Som­mer­ta­ge vor dem Cheminée

Gut mög­lich, dass die Köl­li­ker Maria gera­de die span­nend­sten Mona­te ihres Lebens durch­macht. Und das, obwohl sie schät­zungs­wei­se 650 Jah­re alt ist. Vor elf Mona­ten hat die Sta­tue ihr Zuhau­se in der katho­li­schen Kir­che Köl­li­ken wegen Bau­ar­bei­ten ver­las­sen. Seit­her tourt sie durch die Pfar­rei und ist bei den ver­schie­den­sten Men­schen zu Gast. Die letz­ten Tage ver­brach­te die Köl­li­ker Maria in der Kapel­le Namen Jesu in Schen­kon. Nun zieht sie in die klei­ne aber fei­ne Woh­nung von Astrid und Hans­rue­di Nide­röst in Schöftland.

Clau­dio Tomas­si­ni: Gesprä­che unter Müttern

Dank eines Zufalls fan­den Clau­dio Tomas­si­ni und die Köl­li­ker Maria zuein­an­der. Der Gemein­de­lei­ter von Sur­see nutz­te die Gunst der Stun­de und brach­te die Köl­li­ker Maria in der Kapel­le Namen Jesu in Schen­kon unter. Dort steht bereits eine Mari­en­sta­tue. Zwei Mari­as in einer Kapel­le – eine unge­wöhn­li­che Konstellation.Clau­dio Tomas­si­ni, Sie haben den Fest­got­tes­dienst zum Kapel­len­ju­bi­lä­um mit zwei Mari­as gefei­ert. Wie haben Sie die Fei­er erlebt? Clau­dio Tomas­si­ni: Es war sehr inter­es­sant, eine Berei­che­rung. Es waren ja nicht nur zwei Mari­as anwe­send, son­dern auch zwei Jesus­kin­der. Des­halb konn­te ich gut auch zu den Kin­dern spre­chen, die am Got­tes­dienst teil­nah­men. Aber nicht nur sie, son­dern alle Got­tes­dienst­be­su­che­rin­nen und –besu­cher zeig­ten gros­ses Inter­es­se an unse­ren Gästen.Blieb Maria auch nach der Fei­er in der Kapel­le? Ja. Sie blieb meh­re­re Tage dort. Ich stell­te sie in die Nähe der ande­ren Maria, so dass sie bei­ein­an­der sein konn­ten. Wer weiss, was die bei­den Frau­en ein­an­der zu erzäh­len hat­ten!Hat die Anwe­sen­heit Mari­as in der Kapel­le etwas bewirkt? Ich glau­be, es sind mehr Leu­te als sonst in die Kapel­le gegan­gen. Jeden­falls habe ich gemerkt, dass bei den zwei Mari­en­sta­tu­en immer Ker­zen gebrannt haben, deut­lich mehr als üblich. Die unge­wöhn­li­che Kon­stel­la­ti­on mit zwei Mari­as übte durch­aus Anzie­hungs­kraft auf die Pfar­rei­an­ge­hö­ri­gen aus.

Astrid und Hans­rue­di Nide­röst: Nur Auf­stel­len reicht nicht

Nach der Wort-Got­tes-Fei­er machen sich Clau­dio Tomas­si­ni und Hans­rue­di Nide­röst an der Holz­ki­ste zu schaf­fen. Vor­sich­tig wol­len sie die Maria hin­ein­le­gen, doch der Kopf der Sta­tue steht am Kisten­rand an, es klemmt. Mit etwas Zir­keln lan­det Maria schliess­lich wohl­be­hal­ten in ihrer Trans­port­ki­ste und dann auf dem Auto­rück­sitz von Astrid und Hans­rue­di Nideröst.Astrid und Hans­rue­di Nide­röst, Maria ist bei Ihnen sozu­sa­gen in den Som­mer­fe­ri­en. Astrid Nide­röst: Genau. Da wir die Feri­en mehr­heit­lich zu Hau­se ver­brin­gen, trifft sich das gut. Natür­lich wer­den wir mal zwei, drei Tage weg­ge­hen, aber in Köl­li­ken in der Kir­che war Maria ja oft auch «allei­ne zu Hau­se». Aus­ser­dem haben wir noch zwei wei­te­re Mari­en­fi­gu­ren zu Hau­se, eine im Schlaf­zim­mer und eine in der Stu­be an der Wand. Die Maria aus Köl­li­ken stel­len wir vors Che­mi­née. Unse­re Woh­nung ist halt eher klein.Wel­che Bezie­hung haben Sie zu Maria? Astrid Nide­röst: Wir pfle­gen eine gute Bezie­hung zur Kir­che, sin­gen bei­de im Kir­chen­chor. 25 Jah­re lang habe ich Werk­tags-Wort­got­tes­dien­ste gestal­tet. Gera­de heu­te fand hier in Schöft­land mei­ne letz­te Fei­er statt. In der Kir­che ver­kör­pert Maria für mich das weib­li­che Ele­ment, die weib­li­chen Eigen­schaf­ten, die wir Gott ja auch zuschrei­ben.Was erhof­fen Sie sich vom Auf­ent­halt der Maria? Astrid Nide­röst: Mit dem Auf­stel­len der Figur ist es ja nicht getan, Maria tut nichts von allei­ne, man muss sel­ber etwas orga­ni­sie­ren. Ich habe vor, eine klei­ne Andacht bei uns zu Hau­se zu fei­ern, zu der ich ein paar Leu­te ein­la­de. Und den Rest las­sen wir auf uns zukom­men. Hans­rue­di Nide­röst: Bei uns zu Hau­se wird Maria noch­mals etwas Neu­es sehen. Ich samm­le Litho­gra­fien und Gemäl­de von Fritz Hug und besit­ze etwa 300 Wer­ke. An unse­ren Wän­den kann Maria etwa hun­dert davon bewundern. 
Marie-Christine Andres Schürch
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