Pil­gern vor Mikro­fon und Kamera

Pil­gern vor Mikro­fon und Kamera

Pil­gern ist in. Auch die säku­la­ren Medi­en haben das Wall­fah­ren ent­deckt. Die Aar­gau­er Zei­tung pil­gert in sechs Fol­gen durchs Frei­amt, wäh­rend Schwei­zer Radio und Fern­se­hen SRF die­ser Tage eine histo­ri­sche Pil­ger­trup­pe von Basel nach Fri­bourg schickt. Hori­zon­te traf die zeit­rei­sen­den Wall­fah­rer in Maria­stein und ana­ly­sier­te die neue Dimen­si­on des Pilger-Hypes.Emsig kau­ern drei aus der Zeit gefal­le­ne Män­ner auf dem feuch­ten Boden vor einer jener Höh­len in Maria­stein, die vor 500 Jah­ren von Pil­gern auf­ge­sucht wur­den – lan­ge bevor das Klo­ster dar­über errich­tet wur­de. Die drei Män­ner in mit­tel­al­ter­li­cher Klei­dung ver­su­chen Feu­er zu machen, der­weil zwei Frau­en, eben­falls in histo­ri­scher Auf­ma­chung, Möh­ren und Lauch rüsten.

Die Crew im Gast­hof, die Pil­ger auf dem nack­ten Fels

«Him­mel noch­mal, mei­ne Hand!», ent­fährt es dem Aar­gau­er Jung­spund Noël Emmen­eg­ger. Abwech­selnd mit Radio-Mode­ra­tor Ralph Wicki und dem ehe­ma­li­gen Schwei­zer­gar­di­sten Fro­win Bach­mann schlägt er eine Eise­n­ö­se auf einen Feu­er­stein. Ab und an sprin­gen Fun­ken auf das dar­un­ter lie­gen­de Zun­der­bett, doch kei­ner ver­fängt. Die Grup­pe ist Teil eines Living Histo­ry-Pro­jekts von Schwei­zer Radio und Fern­se­hen SRF und wird umringt von Jour­na­li­sten mit Kame­ras und Mikro­fon, die alles für das inter­es­sier­te Fernseh‑, Radio- und Inter­net­pu­bli­kum doku­men­tie­ren.«Du bist wohl nicht sehr zuver­sicht­lich, dass wir noch eine Sup­pe kochen», meint Ralph Wicki gegen­über Marie-The­re­se Zgrag­gen, die begon­nen hat, die Möh­ren roh zu ver­spei­sen. Die Grup­pe ist hung­rig. Eine gut acht­stün­di­ge Wan­de­rung haben die fünf hin­ter sich gebracht. Seit der Ankunft in Maria­stein sind bereits meh­re­re Stun­den ver­gan­gen, und noch immer brennt kein Feu­er. Das SRF-Team, das dar­auf war­tet, ob es die Pil­ger schaf­fen, ein Feu­er zu ent­zün­den, lässt die Spei­se­kar­te des nahe gele­ge­nen Gast­hofs her­um­ge­hen. Wäh­rend die Pro­duk­ti­ons­crew die Nacht in wei­chen Bet­ten zubrin­gen wird, muss die Pil­ger­grup­pe auf dem feuch­ten Höh­len­bo­den näch­ti­gen.

Bit­te­re Iro­nie der Geschichte

«Als ich die Höh­le sah, war ich zuerst geschockt», erklärt Andrea Reber. «Hier soll­ten wir schla­fen? Auf dem kal­ten Stein?» «Dabei hat­ten wir uns alle dar­auf ein­ge­stellt, im Klo­ster über­nach­ten zu kön­nen», ergänzt Marie-The­re­se Zgrag­gen. Doch weil es vor 500 Jah­ren in Maria­stein noch kein Klo­ster gab, muss die Pil­ger­grup­pe draus­sen schla­fen, wie ihnen von der Pro­duk­ti­ons­lei­tung und Bru­der Leon­hard namens der Ordens­ge­mein­schaft eröff­net wird. Welch bit­te­re Iro­nie der Geschich­te.Bei einem Bau­ern dür­fen sich die fünf Pil­ger mit Nah­rungs­mit­teln und Stroh­säcken ein­decken, die als Matrat­zen die­nen. Feu­er­holz tra­gen die SRF-Jour­na­li­sten her­bei. «Ver­gesst nicht, das Holz aus den Net­zen zu packen. Die sind fürs Bild stö­rend», mahnt Mat­thi­as Tho­mi, der für «Schweiz aktu­ell» das Pro­jekt vor Ort koor­di­niert.

