Spen­der wol­len mitgestalten

  • Die ver­än­der­te Medi­en­nut­zung beein­flusst auch das Spen­den­ver­hal­ten. Das bekom­men die christ­li­chen Hilfs­wer­ke wie Fasten­op­fer zu spü­ren: Der klas­si­sche Ein­zah­lungs­schein in den Print­me­di­en funk­tio­niert kaum noch – Hori­zon­te bil­det dahin­ge­hend eine Ausnahme.
  • Weil auch die pfar­rei­treue Kir­chen­ba­sis klei­ner wird, sol­len neue Ziel­grup­pen erreicht wer­den, wel­che die Mög­lich­keit haben sol­len, die Fasten­kam­pa­gne mit eige­nen klei­nen Aktio­nen zu unter­stüt­zen. Im Inter­view mit Hori­zon­te erklä­ren Mat­thi­as Dör­nen­burg, Co-Lei­ter Kom­mu­ni­ka­ti­on, und Adri­an Wis­mann, Lei­ter Fund­rai­sing, die sich abzeich­nen­den Trends.
 War­um funk­tio­niert der Ein­zah­lungs­schein bei den mei­sten Pfarr­blät­tern nicht mehr? Adri­an Wis­mann: Wir haben nach einer sorg­fäl­ti­gen Eva­lua­ti­on fest­ge­stellt, dass sich das aus finan­zi­el­len Grün­den bei den mei­sten Titeln nicht mehr lohnt, wenn wir die Pro­duk­ti­ons­ko­sten für so eine Bei­la­ge berück­sich­ti­gen. Bis anhin haben wir die gros­sen Pfarr­blät­ter in Zürich, Basel, Bern, Aar­gau und St. Gal­len bedient, die­ses Jahr nur noch Hori­zon­te und das Eco-Maga­zin in der Roman­die. Mat­thi­as Dör­nen­burg: Lese­rin­nen und Leser kön­nen dort dank der Bericht­erstat­tung im ent­spre­chen­den Medi­um einen kon­kre­ten Bezug zum Ein­zah­lungs­schein her­stel­len. Über eine Geschich­te, wel­che sie inter­es­sant fin­den und die sie zum Spen­den anregt.Bei den mei­sten Print­ti­teln ging also der Spen­den­er­trag zurück? Was sind die Grün­de dafür? Adri­an Wis­mann: Seit eini­gen Jah­ren gibt es einen Trend zu mehr Wech­sel­spen­dern. Die tra­di­tio­nel­le Spen­der­schaft, auf die sich Hilfs­wer­ke wie Fasten­op­fer stüt­zen, wird klei­ner. Auch die Akzep­tanz von Mas­sen­kom­mu­ni­ka­ti­on nimmt ab. Heu­te ist per­so­na­li­sier­te Wer­bung gefragt. Mat­thi­as Dör­nen­burg: Jedoch wür­den unse­re Kam­pa­gnen ohne das Enga­ge­ment von zahl­rei­chen Men­schen in den Pfar­rei­en nach wie vor nur halb so gut lau­fen. Dafür sind wir sehr dank­bar. Adri­an Wis­mann: Das ver­än­der­te Medi­en­nut­zungs­ver­hal­ten stellt uns eben­falls vor neue Her­aus­for­de­run­gen. Immer mehr Men­schen nut­zen die elek­tro­ni­schen Medi­en und spen­den ver­mehrt auf elek­tro­ni­schen Platt­for­men. In der Schweiz hat die­se Ent­wick­lung ent­ge­gen erster Pro­gno­sen nicht so schnell und so stark ein­ge­setzt wie im angel­säch­si­schen Raum oder in Skan­di­na­vi­en.Und wel­che Rol­le spielt die zuneh­men­de Ent­frem­dung unse­rer Gesell­schaft von den Kir­chen? Adri­an Wis­mann: Wir ver­su­chen ver­mehrt auch Spen­den­de anzu­spre­chen, die immer noch mit den Wer­ten der Kir­che ver­bun­den sind, aber nicht mehr einem Kern­pfar­rei­pu­bli­kum ange­hö­ren. Nicht zuletzt des­we­gen haben wir im letz­ten Jahr unse­re Fund­rai­sin­g­ab­tei­lung ver­stärkt und Instru­men­te ent­wickelt, um neue Spen­de­rin­nen und Spen­der zu errei­chen. Mat­thi­as Dör­nen­burg: Ver­schie­de­ne Stu­di­en zei­gen aber, dass Wer­te und Spi­ri­tua­li­tät nach wie vor gefragt sind. Inso­fern dür­fen