Seinem Kind den Glauben zutrauen
- Das Ehepaar Kraushaar hat bewusst auf die Taufe der Kinder Lars und Ella im Babyalter verzichtet.
- Als die Eltern bei Sohn Lars Interesse an Glaubensfragen spürten, ermunterten sie ihn, den Religionsunterricht zu besuchen.
- Nach der Taufe, Erstkommunion und Ministrantenaufnahme im Schnellzugtempo hegt Lars bereits Gedanken an fernere Ziele einer allfälligen «Kirchenkarriere».
Selbstbewusst verkündet der 9‑Jährige: «Eine Nachfolge von Pfarrer Amrein habe ich mir bereits überlegt. Mir gefällt das Brotteilen, die verschiedenen Sachen, die ein Priester im Gottesdienst sagt. Der Priester ist eine wichtige Person, spielt in der Kirche eine besondere Rolle.»
Zuerst kam der Religionsunterricht
Der Vater von Lars, Thomas Kraushaar, wuchs in Urdorf bei Zürich auf, besuchte dort sonntags mit der Familie den Gottesdienst, «weil damals halt alle in die Kirche gingen». Angelina Kraushaar stammt aus Russland. Der Kirchenbezug erschloss sich ihr erst durch das Studium der Kunstgeschichte. Zu Beginn ihrer Beziehung lebte das Paar in den Vereinigten Arabischen Emiraten. «Nochmals eine ganz andere Perspektive aufs Thema Glauben», erinnert sich Thomas Kraushaar. Diese unterschiedlichen Prägungen waren mitentscheidend, dass sich das Ehepaar Kraushaar nach der Geburt der Kinder Lars und Ella vorerst gegen deren Taufe entschied.
Vor eineinhalb Jahren zog die Familie nach Zufikon bei Bremgarten. «Mami und Papi hatten die Idee, dass ich hier den Religionsunterricht besuchen soll», erinnert sich Lars. «Mami begleitete mich jeweils zum Unterricht.» Von aussen betrachtet ein überraschender Entscheid. Für Thomas Kraushaar nur logisch. «Wir beobachteten Lars und seine Interessen und hatten das Gefühl, dass es etwas für ihn wäre», so der 50-Jährige. Dass die Eltern ein gutes Gspüri hatten, zeigte sich rasch. Lars war interessiert bei der Sache, was die zuständige Katechetin bewog, Pfarrer Franz Xaver Amrein auf eine allfällige Taufe anzusprechen.
«Lars sprach das Taufgelübte selbst»
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Im Rahmen eines Hausbesuchs erläuterte der Seelsorger Familie Kraushaar alles Wissenswerte rund um das Sakrament der Taufe. Lars weiss es noch genau: «Er erzählte uns von den vier Kästli.» Franz Xaver Amrein schmunzelt. «Anhand des Bilds der vier Schubladen eines Kästlis erklärte ich die Struktur der Feier mit Eröffnung, Taufgottesdienst, Wortgottesdienst und Abschluss». Auch ging der Seelsorger auf die Bedeutung der verschiedenen Handlungen während einer Tauffeier ein. «Man erlebt die Feier intensiver, wenn man weiss, welche Handlung was bedeutet.» Thomas Kraushaar bestätigt: «Das Taufgespräch verhalf uns wirklich zum besseren Verständnis.»
In der letzten Osternacht hätte es – inhaltlich perfekt passend – schliesslich soweit sein sollen. Aus bekannten Gründen musste die Taufe verschoben werden. Weil sich Lars jedoch bereits entschieden hatte, die Erstkommunion zu empfangen, musste die Taufe kurz davor stattfinden. Thomas Kraushaar lachend: «Der Vorteil dabei war, dass wir seine Taufkerze bis zur Erstkommunion eine Woche später erst gar nicht versorgen mussten.» Im Gegensatz zu einer Babytaufe stand Lars auf einem Schämeli am Taufstein und sprach alle Gelübde selber. «Ich war nur vorher etwas nervös», so der aufgeweckte Junge.
Taufe, Erstkommunion und Ministrant in ein und demselben Jahr
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In der Vorbereitung zur Erstkommunion waren alle, auch Lars’ Eltern eingeladen, den Umschlag der Kinderbibel für ihr Kind zu gestalten. Lars, der selber gerne bastelt und zudem das Tennisspielen zu seinen Hobbies zählt, liest seither fleissig im Erstkommuniongeschenk. «Besonders gefallen haben mir bis jetzt die Geschichte mit dem Baum des Lebens und die Erzählung von Gut und Böse.» Wer den jungen Mann so reden hört, wundert sich nicht, dass er schon kurz nach der Erstkommunion Anfang September anmeldete, Ministrant werden zu wollen. «Das passt zu mir», befand er, «weil es mir gefällt.» Zum Zufiker Patrozinium an Martini gab es eine erste Begrüssung der neuen Minis — die grosse Aufnahme ist für Pfingsten 2021 geplant. Noch hielt der Knoten ums Mini-Gewand nicht perfekt, «aber ich habe ihn auch erst einmal geübt», gibt Lars zu.
«Lars konnte alles nachvollziehbar erleben»
«Ich sage Eltern stets, wenn es ihr Ernst ist, ihr Kind auf dem Glaubensweg zu begleiten, müssen sie damit rechnen, dass es auch sie verändert», erinnert sich Franz Xaver Amrein. «Ich wundere mich tatsächlich selber über meine aktuelle Präsenz in der Kirche. Der Antrieb kommt aber klar von Lars und wir unterstützen ihn einfach dabei», so Thomas Kraushaar und der Manager fährt fort: «Es war gut, ihn erst jetzt taufen zu lassen. So hat er alles nachvollziehbar erlebt. Diese Beteiligung am Geschehen habe ich etwa bei der Erstkommunion nicht bei allen Kindern als gleich stark empfunden.»