Der Klo­ster­bru­der bringt Feuer

Auch wenn Bru­der Leon­hard die Pil­ger nicht auf­neh­men durf­te, steht er dem SRF-Pro­jekt auf­ge­schlos­sen gegen­über. «Das ist ein Weg, unse­ren Wall­fahrts­ort bekannt zu machen», erklärt er gegen­über Hori­zon­te. Offen­sicht­lich ist ihm nicht ganz wohl dabei, dass die Pil­ger­grup­pe eine feucht­kal­te Nacht vor den Klo­ster­to­ren zubrin­gen muss. Dem Bene­dik­ti­ner ist nicht ent­gan­gen, wie die Pil­ger auf den ihnen zuge­wie­se­nen Auf­ent­halts­ort reagiert haben. Zudem hat der Wet­ter­be­richt neue Nie­der­schlä­ge ange­kün­det. Sor­ge und Neu­gier füh­ren den Klo­ster­pa­ter zur Däm­me­rung erneut hin­ab zu den Höh­len. Er wer­de eine Later­ne brin­gen, ver­spricht er. «Nach dem Abend­ge­bet», fügt er noch an.Es ist fast schon dun­kel, als Bru­der Leon­hard mit der Later­ne zurück­kehrt. Plötz­lich steht er da. Das Kame­ra­team schickt ihn noch­mals zurück, um die Ankunft des «Deus ex machi­na» fürs Publi­kum ein­fan­gen zu kön­nen. «Vor 500 Jah­ren gab es zwar noch kein Klo­ster hier, aber Maria­stein war bereits ein Wall­fahrts­ort», erklärt Bru­der Leon­hard gegen­über Hori­zon­te. Und Geist­li­che gab es auch schon, die sich um die Pil­ger küm­mer­ten», ergänzt Bru­der Leon­hard augen­zwin­kernd. Die geist­li­che Unter­stüt­zung passt ins Nar­ra­tiv des Pro­jekts.

Medi­en­prä­senz ist für ver­ka­bel­te Pil­ger gewöhnungsbedürftig

Kur­ze Zeit spä­ter brennt ein Feu­er, über der die Sup­pe kocht. «Halt», ruft der Kame­ra­mann. «Nicht so schnell. Wir haben doch Stun­den auf die­sen Moment gewar­tet.» Zum Glück bro­delt noch nicht das gan­ze Gemü­se im Topf. Die Grup­pe posiert beim Zube­rei­ten des Nacht­mahls. Etwas Salz, Öl, ein paar Kräu­ter, Wurst und Käse sor­gen für einen über­ra­schend ange­neh­men Geschmack.Wie kommt die mit Mikro­fo­nen ver­ka­bel­te Pil­ger­grup­pe damit klar, dass sie über wei­te Strecken medi­al beglei­tet wird? «Wir sind noch nicht rich­tig in Fluss gekom­men», meint Ralph Wicki am ersten Abend. An die Prä­senz der Pro­duk­ti­ons­crew muss sich selbst der Radio­mo­de­ra­tor erst noch gewöh­nen. «Es ist schon viel für eine so klei­ne Grup­pe wie wir.»

