Basis für die Errich­tung des Pasto­ral­raums am 2. Juli 2017.

Auf­stand in Würenlos

Noch vor weni­gen Wochen sah es so aus, als wür­de das Pro­jekt in der Kirch­ge­mein­de Würen­los blockiert wer­den. Anlass für den Unmut in der Gemein­de war «die Wei­ge­rung der Pro­jekt­lei­te­rin Ulri­ke Zim­mer­mann», die Zele­bran­ten der jewei­li­gen Got­tes­dien­ste im Pasto­ral­raum öffent­lich zu machen. «Die Würen­lo­ser wol­len wis­sen, wer der Zele­brant ist. Dafür kämp­fen wir seit zwei Jah­ren», so Kir­chen­pfle­ge­prä­si­dent Alfred Kol­ler gegen­über Hori­zon­te. Mit der Ver­wei­ge­rung des Zusam­men­ar­beits­ver­tra­ges – de fac­to ein «Nein» zum Pasto­ral­raum – ersann die Kir­chen­ba­sis ein mög­li­ches Mit­tel, ihr Anlie­gen noch ein­mal mit Nach­druck vor­zu­brin­gen. «In Würen­los sind die Leu­te auf­ge­stan­den und haben erklärt, dass man so nicht mit­ma­che», erin­nert sich Alfred Kol­ler.Bereits hat­ten die Kirch­gän­ge­rin­nen und Kirch­gän­ger einen Antrag zuhan­den der aus­ser­or­dent­li­chen Kirch­ge­mein­de­ver­samm­lung vor­be­rei­tet, der ver­lang­te, dem Pro­jekt die Unter­stüt­zung zu ver­wei­gern. Kir­chen­pfle­ge-Prä­si­dent Alfred Kol­ler dazu: «Wir haben die Zusi­che­rung, dass ab Mai die Namen der Zele­bran­ten der Got­tes­dien­ste ver­öf­fent­licht wer­den. Der vor­be­rei­te­te Antrag der Kirch­gän­ger für die aus­ser­or­dent­li­che Kirch­ge­mein­de­ver­samm­lung im Mai kann somit in der Schub­la­de ver­sorgt wer­den.»

Pro­jekt­lei­te­rin demen­tiert Druck von aussen

Auch Ulri­ke Zim­mer­mann, Gemein­de­lei­te­rin von Wet­tin­gen-Würen­los und Pro­jekt­ver­ant­wort­li­che für den Pasto­ral­raum «Aar­gau­er Lim­mat­tal» bestä­tigt: «Im Zuge eines gemein­sa­men Vor­ge­hens in den Pfar­rei­en des zukünf­ti­gen Pasto­ral­raums und der Auf­schal­tung der neu­en Home­page des Pasto­ral­raums wur­den vom Pasto­ral­raum­team ver­schie­de­ne Ent­schei­dun­gen getrof­fen. Unter ande­ren, dass für Sonn­tags­got­tes­dien­ste die Namen von Zele­bran­ten, Pre­di­ger und Mit­wir­ken­den an Sonn­tags­got­tes­dien­sten erwähnt wer­den.» Ulri­ke Zim­mer­mann bestrei­tet, dass dies auf äus­se­ren Druck hin erfolg­te: «Nein, das stimmt nicht! Das ist eine pasto­ra­le Ent­schei­dung, eine unter meh­re­ren. An den aus­ser­or­dent­li­chen Kirch­ge­mein­de­ver­samm­lun­gen, die zeit­gleich in allen sechs Kirch­ge­mein­den statt­fin­den, wird nicht über pasto­ra­le Fra­gen, son­dern über den Zusam­men­ar­beits­ver­trag der Kirch­ge­mein­den und die Finan­zie­rung abge­stimmt wer­den.»Das Schlimm­ste, ein Schei­tern des ambi­tio­nier­ten Pasto­ral­raum­pro­jekts, dürf­te somit abge­wen­det sein. Den­noch bro­delt es an ver­schie­de­nen Orten, auch in Wet­tin­gen. Die Kirch­gän­ger ver­mis­sen nicht nur die Infor­ma­ti­on dar­über, wer Got­tes­dien­ste hält, son­dern sie ärgern sich auch über anste­hen­de Per­so­nal­wech­sel. Mit den Abgän­gen von Pasto­ral­as­si­stent Ste­phan Lau­per und der Pfar­rei­se­kre­tä­rin in St. Anton hat sich die Situa­ti­on wei­ter ver­schärft. «Wir haben kei­ne feste Ansprech­per­son mehr», beklagt sich Heinz Bürg­ler.  Und die ehe­ma­li­ge Pfar­rei­rats­prä­si­den­tin und Lek­to­rin Anne­ma­rie Frey ergänzt: «Wir hat­ten kei­nen Seel­sor­ger mehr, der län­ger als 5 Jah­re in der Pfar­rei geblie­ben ist. Wenn eine Beer­di­gung ansteht, schau­en die Leu­te sich mitt­ler­wei­le ander­wei­tig um, wer die Abdan­kung über­neh­men kann.» Ulri­ke Zim­mer­mann habe bis anhin kei­ne ver­bind­li­chen Ant­wor­ten geben kön­nen, kri­ti­siert Heinz Bürg­ler: «Die Pro­jekt­lei­te­rin für den Pasto­ral­raum ist aus die­sem Grund für mich nicht mehr glaub­wür­dig.» Dem hält Ulri­ke Zim­mer­mann ent­ge­gen: «Im zukünf­ti­gen Pasto­ral­raum wer­den Koor­di­na­ti­on und Ver­net­zung von Per­so­nal ver­bes­sert wer­den.»

