Schmerz und Lie­be der Mütter

Schmerz und Lie­be der Mütter

Lukas 7,11–15Und es geschah danach, dass Jesus in eine Stadt namens Naïn kam; sei­ne Jün­ger und ­eine gros­se Volks­men­ge folg­ten ihm. Als er in die Nähe des Stadt­tors kam, sie­he, da trug man einen Toten her­aus. Es war der ein­zi­ge Sohn sei­ner Mut­ter, einer Wit­we.  Und vie­le Leu­te aus der Stadt beglei­te­ten sie. Als der Herr die Frau sah, hat­te er Mit­leid mit ihr und sag­te zu ihr: Wei­ne nicht! Und er trat her­an und berühr­te die Bah­re. Die Trä­ger blie­ben ste­hen und er sag­te: Jüng­ling, ich sage dir: Steh auf! Da setz­te sich der Tote auf und begann zu spre­chen und Jesus gab ihn sei­ner Mut­ter zurück.Ein­heits­über­set­zung 2016 

Schmerz und Lie­be der Mütter

Wenn ich an die hei­li­ge Moni­ka den­ke, dann kom­men mir die vie­len Müt­ter und Gross­müt­ter in den Sinn, die mir schon sor­gen­voll von ihren Kin­dern oder Enkeln erzählt haben: Kin­der, die nicht getauft sind; Kin­der, die frü­her mit Begei­ste­rung bei den Fami­li­en­got­tes­dien­sten dabei waren oder viel­leicht sogar bei den Mini­stran­ten mit­ge­macht haben, um sich dann irgend­wann als Jugend­li­che von der Kir­che zu ver­ab­schie­den; Kin­der, die Wege ein­schla­gen, wel­che Müt­ter oder Gross­müt­ter nicht nach­voll­zie­hen kön­nen.Auch die hei­li­ge Moni­ka litt jahr­zehn­te­lang dar­un­ter, dass ihr Sohn sich nichts aus dem christ­li­chen Glau­ben mach­te, ja, dass er zwar sehr erfolg­reich war, aber in ihren Augen ein lie­der­li­ches Leben führ­te.Man könn­te in Moni­ka ein­fach eine Frau sehen, die Mühe hat­te, ihren Sohn los­zu­las­sen. Eine Frau, die sich dau­ernd ein­ge­mischt hat – und das auch noch unter dem Deck­män­tel­chen der Fröm­mig­keit. Doch das wür­de ihr wohl kaum gerecht.Ein gros­ses Anlie­gen war ihr, dass Augu­sti­nus nicht nur klug und erfolg­reich leb­te, son­dern dass sein Leben einen tie­fe­ren, tra­gen­den Grund bekam – und dies hat sie ihm ein Leben lang vor­ge­lebt. Eine Ermu­ti­gung für uns, tag­täg­lich unse­ren Glau­ben zu leben und durch unser Leben zu zei­gen, was uns trägt, was uns Halt und Sinn gibt. Dies wird bestimmt auch unse­re Kin­der und Jugend­li­chen prä­gen oder ins Fra­gen brin­gen. Wann und wie wis­sen wir nicht – aber wir kön­nen den Samen dazu streu­en. Wahr­schein­lich wer­den sie dann ihren Glau­ben anders leben oder ande­re Aus­drucks­for­men haben als wir heu­te – aber das scheint mir ein ganz nor­ma­ler Pro­zess. Auch wir prak­ti­zie­ren unse­ren Glau­ben heu­te anders als es unse­re Eltern getan haben.Eine wei­te­re Stär­ke die­ser Frau war, dass sie mit ihrem Sohn in Bezie­hung geblie­ben ist – obwohl sie oft mit sei­nem Tun und sei­nem Lebens­wan­del nicht ein­ver­stan­den war, obwohl es zu Streit kam, obwohl sich Augu­sti­nus ihr oft auch ent­zog, und trotz aller Trä­nen und allem Her­zens­leid. Sie hat­te die Kraft, die Bezie­hung auf­recht­zu­er­hal­ten. Da, wo heu­te Bezie­hun­gen zu Bruch gehen – beson­ders auch zwi­schen Eltern und Kin­dern –, weil sie sich die gegen­sei­ti­gen Erwar­tun­gen nicht erfül­len kön­nen oder wol­len, da kann uns die Geschich­te der hei­li­gen Moni­ka viel­leicht Mut machen, dran­zu­blei­ben.Auch wenn sie sich aus unse­rer heu­ti­gen Sicht viel­leicht etwas zu viel in das Leben ihres Soh­nes ein­misch­te, so ist es ihr den­noch gelun­gen, die eige­nen Wün­sche und Erwar­tun­gen nicht ein­fach mit Got­tes Wil­len zu ver­wech­seln, son­dern offen zu sein für den Hei­li­gen Geist.Und schliess­lich hat sie an die Macht des Gebe­tes geglaubt. Gebet für ande­re kann Wun­der wir­ken – das ist die Bot­schaft, die sie uns ver­mit­telt. Ähn­lich wie bei der Wit­we im oben­ste­hen­den Evan­ge­li­um, so hat Gott wohl auch die Trä­nen der hei­li­gen Moni­ka gese­hen und ihre Gebe­te erhört. Durch ihr Ver­trau­en in das Gebet und in die Mög­lich­kei­ten Got­tes ist sie zur Patro­nin aller Müt­ter gewor­den, die an der Sor­ge um ihre Kin­der oft fast ver­zwei­feln.Nadia Miri­am Kel­ler, Theo­lo­gin, ursprüng­lich Pfle­ge­fach­frau, arbei­tet in der Pfar­rei St. Odi­lia, Arlesheim
Redaktion Lichtblick
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