«Posi­ti­ver Umgang mit Sexua­li­tät ist die beste Prävention»

«Posi­ti­ver Umgang mit Sexua­li­tät ist die beste Prävention»

«Posi­ti­ver Umgang mit Sexua­li­tät ist die beste Prävention»

Die Sexu­al­the­ra­peu­tin Esther Eli­sa­beth Schütz erwar­tet von der Kir­che, dass sie die Sexua­li­tät thematisiert

Sexu­el­le Über­grif­fe mit Homo­se­xua­li­tät in Ver­bin­dung set­zen, ist eine «Anmas­sung»: Das sagt die Sexolo­gin und Sexu­al­the­ra­peu­tin Esther Eli­sa­beth Schütz auf Anfra­ge von kath.ch. Sie for­dert die Kir­che auf, sich mit Sexua­li­tät aus­ein­an­der­zu­set­zen. Ver­bo­te bei die­sem mensch­li­chen Grund­be­dürf­nis sei­en falsch.Weih­bi­schof Mari­an Ele­gan­ti hat sich unlängst zu den Über­grif­fen in den USA geäus­sert und dabei die Taten mit Homo­se­xua­li­tät in Zusam­men­hang gebracht. «90 Pro­zent ste­hen in einem direk­ten Zusam­men­hang mit einer homo­se­xu­el­len Ver­an­la­gung und Nei­gung», sag­te er. Denn die Opfer sei­en nicht Kin­der, son­dern Her­an­wach­sen­de und Semi­na­ri­sten im Alter von 16 oder 17 Jah­ren gewe­sen. Damit schliesst er auf eine homo­se­xu­el­le Nei­gung der Täter.Die Fra­ge, ob ein sol­cher Schluss zuläs­sig ist, beant­wor­tet Esther Eli­sa­beth Schütz vom Insti­tut für Sexu­al­päd­ago­gik und Sexu­al­the­ra­pie (ISP) in Uster bewusst nicht: «Eine sol­che Äus­se­rung ist eine Anmas­sung im Zusam­men­hang mit einem Unter­su­chungs­be­richt, der von über 1000 Über­grif­fen an Jun­gen, Mäd­chen und Kin­dern spricht, die von rund 300 katho­li­schen Prie­stern der katho­li­schen Kir­che began­gen und von kirch­li­chen Auto­ri­tä­ten ver­tuscht wur­den», sagt die Kli­ni­sche Sexolo­gin und Sexu­al­the­ra­peu­tin dezi­diert. Wenn sie auf die Fra­ge nach einem Zusam­men­hang von Miss­brauch und Homo­se­xua­li­tät ant­wor­ten wür­de, wür­de sie indi­rekt die­se Ver­tu­schung unter­stüt­zen.

Ver­bo­te füh­ren nicht zum Ziel

«Die katho­li­sche Kir­che hat lan­ge kei­ne Ver­ant­wor­tung dafür über­nom­men, wie sie mit dem The­ma Sexua­li­tät in der kirch­li­chen Insti­tu­ti­on umgeht. Dar­um geht es hier.» Die katho­li­sche Kir­che müs­se aner­ken­nen, dass die Sexua­li­tät nicht ein­fach über Ver­bo­te abge­stellt wer­den kön­ne und sie end­lich the­ma­ti­sie­ren.«Sexua­li­tät gehört zu den mensch­li­chen Grund­be­dürf­nis­sen», sagt Schütz. «Die­ses sichert das Über­le­ben der Mensch­heit, daher ist es so stark. Ein posi­ti­ver Umgang mit die­sem Grund­be­dürf­nis ist die beste Prä­ven­ti­on!»Mit Ver­bot meint Schütz nicht pri­mär den Zöli­bat, der sexu­el­le Kon­tak­te mit ande­ren Men­schen ver­bie­tet. Im Vor­der­grund steht für sie das Ver­bot der Selbst­be­frie­di­gung. «Je stär­ker das Ver­bot der Selbst­be­frie­di­gung ist, desto weni­ger kann eine posi­ti­ve Bezie­hung zu einem Teil des eige­nen Kör­pers ent­ste­hen.»Prie­ster, die Kin­der und Jugend­li­che sexu­ell aus­beu­te­ten, könn­ten sagen: «Ich mache gar nichts», weil die Wahr­neh­mung der Emp­fin­dun­gen ihrer eige­nen Geni­ta­li­tät blockiert sei, so Schütz. Solan­ge Prie­ster kei­nen posi­ti­ven Zugang zu ihrer eige­nen Geschlecht­lich­keit hät­ten, käme es umso eher zu ver­bo­te­nen sexu­el­len Hand­lun­gen wie der sexu­el­len Aus­beu­tung.

Für Aner­ken­nung der Selbstbefriedigung

Die Aus­sa­ge, dass die zöli­ba­t­ä­re Lebens­form die Gefahr der sexu­el­len Über­grif­fig­keit erhöht, wür­de Schütz nicht unter­schrei­ben. Das Risi­ko, über­grif­fig zu wer­den, sei gross, «wenn Sexua­li­tät nicht als Quel­le des Mensch­seins aner­kannt wird.» Nur ein klei­ner Teil der Men­schen kön­ne die­ses sexu­el­le Grund­be­dürf­nis sub­li­mie­ren, also in ande­re Bah­nen len­ken, ist Schütz über­zeugt.«Die Lie­be zu sich selbst» meint die Sexolo­gin, «heisst unter ande­rem, den eige­nen Kör­per in sei­ner Ganz­heit anzu­neh­men und wert­zu­schät­zen.» Dazu gehör­ten die Geschlechts­or­ga­ne mit ihrer Fähig­keit der sexu­el­len Erre­gung eben­so wie die eige­nen Gefüh­le.Unge­ach­tet ob jemand zöli­ba­t­är oder in einer Bezie­hung lebe, «kön­nen Män­ner und Frau­en in der Selbst­be­frie­di­gung die sexu­el­le Erre­gung mit ihren Emo­tio­nen ver­bin­den ler­nen und sie als posi­ti­ve Kraft mensch­li­chen Daseins auto­nom leben.» In die­sem Sin­ne sei Selbst­be­frie­di­gung gesell­schaft­lich und von der Kir­che als «gleich­wer­ti­ge Form der Sexua­li­tät anzu­er­ken­nen wie jene zwi­schen zwei Men­schen.»Syl­via Stam, kath.ch
Redaktion Lichtblick
mehr zum Autor
nach
soben