Sie hat Men­schen aller Gene­ra­tio­nen inspiriert

Sie hat Men­schen aller Gene­ra­tio­nen inspiriert

Sie hat Men­schen aller Gene­ra­tio­nen inspiriert

Vor 10 Jah­ren starb Chia­ra Lubich (1920–2008), die Grün­de­rin der welt­wei­ten Fokolar-Bewegung

Lässt sich das Ver­mächt­nis und der Wunsch Jesu – die Ein­heit – auch in Poli­tik, Wirt­schaft, Sport und Kul­tur umset­zen? Eine Frau des 20. Jahr­hun­derts hat dafür ihr Leben ein­ge­setzt: Chia­ra Lubich.Am 14. März vor zehn Jah­ren ist die Grün­de­rin der Foko­lar-Bewe­gung, Chia­ra Lubich, gestor­ben. In 182 Län­dern, auch in der Schweiz, set­zen sich heu­te Men­schen aller Gene­ra­tio­nen, Kul­tu­ren, Reli­gio­nen und ohne reli­giö­ses Bekennt­nis in ihrem Umfeld für Soli­da­ri­tät und Gemein­schaft ein.Begon­nen hat alles im 2. Welt­krieg im nord­ita­lie­ni­schen Tri­ent. Eine klei­ne Grup­pe jun­ger Frau­en küm­mert sich aus dem Impuls der christ­li­chen Näch­sten­lie­be um Men­schen in Not. Sie tei­len mit ihnen das weni­ge, das sie zu essen haben; sie besu­chen sie und hel­fen ihnen unter Lebens­ge­fahr, in die Luft­schutz­bun­ker zu flie­hen. Ein­mal lesen sie im unsi­che­ren Bun­ker bei Ker­zen­schein die Wor­te von Jesus: «Alle sol­len eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sol­len auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast.» (Joh 17,21) Sie ver­ste­hen, dass dies ihre Bestim­mung ist.

Offen für ande­re Bekenntnisse

Davon wur­de in kür­ze­ster Zeit eine wach­sen­de Zahl von Men­schen erfasst. Es ent­stan­den ver­söh­nen­de Begeg­nun­gen unter Ange­hö­ri­gen ver­schie­de­ner Ordens­ge­mein­schaf­ten, Lai­en und Kle­ri­kern. Das Ver­trau­en der Ver­ant­wort­li­chen der Kir­chen, die zunächst mit Skep­sis auf die­se neue Bewe­gung geschaut hat­ten, nahm zu bis hin zur offi­zi­el­len Aner­ken­nung zuerst durch die katho­li­sche Kir­che. Schon bald wur­de Chia­ra Lubich im Auf­trag des dama­li­gen Pap­stes Paul VI. zu Athe­n­agoras gesandt, dem ortho­do­xen Patri­ar­chen von Kon­stan­ti­no­pel. Längst zuvor hat­ten sich ihr bereits Chri­stin­nen und Chri­sten ver­schie­den­ster kirch­li­cher Gemein­schaf­ten und Kon­fes­sio­nen ange­schlos­sen. Spä­ter kamen auch Men­schen ver­schie­de­ner Reli­gio­nen und sol­che ohne ein Glau­bens­be­kennt­nis dazu.Die ersten Schwei­ze­rin­nen und Schwei­zer, die in Berüh­rung mit der Foko­lar-Bewe­gung kamen, waren Refor­mier­te. Sie fan­den ihren Traum, das Wort Got­tes mit ins Leben hin­ein­zu­neh­men, in die­ser neu­en Gemein­schaft ver­wirk­licht. Mit den gros­sen öku­me­ni­schen Begeg­nun­gen «Mit­ein­an­der für Euro­pa» 2004 und 2007 in Stutt­gart setz­te Chia­ra Lubich ent­schei­den­de Impul­se und bear­bei­te­te bis­her wenig beach­te­te Begeg­nungs­fel­der auch mit klei­ne­ren Gemein­schaf­ten und Ver­tre­tun­gen von Frei­kir­chen. Davon pro­fi­tier­te der Dia­log auch unter den Expo­nen­ten der gröss­ten Kon­fes­si­ons­ge­mein­schaf­ten.

Wir­kung in der Politik

Chia­ra Lubichs Impul­se wir­ken auch in die Poli­tik. Sie sprach 1997 an der UNO-Voll­ver­samm­lung und 2001 beim Kon­gress «1000 Städ­te für Euro­pa», auf Ein­la­dung von Her­wig van Staa, Prä­si­dent der Kam­mer der Gemein­den beim Euro­pa­rat. In ver­schie­de­nen Län­dern, auch in der Schweiz, ent­stand ein Netz­werk unter Poli­ti­kern ver­schie­de­ner Par­tei­en, die dem kon­struk­ti­ven Gespräch unter­ein­an­der nicht aus­wei­chen, son­dern gemein­sa­me Lösun­gen ent­wickeln.Ange­sichts der wirt­schaft­li­chen Not und der enor­men Unter­schie­de zwi­schen Arm und Reich hat Chia­ra Lubich das Pro­jekt «Wirt­schaft der Gemein­schaft» ange­stos­sen. Dazu gehö­ren heu­te welt­weit gut 800 Betrie­be, die ihren Gewinn nicht nur für die Inve­sti­ti­on in den eige­nen Betrieb brau­chen, son­dern auch für die Unter­stüt­zung der Armen und die Schu­lung von Men­schen, die aus dem Geist der Soli­da­ri­tät her­aus wirt­schaf­ten.

Brücken zu andern Religionen

Unver­gess­lich sind Chia­ra Lubichs Begeg­nun­gen mit Ver­tre­tern des Islam, bud­dhi­sti­schen Mön­chen und Non­nen, Hin­dus und jüdi­schen Rab­bi­nern. Über­all gelang es ihr in erstaun­li­cher Wei­se, Brücken zu bau­en. Aus der beein­drucken­den Liste der Prei­se, die sie bekom­men hat, sei­en drei erwähnt: 1977 Temp­le­ton­preis für den Fort­schritt der Reli­gi­on; 1996 Unesco-Preis für Frie­dens­er­zie­hung und 1998 Men­schen­rechts­preis des Euro­pa­ra­tes.Trotz all die­ser Ehren blieb sie stets ein Mensch, den man auch auf der Stras­se begrüs­sen konn­te. Sie hör­te auf­merk­sam zu und teil­te vor allem auch per­sön­li­che Erfah­run­gen, durch die sich Men­schen aller Gene­ra­tio­nen ange­spro­chen fühl­ten.Mario Hüb­scher Der Autor ist lei­ten­der Prie­ster des Pasto­ral­raums Olten.www.fokolar-bewegung.ch
Redaktion Lichtblick
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