Publi­kum ent­schei­det per Online-Voting

Die ket­ze­ri­sche Fra­ge drängt sich auf, wie sinn­voll es denn ist, Pil­gern als Living Histo­ry-Pro­jekt zum Medi­en­hap­pe­ning zu machen, bei dem das Publi­kum per Online-Voting dar­über ent­schei­det, ob die Pil­ger­grup­pe durch einen Fluss waten muss oder die Brücke neh­men darf.Der Histo­ri­ker Jan Mül­ler fin­det sol­che Pro­jek­te grund­sätz­lich eine gute Sache. «Vie­le Men­schen haben ein leb­haf­tes Inter­es­se dar­an, zu erfah­ren, wie die Men­schen frü­her gelebt und wie sie Kri­sen bewäl­tigt haben», erklärt der Mit­tel­al­ter­ex­per­te und Prä­si­dent des Ver­eins Bur­gen­freun­de bei­der Basel. «Hin­zu kommt: Wir Men­schen lie­ben Geschich­ten. Geschich­te muss also erzählt wer­den. Über die­se Erzäh­lun­gen kön­nen wir dann nach unse­rer Geschich­te suchen und somit uns selbst ver­ste­hen und defi­nie­ren. Living Histo­ry-Pro­jek­te kom­men die­sem Bedürf­nis ent­ge­gen, indem sie dra­ma­tisch auf­be­rei­tet und als Geschich­te erzählt, sol­che Iden­ti­fi­ka­ti­ons- und Dis­kus­si­ons­an­läs­se bie­ten.» Zudem gehe es bei Living Histo­ry-Pro­jek­ten eben nicht um Köni­ge, Kai­ser und Päp­ste, son­dern um ein­fa­che Men­schen und deren All­tag.

Insze­nier­te, nicht authen­ti­sche Vergangenheit

Kri­tisch sei hin­ge­gen, dass For­ma­te wie «Leben vor 500 Jah­ren – Auf Pil­ger­rei­se» auf­grund ihrer sub­jek­ti­ven Nach­voll­zieh­bar­keit dazu ver­lei­ten könn­ten, sie für objek­tiv wahr und eben authen­tisch zu hal­ten», gibt Jan Mül­ler zu beden­ken. «Wir soll­ten nicht ver­ges­sen, dass es sich um eine bewusst kon­stru­ier­te, eine aus der Sicht von heu­te insze­nier­te Ver­gan­gen­heit han­delt und nicht um eine authen­ti­sche Ver­gan­gen­heit.»Nach­dem Hape Ker­kling mit sei­nem Best­sel­ler «Ich bin dann mal weg» im Jah­re 2006 eine neue Pil­ger­wel­le los­ge­tre­ten hat, sur­fen auf die­ser mitt­ler­wei­le auch die säku­la­ren Medi­en. Par­al­lel zur Entou­ra­ge um Ralph Wicki ist auch Eddy Scham­bron, Redak­tor der Aar­gau­er Zei­tung auf Wall­fahrt. In sechs Tei­len pil­gert er für sei­ne Leser­schaft zu ver­schie­de­nen Andachts­stät­ten im Frei­amt.

Pil­gern als Aus­druck eines reli­giö­sen Bedürfnisses

Dass Pil­gern mitt­ler­wei­le auch für Mit­mach­for­ma­te her­hal­ten darf, fin­det Chri­stoph Wil­den nicht wei­ter bedenk­lich. Im Gegen­teil. Der stell­ver­tre­ten­de Lei­ter der Öku­me­ni­schen Gemein­schaft Klo­ster Bein­wil, am zwei­ten Pil­ger­tag Gast­ge­ber für die SRF-Trup­pe, sieht viel Posi­ti­ves: «Immer weni­ger Men­schen gehen in Got­tes­dien­ste, die Bedeu­tung des Kirch­li­chen nimmt immer mehr ab. Aber mit dem Pil­gern kommt eine Gegen­be­we­gung, die ein reli­giö­ses Bedürf­nis zum Aus­druck bringt.»SRF-Pro­jekt­lei­te­rin Cathy Fla­via­no beeilt sich denn auch, gegen­über Hori­zon­te den seriö­sen Cha­rak­ter des For­mats «Leben vor 500 Jah­ren» zu erklä­ren. Man arbei­te mit Histo­ri­kern zusam­men, habe die Teil­neh­mer sorg­fäl­tig aus­ge­wählt und wol­le die­se auch nicht vor­füh­ren. «Den reli­giö­sen Aspekt neh­men wir gross­flä­chig ins Bild ins Bild: Mit Hin­ter­grund­be­rich­ten zum The­ma Pil­gern, aber auch system­im­ma­nent: Zu Beginn ihrer Rei­se erhielt die Grup­pe einen Segen, unter­wegs kom­men unse­re Pil­ger immer wie­der mit reli­giö­sen Orten in Berüh­rung und mit Fro­win Bach­mann haben wir einen gläu­bi­gen Men­schen in der Grup­pe, der auf­grund sei­ner Kar­rie­re als Schwei­zer­gar­dist einen beson­de­ren Bezug zur The­ma­tik mit­bringt.»

