Pfar­rer Lukas Kun­dert fin­det das Kon­zept des KIRK ver­al­tet und zu brav

«Kir­che als Bewe­gung erleb­bar machen»

Pfar­rer Lukas Kun­dert fin­det das Kon­zept des KIRK ver­al­tet und zu brav

Am öku­me­ni­schen Tag der Kir­chen am Rhein­knie (KIRK) vom 5. Mai in Mul­hou­se fehl­te die Evan­ge­lisch-refor­mier­te Kir­che (ERK BS), wäh­rend die Refor­mier­ten aus Basel­land, dem Elsass und dem Mark­gräf­ler­land dabei waren, wie auch die Katho­liken. «Kir­che heu­te» frag­te Kirchenrats­präsident Pfar­rer Lukas Kun­dert nach den Gründen.Herr Pfar­rer Kun­dert, war­um fehl­te die Evan­ge­lisch-refor­mier­te Kir­che Basel-Stadt am KIRK 2018? Pfar­rer Lukas Kun­dert: Schon seit Län­ge­rem sind wir zum Schluss gekom­men, dass der KIRK kein zeit­ge­mäs­ses For­mat ist, um die Kir­chen zusam­men­zu­brin­gen. Das Kon­zept des Kir­chen­ta­ges stammt aus Deutsch­land und trägt den Stem­pel der 50er- und 60er-Jah­re. Es funk­tio­niert in der Nord­west­schweiz ein­fach nicht, es wirkt ver­al­tet und etwas drö­ge. Es ist eher die Prä­sen­ta­ti­on von Insti­tu­tio­nen, nicht von Bewe­gun­gen, und unse­re Kirch­ge­mein­den waren jeweils nur schwer zur Teil­nah­me am KIRK zu moti­vie­ren.Ist das ein defi­ni­ti­ver Abschied vom KIRK? KIRK ver­strömt den Charme von Insti­tu­tio­nen, die auf Brav­heit, Ange­passt­sein und gegen­sei­ti­ge Kor­rekt­heit aus­ge­rich­tet sind. Es fehlt das Lust- und Freud­vol­le, das dazu füh­ren wür­de, dass brei­te­re Krei­se der Kir­chen­mit­glie­der – auch Jün­ge­re – aus eige­nem Antrieb die Kir­chen­ta­ge besu­chen wür­den. Wir wol­len For­ma­te för­dern, die nie­der­schwel­li­ger sind, und die etwas mehr vom Geist der Kir­che als Bewe­gung Chri­sti erfahr­bar machen.Ging dem Ent­scheid der ERK BS ein Aus­tausch mit den andern Trä­ger­kir­chen voraus? Wir hat­ten bereits vor 2009 unse­re Beden­ken gegen­über die­sem For­mat for­mu­liert. Wir wur­den dann dazu gedrängt, den­noch einen Kir­chen­tag auf dem Mün­ster­platz durch­zu­füh­ren. Es wur­de ein wun­der­ba­rer Tag, der aber auch deut­li­che Schwä­chen hat­te. Dar­um hat­te man für Lör­rach 2014 ent­schie­den, vom Sonn­tag weg­zu­ge­hen und den Kir­chen­tag auf den Sams­tag zu ver­le­gen. Doch das brach­te die gewünsch­te Ver­jün­gung nicht. Dar­um hat der Kir­chen­rat nach Rück­spra­che mit dem Pfarr­ka­pi­tel­vor­stand ent­schie­den, dass die ERK BS nicht mehr mit­macht und sich statt­des­sen dar­auf kon­zen­triert, das Jugend­tref­fen von Tai­zé nach Basel zu bekom­men – was uns gelun­gen ist, und was die KIRK-Kir­chen dann ja auch geschätzt und mit­ge­tra­gen haben.Die ERK BS hat sich bereits vom gemein­sa­men Auf­tritt der Kir­chen an der Muster­mes­se 2018 zurück­ge­zo­gen. Zeigt