Schlussdokument ist entworfen
Die Bischofssynode über Ehe und Familie geht in ihre entscheidende Phase. Am Donnerstagnachmittag, 22. Oktober, erhielten die Synodalen den ersten Entwurf für das Schlussdokument des Weltkirchentreffens zur Diskussion. Nach Angaben des indischen Kardinals Oswald Gracias, Mitglied der vom Papst ernannten zehnköpfigen Redaktionskommission, hat der Text weniger als 100 Abschnitte.
Entstanden ist der Entwurf auf Grundlage von mehreren hundert Änderungsvorschlägen, den sogenannten «modi» zum ursprünglichen Arbeitspapier der Synode. Nach gründlicher Lektüre werden die Synodalen am Samstag, 24. Oktober, über die einzelnen Paragrafen abstimmen. Wie der Erzbischof von Mumbai bei der Pressekonferenz im Vatikan weiter mitteilte, sind die jeweiligen Abschnitte «eher allgemein» gehalten. Oswald Gracias betonte, der Entwurfstext wolle allen Positionen Raum geben, um für das Plenum möglichst akzeptabel zu sein.
Weniger konträre Positionen als 2014
Mit Blick auf die Frage nach der Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten sagte der Kardinal, es gehe um das Gleichgewicht zwischen der unveränderbaren Lehre der Kirche und der veränderten Lebensrealität der Menschen. Seit dem Schreiben «Familiaris consortio» von Johannes Paul II. seien mehr als 30 Jahre vergangen. Oswald Gracias betonte, unter den Modi habe es diesmal weniger konträre Positionen gegeben als bei der Synode im Oktober 2014. Deshalb sei er zuversichtlich, dass es ein «guter Text» sei, so der Kardinal.
Vermutlich enttäuscht
Der Erzbischof von Kapstadt, Stephen Brislin, sagte im Interview mit CIC, dem Partner von kath.ch in Rom: «Ich denke, dass Leute, die Änderungen hin zu einem Kommunionempfang für wiederverheiratete Geschiedene als unmittelbares Ergebnis erwarten, vermutlich enttäuscht sein werden.»
Spekulationen um Falschmeldung über Hirntumor
Derweil sorgte die Falschmeldung vom Mittwoch, 21. Oktober, Papst Franziskus leide unter einem Hirntumor, für Mutmassungen über die möglicherweise dahinter stehenden Absichten. Italienische Medien vermuteten Gegner seines Reformkurses als Hintermänner. Die Vatikanzeitung «Osservatore Romano» schrieb am 22. Oktober: «Der gewählte Zeitpunkt offenbart die manipulative Absicht, die hinter dem Staubaufwirbeln steckt.» Der deutsche Kardinal Walter Kasper kommentierte den Vorgang laut den Berichten mit den Worten: «Wahrscheinlich hat man damit die Synode stören wollen.»
Kein «Kampf der zwei Linien»
Kardinal Walter Kasper dementierte ausserdem die Vermutung, bei den Debatten in der Synode gehe es letztlich um einen theologischen «Kampf der zwei Linien» zwischen ihm und Joseph Ratzinger, dem emeritierten Papst Benedikt XVI. Er habe immer mit ihm zusammengearbeitet, auch wenn sie bisweilen unterschiedliche theologische Positionen vertreten hätten, sagte der Kardinal in einem Interview. Das sei in der Theologie «normal».