Fro­win Bach­mann: «Pil­gern ist auch Gebet.»

De fac­to ist Fro­win Bach­mann, wie sich her­aus­stellt, der ein­zi­ge Teil­neh­mer in der Grup­pe mit Wall­fahrts­er­fah­rung. Unter ande­rem auf dem Fran­ken­weg, auf dem auch die ersten Schwei­zer­gar­di­sten nach Rom gekom­men sei­en, habe er bereits gepil­gert. Das Pro­jekt von Radio SRF 1 habe ihn sofort gereizt, erklärt der 52-Jäh­ri­ge. «Der Rhyth­mus des Lau­fens bringt dich auto­ma­tisch zu dir selbst», so Fro­win Bach­mann. Nicht umsonst dis­ku­tiert die Pil­ger­grup­pe täg­lich über Lebens­fra­gen wie den Auf­bruch oder das Über­win­den.Pil­gern, das sei aber auch, sich auf wenig zu beschrän­ken, erklärt Fro­win Bach­mann. Die Idee, es den Men­schen aus der Zeit um 1517 nach­zu­ma­chen, tra­ge zusätz­lich dazu bei, auf all den Über­fluss und die Kon­sum­ar­ti­kel zu ver­zich­ten, die man heu­te habe. «Pil­gern ist aber auch Gebet. Das ist für mich sehr wich­tig – genau­so wie die Kir­che. Das alles ist ein gros­ser Schatz und ich kann gar nicht ver­ste­hen, dass so vie­le Men­schen die Augen davor ver­schlies­sen, meint der ehe­ma­li­ge Schwei­zer­gar­dist. Und schliess­lich sei Pil­gern auch Gemein­schaft. Das kön­ne man am SRF-Pro­jekt sehr schön sehen. «Sich für ande­re die Fin­ger wund schla­gen», erklärt er lachend in Anspie­lung an den miss­lun­gen Ver­such, wie vor 500 Jah­ren Feu­er zu machen und zeigt Pfla­ster und Ver­band an bei­den Dau­men.

Hil­de­gard Aepli: «Pil­gern bedeu­tet auch Schmerzen»

Tag für Tag ist die Grup­pe um Ralph Wicki zwi­schen vier und acht Stun­den unter­wegs. Je nach Topo­gra­fie sind es zwi­schen 13 und 30 Kilo­me­ter. Man habe sich an heu­ti­gen Durch­schnitts­wan­der­zei­ten ori­en­tiert, erklärt die SRF-Pro­jekt­ver­ant­wort­li­che Cathy Fla­via­no. Bei der Rou­ten­wahl habe man sich auf alte Pil­ger­we­ge gestützt, wobei die Strecke auch über Schloss Neu-Bech­burg ober­halb von Oen­sin­gen füh­ren soll­te, um die Pil­ger mit der Bau­ern­fa­mi­lie des ande­ren Living Histo­ry-Pro­jekts von SRF, «Im Schat­ten der Burg», zusam­men­zu­füh­ren. Schloss Neu-Bech­burg errei­chen die Pil­ger heu­te Don­ners­tag und wer­den dort einen Tag ver­wei­len, bevor es am Sams­tag wei­ter via Solo­thurn und Bern nach Fri­bourg geht.Hil­de­gard Aepli, die im ver­gan­ge­nen Jahr die Pil­ger­rei­se «Für eine Kir­che mit den Frau­en» von St. Gal­len nach Rom anführ­te und bereits wäh­rend 7 Mona­ten 4300 Kilo­me­ter nach Jeru­sa­lem pil­ger­te, darf mit Fug und Recht als zeit­ge­nös­si­sche Exper­tin im Bereich Pil­gern ange­se­hen wer­den. Zwi­schen 22 und 36 Kilo­me­ter bewäl­tig­te Hil­de­gard Aepli jeweils pro Tag mit ihren Beglei­te­rin­nen und Beglei­tern.Auf Wid­rig­kei­ten ange­spro­chen, nennt die St. Gal­ler Pasto­ral­as­si­sten­tin kör­per­li­che Schmer­zen, Span­nun­gen in der Grup­pe, brü­ten­de Hit­ze, aber auch Bedro­hung durch bewaff­ne­te Per­so­nen – ganz so, wie es wohl auch für die Pil­ger um 1507 der Fall gewe­sen sein dürf­te. Im Gegen­satz zu den histo­ri­schen Pil­gern von SRF näch­tigt Hil­de­gard Aepli beim Pil­gern nie «wild», son­dern immer in einer Unter­kunft. «Ich habe mich auch stets gewei­gert, ein Zelt mit­zunh­men», erklärt sie lachend. «Dafür füh­le ich mich mitt­ler­wei­le zu alt.»

