Schrei­ben im Klo­ster: Ein Schlag­licht auf schrei­ben­de Non­nen und Mönche

Schrei­ben im Klo­ster: Ein Schlag­licht auf schrei­ben­de Non­nen und Mönche

«Nicht gesehn, nicht genannt …»

Schrei­ben im Klo­ster: Ein Schlag­licht auf schrei­ben­de Non­nen und Mönche

Im Mit­tel­al­ter waren sie Brut­stät­ten krea­ti­ver Gei­ster. Sind unse­re Klö­ster auch heu­te noch Stät­ten, wo Lite­ra­tur und Kunst entstehen?Die neu­ste Aus­ga­be der Schwei­zer Lite­ra­tur­zeit­schrift «Orte» zeigt, dass auch im 21. Jahr­hun­dert hin­ter Klo­ster­mau­ern Dich­te­rin­nen und Künst­ler am Werk sind – zumeist abseits des Medi­en­be­triebs. Umso ver­dienst­vol­ler, dass «Orte» drei Non­nen und drei Mön­che aus Schwei­zer Klö­stern vor­stellt, die seit Jahr­zehn­ten künst­le­risch tätig sind oder waren.Der am 11. August 2017 ver­stor­be­ne Bene­dik­ti­ner­pa­ter Bru­no Ste­phan Sche­rer, gebo­ren 1929 in Gret­zen­bach, war 1949 ins Klo­ster Maria­stein ein­ge­tre­ten. Als Lyri­ker blieb er der Natur und sei­ner Hei­mat im solo­thur­ni­schen Nie­der­amt ver­bun­den. «Mit den Flocken / fal­le ich / aus stol­zen Höhn / ins rei­ne Weiss / der Demut hin», heisst es im Gedicht «Win­ter im Novi­zi­at». «Eine Flocke / unter vie­len, / nicht gesehn, / nicht genannt, / eine Flocke / in der Nacht». Ein Sinn­bild für das ein­sa­me Schrei­ben im Klo­ster? Nicht unbe­dingt für Bru­no Ste­phan Sche­rer, der als Lyri­ker durch­aus Aner­ken­nung fand und unter ande­rem mit dem Preis für Lite­ra­tur des Kan­tons Solo­thurn (1990) aus­ge­zeich­net wur­de.Die bekann­te­ste unter den sechs Por­trä­tier­ten ist Sil­ja Wal­ter, gebo­ren 1919 in Ricken­bach SO. Sie wur­de 1948 Bene­dik­ti­ne­rin und schuf wäh­rend über 60 Jah­ren im Klo­ster Fahr AG ein umfang­rei­ches lite­ra­ri­sches Werk, bis zu ihrem Tod im Jahr 2011. Ihre Gedich­te sind oft an Gott gerich­tet, per­sön­li­chen und direkt. So liest man bei ihr: «Ich sit­ze / ver­steckt im Hasel­ge­büsch / und / wisch mir den Mund / von der Sucht / nach der sün­di­gen Frucht.»Schwe­ster Dome­ni­ca Detho­mas (*1944), Prio­rin des Frau­en­klo­sters St. Johann in Müst­a­ir, schreibt in ihrer Mut­ter­spra­che Roma­nisch, ein von ihr selbst auf Deutsch über­setz­tes Gedicht ist in bei­den Spra­chen abge­druckt. Eine wit­zi­ge, kon­kre­te, aber viel­schich­ti­ge Spra­che erklingt in den Gedich­ten von Pater Eugen Bol­lin (*1939) vom Klo­ster Engel­berg. Schwe­ster Moni­ka Thumm (*1952), Äbtis­sin der Zister­zi­en­se­rin­nen­ab­tei Maria­zell Wurms­bach in Rap­pers­wil-Jona, gibt im Inter­view Aus­kunft über Schaf­fen als Kom­po­ni­stin. Ein ein­zig­ar­ti­ges Tätig­keits­feld hat Bru­der Gerold Genoni vom Klo­ster Ein­sie­deln: Als «Gar­de­ro­bier» des Gna­den­bil­des von Ein­sie­deln klei­det er die­ses 18 Mal pro Jahr aus ihrem 40 Gewän­der umfas­sen­den Klei­der­schrank neu ein. Dar­über berich­tet der Jour­na­list und Buch­au­tor Genoni in einem höchst leben­di­gen und anek­do­ten­rei­chen Text gleich sel­ber.Chri­sti­an von ArxLite­ra­tur­zeit­schrift Orte, Nr. 196, Mai 2018. Orte Ver­lag, Schwell­brunn. Die Gedicht­bän­de von P. Bru­no Ste­phan Sche­rer sind beim Klo­ster Maria­stein erhält­lich. Die Gesamt­aus­ga­be der Wer­ke von Sil­ja Wal­ter erscheint im Pau­lus­ver­lag (Freiburg/Schweiz). Eine hand­li­che Aus­wahl aus ihrem Werk ist in der Rei­he «Solo­thur­ner Klas­si­ker» im Knapp Ver­lag (Olten, 2017) greifbar.
Redaktion Lichtblick
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