Dar­um trat Abt Beda zurück: «Das Amt hat mich belastet»

  • Der Rück­tritt von Abt Beda als Vor­ste­her des Bene­dik­ti­ner­klo­sters Muri-Gries kam für vie­le sehr über­ra­schend. Erst vor zwei­ein­halb Jah­ren hat­te der aus Kling­nau stam­men­de Beda Szu­kics die­ses Amt neu übernommen.
  • Das Amt habe ihn bela­stet, erklär­te der nun­meh­ri­ge Pater Beda gegen­über Hori­zon­te, dar­um füh­le er sich jetzt befreit, wenn auch trau­rig, dass er nicht erreicht habe, was er wollte.
 Am 29. Juni teil­te das Bene­dik­ti­ner­klo­ster Muri-Gries in Bozen (I) in einer kur­zen Medi­en­mit­tei­lung über­ra­schend mit, dass Abt Beda Szu­kics sein Amt als 60. Abt und 11. Pri­or des Kon­vents nie­der­ge­legt habe. Bis zur Wahl sei­nes Nach­fol­gers noch in die­sem Herbst ste­he Pater Otto Grill­mei­er dem Klo­ster als Admi­ni­stra­tor vor. Als Anlass für den Rück­tritt von Abt Beda nach nur zwei­ein­halb Jah­ren im Amt wur­den in der Medi­en­mit­tei­lung «per­sön­li­che Grün­de» ange­ge­ben. Auch das Zitat, das in der Mit­tei­lung steht, gibt kei­ne genaue­ren Hin­wei­se auf die wah­ren Grün­de für Abt Bedas har­ten Ent­scheid: «Ich möch­te den Weg der klö­ster­li­chen Gemein­schaft unter­stüt­zen und die wei­te­re Ent­wick­lung des Klo­sters mit­tra­gen und beglei­ten. Es ist mein Wunsch, wie­der ver­mehrt für den Schwei­zer Teil unse­res Klo­sters da zu sein.»

Gelö­ster Ein­druck am Telefon

Ob wohl doch das Heim­weh nach Sar­nen für den Ent­scheid von Abt Beda mit­ver­ant­wort­lich war? Immer­hin hat da sei­ne Lauf­bahn als Bene­dik­ti­ner­pa­ter begon­nen. Nach sei­ner Prie­ster­wei­he im Jah­re 1986 war Beda Szu­kics als Reli­gi­ons­leh­rer im Kol­le­gi Sar­nen tätig. Zudem amte­te er als Öko­nom und Biblio­the­kar der Gemein­schaft, die ihn 1991 zum Sub­pri­or und 2009 zum Pri­or wähl­te. Im Inter­view, das Abt Beda zu Weih­nach­ten 2017 mit der Schweiz am Sonn­tag führ­te, sag­te er: «In den letz­ten 30 Jah­ren ist Sar­nen mei­ne Hei­mat gewor­den. Das ist bis­her die läng­ste Zeit in mei­nem Leben, in der ich an einem Ort war.»Hori­zon­te woll­te es genau­er wis­sen und hat Pater Beda mit­ten in sei­nen Feri­en erreicht. Am Tele­fon mach­te der Ordens­mann einen sehr gelö­sten Ein­druck. Auf die Fra­ge nach dem Heim­weh ant­wor­te­te er: «Das Heim­weh war an einem klei­nen Ort. Ich habe Sar­nen als Abt ja wei­ter betreut und ver­sucht, ein­mal im Monat dort zu sein.»