wir schon klar auf­zei­gen, dass wir aus einer christ­li­chen Posi­ti­on her­aus han­deln. Ich glau­be sogar, dass die Wert­ori­en­tie­rung der Men­schen in Zukunft stär­ker wer­den wird.Füh­ren die erwähn­ten Ver­än­de­run­gen auch dazu, dass sich die Öku­me­ni­sche Fasten­kam­pa­gne inhalt­lich ver­än­dert? Mat­thi­as Dör­nen­burg: An der klas­si­schen Drei­tei­lung hal­ten wir fest: Fasten­op­fer gestal­tet mit der Fasten­zeit eine bestimm­te Zeit, ver­an­kert Soli­da­ri­tät und ruft auf zum Sam­meln auf. Hin­ge­gen wol­len wir stär­ker Erfolgs- oder Hoff­nungs­ge­schich­ten erzäh­len und weni­ger auf Pro­blem­zen­trie­rung set­zen. Ange­sichts der vie­len schwie­ri­gen The­men und Kon­flik­te, mit denen sich die Men­schen beschäf­ti­gen müs­sen und von denen die Medi­en berich­ten, wol­len die Men­schen Lösun­gen sehen. Aus die­sem Grund haben wir schon im ver­gan­ge­nen Jahr mit der Akti­on «Neu­land» begon­nen, ein gutes Bei­spiel für einen posi­ti­ve­ren Ansatz.  Zeich­nen sich wei­te­re Trends ab? Adri­an Wis­mann: Ja, die Men­schen wol­len invol­viert wer­den. Sie wol­len Mit­trä­ger und Mit­ge­stal­ter einer Kam­pa­gne sein.Wie dür­fen wir uns das vor­stel­len? Adri­an Wis­mann: Mit «Join my Chall­enge» geben wir die­ses Jahr den Men­schen im Inter­net die Mög­lich­keit, sich wäh­rend der Fasten­zeit etwas vor­neh­men und dafür Unter­stüt­zer zu fin­den. Bei­spiels­wei­se kann eine Teil­neh­men­de für den täg­li­chen Ver­zicht auf Fleisch wäh­rend einem selbst defi­nier­ten Zeit­raum von Bekann­ten, Ver­wand­ten, oder allen die das toll fin­den, dafür Geld sam­meln , das dann der Öku­me­ni­schen Kam­pa­gne zu gut kommt. Mat­thi­as Dör­nen­burg: Dies steht in der Tra­di­ti­on bereits bestehen­der Aktio­nen, wenn man an die Rosen­ak­ti­on oder die Sup­pen­ta­ge denkt. Aber wir gehen mit die­ser Idee neue Wege und spre­chen damit hof­fent­lich ande­re Per­so­nen auf neu­en Kanä­len an.Das sind span­nen­de Ent­wick­lun­gen. Lässt sich allen­falls schon sagen, wie die Öku­me­ni­sche Kam­pa­gne in zehn Jah­ren funk­tio­nie­ren wird? Mat­thi­as Dör­nen­burg: Der Wan­del der Gesell­schaft hin zu mehr Gerech­tig­keit für alle Men­schen bleibt wich­tig. Die­se Geschich­te wird wei­ter erzählt wer­den. Aber mit wel­chen Mit­teln, ist zum jet­zi­gen Zeit­punkt nur schwer abschätz­bar, weil sich das Umfeld sehr schnell ver­än­dert. Hin­ge­gen wird es wei­ter­hin dar­um gehen, zu zei­gen, dass Ver­än­de­run­gen nur mög­lich sind, wenn sich alle Men­schen enga­geie­ren.Und was ist mit dem klas­si­schen «vio­let­ten Säck­li»? Sind sei­ne Tage gezählt? Adri­an Wies­mann: Das wird es immer noch geben. Das Fasten­op­fer­säck­li ist wie die Toble­ro­ne unter den Schwei­zer Scho­ko­la­den – ein Sym­bol für die Fasten­zeit und die damit ver­bun­de­ne Wert­hal­tung der Soli­da­ri­tät. Das ist uns nach wie vor wich­tig und wir freu­en uns auch, dass das Säck­li noch so zahl­reich bestellt und in den Pfar­rei­en ver­teilt wird. Mat­thi­as Dör­nen­burg: Letzt­lich ist das auch Aus­druck unse­rer Ver­bun­den­heit mit den Pfarreien.
Andreas C. Müller
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