sich dar­in eine Abkehr von gemein­sa­men Aktivitäten? Nein. Wir drän­gen aber auf neue Kon­zep­te, die nicht in der Rou­ti­ne der insti­tu­tio­nel­len bra­ven Kir­che der Sieb­zi­ger­jah­re ver­har­ren. Die Nacht des Glau­bens ist ein solch neu­es Kon­zept, das die reli­giö­sen und ästhe­ti­schen Bedürf­nis­se unse­rer Kir­chen­mit­glie­der und dar­über hin­aus noch­mals ganz anders anspricht.Ist mit der Abkehr von wei­te­ren gemein­sa­men Anläs­sen oder Insti­tu­tio­nen zu rechnen? Nein, im Gegen­teil. Wir kon­zen­trie­ren uns auf die Öku­me­ne. Die­sen Herbst ist über Bet­tag das evan­ge­li­sche «Kon­zil» von uns in die «Kon­zil­stadt» Basel ein­ge­la­den, die «Gemein­schaft Evan­ge­li­scher Kir­chen in Euro­pa». Ihr gehö­ren 94 Kir­chen an, die vol­le Kir­chen­ge­mein­schaft mit­ein­an­der pfle­gen. Die ERK BS setzt sich ganz vor­ne dafür ein, dass sich wei­te­re Kir­chen die­ser Gemein­schaft anschlies­sen, wie zum Bei­spiel die angli­ka­ni­sche Kir­che oder Migra­ti­ons­kir­chen wie zum Bei­spiel die nige­ria­ni­sche Che­ru­bim and Sera­phim ­Church. Im Übri­gen blei­ben wir Haupt­spon­sor der Offe­nen Kir­che Eli­sa­be­then und tra­gen solan­ge es geht die gemein­sa­men Pfarr­äm­ter mit der Römisch-Katho­li­schen Kir­che mit.Was sind die Vor­aus­set­zun­gen, dass sich die ERK BS in Zukunft an gemein­sa­men Anläs­sen oder Insti­tu­tio­nen mit andern Kir­chen betei­ligt? Das Tai­zé­tref­fen und die Nacht des Glau­bens sind Bei­spie­le für eine lust­vol­le öku­me­ni­sche Zusam­men­ar­beit, die die Kir­che als «Bewe­gung» und nicht als «Insti­tu­ti­on» erleb­bar machen. Hier ist sehr viel Dyna­mik spür­bar. Wir wol­len unse­re Res­sour­cen geziel­ter für sol­che gemein­sa­men Pro­jek­te ein­set­zen. Das wird nicht von allen ger­ne gese­hen.Wie schät­zen Sie die Zukunft der öku­me­ni­schen Zusam­men­ar­beit in der Regi­on Basel ein? Die inne­r­e­van­ge­li­sche Öku­me­ne geht von einem ande­ren Öku­me­nemo­dell aus, als die inner­rö­misch­ka­tho­li­sche Öku­me­ne. Wir Evan­ge­li­schen wis­sen von ein­an­der, dass wir sehr ver­schie­den sind, und dass wir dar­auf ange­wie­sen sind, dass Gott uns mit sich und unter­ein­an­der ver­söhnt. Dar­um steht bei uns das Abend­mahl am Anfang des öku­me­ni­schen Mit­ein­an­ders und nicht wie bei der katho­li­schen Sei­te am Ende. Das macht die Ver­stän­di­gung schwie­rig; selt­sa­mer­wei­se nicht mit der römisch-katho­li­schen Hier­ar­chie, aber mit ihrem Kle­rus hier vor Ort.Inter­view: Chri­sti­an von ArxProf. Dr. theol. Lukas Kun­dert, Pfar­rer am Bas­ler Mün­ster, ist seit 2004 Kir­chen­rats­prä­si­dent der Evan­ge­lisch-refor­mier­ten Kir­che Basel-Stadt
Redaktion Lichtblick
mehr zum Autor
nach
soben