Ein wei­ches Bett in Beinwil

Aber auch die SRF-Pil­ger müs­sen nicht jeden Abend unter frei­em Him­mel über­nach­ten, wie der zwei­te Pil­ger­tag in Bein­wil zeig­te. Ralph Wickis Pil­ger­schar wur­de über Nacht von der Öku­me­ni­sche Gemein­schaft Klo­ster Bein­wil auf­ge­nom­men. «Bei uns durf­ten sie in Ein­zel­zim­mern mit Bett über­nach­ten und muss­ten kein Aske­se-Pro­gramm machen», erklärt Chri­stoph Wil­den. Nach den Stra­pa­zen des zwei­ten Tages bestimmt eine Erleich­te­rung. «Die Pil­ger kamen am Diens­tag erst gegen 21.30 Uhr und völ­lig durch­nässt an», so Chri­stoph Wil­den.Fürs Abend­essen konn­ten sich die fünf Pil­ger dann mit an den Tisch in der Gemein­schaft set­zen. Der Rah­men war vor­ge­ge­ben: Kur­ze Gebets­im­pul­se und Mahl­zei­ten in Stil­le. Ganz so, wie es vor 500 Jah­ren wohl auch gehand­habt wur­de. Klei­ne Pil­ger­grup­pen wur­den ger­ne beher­bergt, hoff­te man doch, dass ein Teil der Gna­de, den die Wall­fah­ren­den erlan­gen wür­den, auf die Gast­ge­ber abfiel.«Bein­wil ist heu­te kein klas­si­sches Klo­ster mehr. Wir sind eine öku­me­ni­sche Gemein­schaft auf monasti­scher Basis, bestehend aus Men­schen, die aus­ser­halb der Klo­ster­mau­ern ihr Ein­kom­men erwirt­schaf­ten», erklärt Chri­stoph Wil­den. Aus die­sem Grund sei­en meist nur etwa zwei Per­so­nen vor Ort, wes­halb man kein Son­der­pro­gramm fah­ren kön­ne. «Gleich­wohl haben wir dar­auf geach­tet, Din­ge zu ent­fer­nen, die es vor 500 noch nicht gege­ben hat», so Chri­stoph Wil­den. Also Kar­tof­feln oder Kaf­fee.

Marie-The­re­se Zgrag­gen: «Es geht um Grundbedürfnisse»

Noël Emmen­eg­ger wurmt es, dass es mit dem Feu­er­ma­chen nicht geklappt hat. Gleich­wohl geniesst er die Sup­pe. Er sei halt schon der Aben­teu­rer, erklärt der 24-jäh­ri­ge Het­ten­schwi­ler am ersten Abend in Maria­stein gegen­über Hori­zon­te. Aus die­sem Grund habe er sich auch beim SRF-Pil­ger­pro­jekt bewor­ben. Um zu sehen, wie das war vor 500 Jah­ren. «Die dün­nen Soh­len der mit­tel­al­ter­li­chen Schu­he habe ich schon gespürt an den Fer­sen», meint er, kratzt sich und schüt­telt sich den Dreck aus den Klei­dern. «Wir sehen schon jetzt ziem­lich dreckig aus», meint Marie-The­re­se Zgrag­gen. Und im Gepäck habe man für die ins­ge­samt zwölf Tage nur ein Unter­ge­wand, zwei Unter­ho­sen und zwei paar Socken als Reser­ve. «Ja, es geht uns pri­mär um Grund­be­dürf­nis­se», erklärt die 63-jäh­ri­ge Früh­rent­ne­rin und Kräu­ter­spe­zia­li­stin aus Alt­dorf. «Spi­ri­tua­li­tät ist zunächst ein­mal Neben­sa­che», meint sie lachend und ergänzt: «Die von der Crew haben uns gesagt, wir sol­len uns jeden Abend gut auf Zecken absuchen.» 
Andreas C. Müller
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