Sor­ge für die Schöp­fung im Gar­ten verdichtet

  • An Pfing­sten hat das Klo­ster Fahr sei­nen Prop­stei­gar­ten als Lau­da­to si’-Garten eröffnet.
  • Der Gar­ten ist inspi­riert von der Enzy­kli­ka «Lau­da­to si’ – über die Sor­ge für das gemein­sa­me Haus» von Papst Fran­zis­kus aus dem Jahr 2015. 
  • Im Fah­rer Gar­ten ver­bin­den sich Zita­te aus der päpst­li­chen Enzy­kli­ka mit Pas­sa­gen aus dem Werk von Sil­ja Wal­ter. Der medi­tie­ren­de Rund­gang för­dert Bewusst­sein und Sorg­falt für Got­tes Schöpfung.

Wür­den die ehr­wür­di­gen Mau­ern den Gar­ten nicht fest umschlies­sen, er wür­de plat­zen vor blü­hen­dem Leben und saf­ti­gem Grün. Den Ein­tre­ten­den fal­len die Pfingst­ro­sen in den Schoss, hüft­hoch steht die Schwert­li­lie und dane­ben kra­xelt unter­neh­mungs­lu­stig eine Cle­ma­tis an der Wand.

Auf­ruf an alle Menschen

Seit Frei­tag vor Pfing­sten ist die­ser Ort vol­ler Lebens­freu­de der erste «Lau­da­to si’-Garten» der Deutsch­schweiz. Benannt ist er nach der Enzy­kli­ka von Papst Fran­zis­kus «Lau­da­to si’ – über die Sor­ge für das gemein­sa­me Haus» aus dem Jahr 2015. Der Titel des Schrei­bens ver­weist auf den Son­nen­ge­sang des hei­li­gen Fran­zis­kus von Assi­si, der sich radi­kal für die Armen ein­setz­te und eine tie­fe Bezie­hung zur Schöp­fung lebte. 

Anders als üblich rief Papst Fran­zis­kus in sei­nem Schrei­ben nicht nur alle Bischö­fe oder alle Katho­li­ken, son­dern alle Men­schen die­ser Erde dazu auf, den «Schrei der Erde» und den «Schrei der Armen» zu hören.

Sil­ja Wal­ter im Dia­log mit Papst Franziskus

Anläss­lich des 5‑Jah­re-Jubi­lä­ums der päpst­li­chen Enzy­kli­ka ent­stand letz­tes Jahr der erste Lau­da­to si’-Garten in Rom. Die Bene­dik­ti­ne­rin­nen vom Klo­ster Fahr nah­men den Impuls auf und beschlos­sen, der Sor­ge um die Schöp­fung in ihrem Klo­ster­gar­ten einen beson­de­ren Platz zu geben. Novi­zin Judith Sam­son beton­te an der Eröff­nung: «Ein Lau­da­to si’-Garten soll ein beson­de­rer Ort der Har­mo­nie zwi­schen Gott, dem Schöp­fer, der Natur, sei­ner Schöp­fung, den Men­schen, sei­nen Geschöp­fen sowie der Kunst, der mensch­li­chen Schöp­fung, sein.» 

Dabei ist der Gar­ten auch der Bio­di­ver­si­tät und der Nach­hal­tig­keit ver­pflich­tet. Für die Ver­wand­lung in den Lau­da­to si’-Garten wur­den alle Pflan­zen mit Schil­dern ver­se­hen, die Aus­kunft über Name und Beson­der­hei­ten der ein­zel­nen Gewäch­se geben. Eine zen­tra­le Rol­le im Fah­rer Lau­da­to si’-Garten spie­len Tex­te der 2011 ver­stor­be­nen Lyri­ke­rin und Non­ne Sil­ja Wal­ter, wel­che das The­ma «Schöp­fung» immer wie­der ver­dich­te­te. Auf zehn Tafeln ent­lang der Gar­ten­mau­ern sind Zita­te aus Sil­ja Wal­ters Lyrik den zen­tra­len Aus­sa­gen von Papst Fran­zis­kus aus der Enzy­kli­ka «Lau­da­to si’» zuge­ord­net. Besu­che­rin­nen und Besu­cher sind ein­ge­la­den, den Gar­ten medi­tie­rend zu erkun­den und zu geniessen. 