Unter­schrif­ten­samm­lung an den Bischof

Gleich­wohl haben 250 ent­täusch­te Kirch­gän­ge­rin­nen und Kirch­gän­ger eine Peti­ti­on unter­schrie­ben, die nach Solo­thurn geschickt wur­de. In die­ser wird ver­langt, dass in der Pfar­rei St. Anton «end­lich eine offi­zi­el­le Ansprech- und Be­zugsperson ein­ge­setzt wird, die gewillt ist, das Pfarreil­eben zu unter­stüt­zen und die Tra­di­tio­nen zu pfle­gen und zu erhal­ten.» Eine Tele­fon­num­mer allein genü­ge nicht. «Die Zustim­mung auf die Unter­schrif­ten­samm­lung war gross», so Initi­ant Andre­as Egloff gegen­über Hori­zon­te. Man habe die Sache auch gegen­über der Gemein­de­lei­te­rin Ulri­ke Zim­mer­mann offen­ge­legt. «Wir haben die Hoff­nung, dass die­se Akti­on doch noch etwas bewir­ken kann, nach­dem vie­le Leu­te ver­ge­bens mit der Gemein­de­lei­te­rin das Gespräch gesucht haben», so Andre­as Egloff.Sor­gen berei­tet vie­len Men­schen an der Kir­chen­ba­sis aber auch die Dimen­si­on des Unter­fan­gens. «Es ist schon die Befürch­tung da, dass das einen Was­ser­kopf gibt«, äus­sert sich bei­spiels­wei­se Anne­ma­rie Frey gegen­über Hori­zon­te. «Ziel des Pasto­ral­raum­kon­zepts ist es, auf die ver­än­der­ten Bedürf­nis­se der Men­schen in der heu­ti­gen Zeit Ant­wort zu geben und den Glau­ben ins Spiel zu brin­gen», ist Ulri­ke Zim­mer­mann über­zeugt. «Auf Ebe­ne Pasto­ral­raum ent­ste­hen aus­ser einer 30 Pro­zent-Sekre­ta­ri­ats­stel­le, die vor allem für Koor­di­na­ti­on und Kom­mu­ni­ka­ti­on zustän­dig ist, kei­ne neu­en Stel­len, son­dern wir arbei­ten mit eige­nen Kräf­ten. Die Koor­di­na­ti­on von Dien­sten und Pro­jek­ten, die mit fast dem­sel­ben Auf­wand anstatt für eine Pfar­rei für acht Pfar­rei­en durch­ge­führt wer­den kön­nen, ist in jedem Fall ein gros­ser Gewinn für alle.»

Die Kir­chen­ge­mein­den spa­ren erst in drei Jahren

Die Kosten für den neu­en Pasto­ral­raum bezif­fert Bea­tri­ce Eglin auf gesamt­haft unge­fähr 160 000 Fran­ken. «Dar­in ent­hal­ten sind alle Per­so­nal- und Sach­ko­sten», so die Prä­si­den­tin der Arbeits­grup­pe für die Zusam­men­ar­beit unter den Kirch­ge­mein­den. Bea­tri­ce Eglin betont, dass man ver­su­che, «die Kosten für die­sen gros­sen Pasto­ral­raum so nied­rig wie mög­lich zu hal­ten».Kri­ti­ker monie­ren gern, dass sich der viel­fach ver­spro­che­ne Pasto­ral­raum-Spar­ef­fekt auf­grund von Syn­er­gien letzt­lich erst spät – wenn über­haupt – ein­stellt. Bea­tri­ce Eglin räumt ein, dass «in einer ersten Pha­se von ein bis drei Jah­ren die Kosten eher etwas anstei­gen dürf­ten. Erst wenn die Zusam­men­ar­beit in den pasto­ra­len Schwer­punk­ten in einen rou­ti­nier­ten Ablauf mün­de­ten, dürf­ten sich Erspar­nis­se für die ein­zel­nen Kirch­ge­mein­den erge­ben. Die Kosten, so die Prä­si­den­tin der Arbeits­grup­pe für die Zusam­men­ar­beit unter den Kirch­ge­mein­den, wür­den — wie in ande­ren Pasto­ral­räu­men –nach einem drei­stu­fi­gen Ver­teil­schlüs­sel ver­rech­net: «Jede Kirch­ge­mein­de bezahlt einen Sockel­bei­trag, alle Per­so­nal­ko­sten wer­den nach Anzahl Katho­li­ken aus­be­la­stet und alle Sach­ko­sten wer­den nach Finanz­kraft aus­be­la­stet». Dies ermög­li­che ein fai­res Ver­tei­len der Kosten auf alle par­ti­zi­pie­ren­den Kirchgemeinden.
Andreas C. Müller
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