Spen­da­ble Engel in der Einkaufszone

Am ver­gan­ge­nen Wochen­en­de ende­te die dies­jäh­ri­ge Angel Force-Akti­ons­wo­che. Mit der von der kirch­li­chen Jugend­ar­beit in meh­re­ren Kan­to­nen erfolg­reich geführ­ten Kam­pa­gne wol­len Jugend­li­che zei­gen, dass sie bes­ser sind als ihr Ruf. Hori­zon­te war in Aar­au dabei und hat erlebt, dass es die Jugend­li­chen mit ihrer Charme-Offen­si­ve nicht nur leicht haben.Die 12-jäh­ri­ge Stel­la spricht nach und nach ver­schie­de­ne Men­schen an, bie­tet ihnen Gebäck an. Die mei­sten reagie­ren irri­tiert, abweh­rend. «Kei­ne Zeit» oder: «Inter­es­siert uns nicht.», heisst es. Dabei haben die mei­sten Leu­te, die an jenem Sams­tag­vor­mit­tag in der Aar­au­er Innen­stadt ihre Ein­käu­fe erle­di­gen, kei­ne Ahnung, was die Jugend­li­chen über­haupt bezwecken.Nutel­la-Kek­se mit Über­ra­schungs­ef­fekt «Wir wol­len etwas Gutes tun…», meint Mike, der zusam­men mit ande­ren Jugend­li­chen Stel­la hilft. «Wir wol­len den Leu­ten den Tag ver­schö­nern», ergänzt Jonas. Gemein­sam mit ihrem Reli­gi­ons­leh­rer, dem Aar­au­er Seel­sor­ger Beat Schalk, haben Jugend­li­che in der Aar­au­er Igel­weid einen Stand auf­ge­stellt. Syn­es, Mike und Jonas bestücken Tel­ler mit Muf­fins und Nutel­la-Plätz­chen, rüh­ren Oran­gen­punch an. Seli­na und Stel­la mischen sich damit unters Volk. Neben Ver­kaufs­stän­den und Unter­schrif­ten­samm­lern kein ein­fa­ches Unter­fan­gen, doch die Jugend­li­chen las­sen sich nicht ent­mu­ti­gen. «Wer ste­hen bleibt, ist meist ganz über­rascht, dass das, was ich ihnen anbie­te, nichts kostet», so Stel­la. Es sei in der Tat unge­wöhn­lich, bestä­tigt ein Paar, das die Nutel­la-Kek­se pro­biert hat. «Dass man ein­fach so etwas bekommt.» Die Leu­te sei­en zunächst erstaunt, freu­en sich dann aber, bestä­tigt auch Beat Schalk.2 000 Jugend­li­che in 9 Kan­to­nen Mit die­ser und ande­ren Ideen wol­len Schü­le­rin­nen und Schü­ler als Teil der kirch­li­chen Akti­on Angel Force in 9 Kan­to­nen dem Nega­tiv-Image von Jugend­li­chen ent­ge­gen wir­ken und zei­gen, dass jun­ge Leu­te durch­aus sozi­al inter­es­siert und enga­giert sind. Jahr für Jahr im Herbst fin­det eine Angel Force-Akti­ons­wo­che statt, in die­sem Jahr zwi­schen dem 16. — 21. Novem­ber 2015. Gemäss Angel Force-Web­sei­te sind in die­sem Jahr über 2 000 Jugend­li­che betei­ligt. Getra­gen wird Angel Force von den kirch­li­chen Fach­stel­len für Jugend­ar­beit, bezie­hungs­wei­se Jugend­seel­sor­ge sowie direkt von ein­zel­nen Lan­des­kir­chen.Glücks­bot­schaf­ten aus dem Inter­net Für die 14 Jugend­li­chen aus Aar­au, Biber­stein und Küt­ti­gen – alle­samt Siebt­kläss­ler – ist die Teil­nah­me an der Akti­on eine Pre­mie­re. «Herr Schalk hat uns im Reli­gi­ons­un­ter­richt das Pro­jekt vor­ge­stellt», erklärt der 12-jäh­ri­ge Syn­es. «Her­nach haben wir uns in Grup­pen über­legt, was wir genau tun wol­len.» Bald war klar, es soll­te eine Stand­ak­ti­on geben. Als Vor­la­ge dien­ten Ideen aus ver­gan­ge­nen Jah­ren von ande­ren Aktio­nen. Abge­ben woll­ten die Jugend­li­chen aber nicht nur Ess- und Trink­ba­res, son­dern auch «Glücks­bot­schaf­ten. «Dafür haben wir am mei­sten Zeit gebraucht», erklärt Seli­na. An meh­re­ren Nach­mit­ta­gen haben wir das Inter­net durch­sucht und von Hand Zet­tel beschrif­tet und ver­ziert.»Vor­ur­tei­le zim­mern Bild der Jugend Für Beat Schalk war klar: Die Jugend­li­chen soll­ten sich nicht hin­ter ihrem Stand ver­schan­zen, son­dern aktiv auf die Leu­te zuge­hen. «Eine Schü­le­rin kann­te die Akti­on bereits», erin­nert sich der Seel­sor­ger. «Sie hat ihre Mit­schü­le­rin­nen dar­auf vor­be­rei­tet, dass es Mut braucht, Leu­te ein­fach anzu­spre­chen.» Umso will­kom­me­ner ist es den Jugend­li­chen, wenn sie in der Men­ge ein bekann­tes Gesicht erken­nen und von vorn­her­ein Good­will ern­ten. Wer die Reak­tio­nen der Men­schen auf die Akti­on Angel Force beob­ach­tet, erkennt bald: Für ihren Ruf, sei die­ser nun gut oder schlecht, kön­nen die Jugend­li­chen nur bedingt etwas. Es kommt viel­mehr dar­auf an, inwie­weit Erwach­se­ne bereit sind, jun­gen Men­schen unvor­ein­ge­nom­men zu begegnen. 
Andreas C. Müller
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