Aus ver­schie­de­nen Ideen gewachsen

Genau so, wie im Klo­ster­gar­ten die unter­schied­lich­sten Pflan­zen gedei­hen, ver­band sich für die Ent­ste­hung des Lau­da­to si’-Gartens die Schaf­fens­kraft ver­schie­de­ner Men­schen mit­ein­an­der. Da ist die Ideen­ge­be­rin, Novi­zin Judith Sam­son, die sich in der glo­ba­len katho­li­schen Kli­ma­schutz­be­we­gung enga­giert. Da ist Prio­rin Ire­ne Gas­smann mit ihrer Offen­heit und ihrem wert­vol­len Netz­werk, wodurch sich eine Zusam­men­ar­beit mit dem Hilfs­werk Fasten­op­fer ergab. Da sind Sil­ja Wal­ter und Mat­häa Wis­mer, ehe­ma­li­ge Fah­rer Schwe­stern, die den Gar­ten mit ihren Wer­ken berei­chern. Und da sind die Mit­glie­der des Ver­eins Pro Klo­ster Fahr, die tat­kräf­tig mit­hal­fen, die Idee zu realisieren. 

Lau­da­to si’ im Klo­ster Fahr

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Der Fah­rer Lau­da­to si’-Garten ist jeder­zeit öffent­lich zugäng­lich. Ab Juni 2021 wird Novi­zin Judith Sam­son schöp­fungs­theo­lo­gi­sche Füh­run­gen und Schwe­ster Bea­tri­ce Beer­li «Gar­ten­füh­run­gen» im Lau­da­to si’-Garten anbie­ten. An bestimm­ten Gedenk­ta­gen und in der «Schöp­fungs­zeit» (1. Sep­tem­ber bis 4. Okto­ber) fin­den Sie Impul­se und spe­zi­el­le Got­tes­dien­ste auf der Web­sei­te des Klo­sters Fahr.

«Der Gar­ten muss leben»

Da ist aber auch, wie gewohnt, mit Arbeits­schür­ze und Erde an den Hän­den, Schwe­ster Bea­tri­ce Beer­li. Bis zur Schlies­sung der Bäue­rin­nen­schu­le im Jah­re 2013 gab sie ihr gros­ses Fach­wis­sen in natur­na­hem Gar­ten­bau an ange­hen­de Bäue­rin­nen wei­ter. Seit­her bepflanzt und pflegt sie den Gar­ten mit Lie­be und pro­fun­der Sach­kennt­nis wei­ter. Neben einer Viel­falt an ein­hei­mi­schen Gemü­sen, Stau­den und Kräu­tern, sind in den Bee­ten auch beson­de­re Gewäch­se wie der Bren­nen­de Busch zu finden. 

Schwe­ster Bea­tri­ce lässt der Schöp­fung ihren Frei­raum: «Es ist kein stei­fer Gar­ten, er muss leben, in Rän­ken, in Kur­ven», so bringt sie ihre Phi­lo­so­phie auf den Punkt. Sorg­fäl­tig ach­tet sie dar­auf, dass Bie­nen, Hum­meln und Vögel Nah­rung und Unter­schlupf fin­den. Nur die Schnecken trägt sie hin­ab an die Bachböschung.

Jede und jeder tut das Mögliche

Der Gar­ten soll auch wei­ter ent­fernt Gutes bewir­ken: Mit dem Ver­kauf von Post­kar­ten unter­stützt das Klo­ster ein Pro­jekt von Fasten­op­fer zur Wie­der­auf­for­stung der Man­gro­ven­wäl­der auf den Phil­ip­pi­nen. Mit dem Lau­da­to si’-Garten fol­gen die Bene­dik­ti­ne­rin­nen im Klo­ster Fahr dem Auf­ruf von Papst Fran­zis­kus, jede und jeder sol­le sich, sei­nen Mög­lich­kei­ten und Talen­ten ent­spre­chend, für den Schutz der Schöp­fung und der Armen ein­set­zen. Novi­zin Judith Sam­son: «Was dar­über hin­aus die Ant­wort unse­res bene­dik­t­i­ni­schen Klo­sters heu­te in Soli­da­ri­tät mit den Armen und der Schöp­fung sein kann, wol­len wir in Zukunft ausloten.»

Marie-Christine Andres Schürch
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