«Es hat mir nicht gut getan»

Was war es also dann, das ihn dazu bewo­gen hat, sein Amt vor­zei­tig nie­der­zu­le­gen? Pater Beda über­legt kurz und sagt dann: «Es hat mir ein­fach nicht gut getan. Ich muss­te mer­ken, dass ich die Vor­aus­set­zun­gen dafür zu wenig habe.» Geschei­tert ist Abt Beda sei­ner Ein­schät­zung nach an Pro­jek­ten, die er nicht zum Lau­fen brach­te und am Kon­takt und Aus­tausch mit sei­nen Brü­dern, den er nicht rich­tig pfle­gen konn­te. «Ich hat­te mir vor­ge­nom­men, neue Pro­jek­te zu ent­wickeln, um uns als Gemein­schaft neu aus­zu­rich­ten. Das soll­te unser Bei­trag für die Kir­che in der Zukunft wer­den. Das woll­te ich in Gang brin­gen. Aber ich wur­de damit nicht von allen Brü­dern gut auf­ge­nom­men.»Die ver­gan­ge­nen zwei­ein­halb Jah­re hät­ten ihm schwer auf der See­le gele­gen, sagt Pater Beda: «Die­ses Nicht-Vor­wärts­trei­ben mei­ner Pro­jek­te war das Schwer­ste. Die vie­len Ver­pflich­tun­gen, die ich als Abt hat­te, waren nicht ein­mal das Schlimm­ste. Es war das Amt sel­ber, das mich bela­stet hat.»

«Befreit und gleich­zei­tig traurig»

Im Inter­view mit der Schweiz am Sonn­tag hat Beda Szu­kics in Bezug auf die aus­ster­ben­den Klo­ster­ge­mein­schaf­ten gesagt: «Ich fin­de, auch ein guter Schluss ist etwas Gutes.» Ist denn der Schluss, den sei­ne Kar­rie­re als Abt gefun­den hat, für ihn ein guter? «Nein, das ist sicher kein guter Schluss – aber ein not­wen­di­ger. Ich wur­de für zwölf Jah­re gewählt und habe nach gut zwei Jah­ren auf­ge­ge­ben. Das ist nicht gut. Aber mir war am Ende auch kör­per­lich unwohl. Das war eine sehr inten­si­ve, schwie­ri­ge Zeit. Ich habe zwar auch posi­ti­ve Erfah­run­gen dabei gemacht, aber jetzt spü­re ich eine gros­se Erleich­te­rung. Ich füh­le mich befreit und gleich­zei­tig trau­rig, weil ich nicht das erreicht habe, was ich woll­te.» Sei­ne Mit­brü­der hät­ten jeden­falls Ver­ständ­nis gezeigt, als er ihnen sei­nen Rück­tritt erklärt habe. «Auch wenn sie dadurch in eine schwie­ri­ge Situa­ti­on kamen, so konn­ten sie mei­nen Ent­scheid doch nach­voll­zie­hen.»

Zurück nach Sarnen?

Die Regel des Ordens sieht vor, dass nach einem Rück­tritt inner­halb von drei Mona­ten ein neu­er Abt gewählt wer­den muss. Das ist für die immer klei­ner wer­den­de Gemein­schaft von Muri-Gries, zu der auch das Klo­ster Muri im Frei­amt und das Kol­le­gi­um Sar­nen gehö­ren, kei­ne leich­te Auf­ga­be. Orga­ni­sie­ren muss die Abt­wahl der inte­ri­mi­sti­sche Admi­ni­stra­tor, Pater Otto Grill­mei­er. Auf die Wahl sei­nes Nach­fol­gers hat Pater Beda nicht mehr und nicht weni­ger Ein­fluss als sei­ne Mit­brü­der. So kann er auch kei­nen Hin­weis dar­auf geben, wer dafür wohl in Fra­ge käme.Aber wer auch immer als Abt von Muri-Gries folgt, Pater Beda hat aus eige­ner Erfah­rung einen guten Rat für ihn: «Bleib im Gespräch mit dei­nen Mit­brü­dern! Das ist bei mir zu kurz gekom­men.» Seit sei­nem Rück­tritt lebt der vor­ma­li­ge Abt Beda nun als Pater Beda wei­ter im Klo­ster Muri-Gries. Aber sobald sein Nach­fol­ger gewählt ist, wird er mit ihm das Gespräch suchen, denn er hat einen gros­sen Wunsch: «Ich wür­de sehr ger­ne nach Sar­nen zurück­keh­ren und da wie­der die Lei­tung übernehmen.»
Christian Breitschmid
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