Frick­tal: Pasto­ral­raum­pro­jekt spal­tet den Homberg

  • Zei­hen-Hor­nus­sen sagt über­ra­schend «Ja» zum Pasto­ral­raum «AG 20», Herz­nach ver­wei­gert hin­ge­gen den Projektkredit.
  • Weil auch die Gemein­den in der Regi­on Tier­stein kein Geld gespro­chen haben, ist der geplan­te Pasto­ral­raum vor­erst blockiert.
  • Die Bis­tums­re­gio­nal­lei­tung will sich zum gegen­wär­ti­gen Zeit­punkt nicht äus­sern. In Solo­thurn bedau­ert man, dass der Pasto­ra­le Ent­wick­lungs­plan sein visio­nä­res Poten­zi­al nicht rich­tig ent­fal­ten konnte.
 Über­ra­schen­de Ent­wick­lung in Zei­hen-Hor­nus­sen: Wider Erwar­ten gewähr­te am Frei­tag­abend, 1. Dezem­ber, die Kirch­ge­mein­de­ver­samm­lung mit 17 zu 10 Stim­men den Kre­dit für den geplan­ten Pasto­ral­raum mit Herz­nach-Ueken, Frick/­Gipf-Oberf­rick und Oesch­gen sowie den Tier­stei­ner Gemein­den Witt­nau, Wölf­lins­wil-Ober­hof und Kien­berg – alles in allem etwa 9 000 Gläu­bi­ge.

Der Pro­jekt­lei­ter hofft auf neue Chan­ce in einem Jahr

Auch die Kirch­ge­mein­de Frick/­Gipf-Oberf­rick hat den Kre­dit die­se Woche gespro­chen. Weil jedoch am Don­ners­tag die Herz­na­cher mit 35 zu 2 Stim­men als vier­te Kirch­ge­mein­de nach Witt­nau, Wölf­lins­wil und Kien­berg gegen den Pasto­ral­raum votiert hat, dürf­te der Pro­jekt­start auf vor­erst unbe­stimm­te Zeit ver­scho­ben sein. Am Mon­tag stimmt noch Oesch­gen über den Pro­jekt­kre­dit ab, doch dürf­te das Resul­tat die Situa­ti­on nicht wesent­lich beein­flus­sen.Auf die Fra­ge, was geschieht, wenn meh­re­re Gemein­den «Nein« sagen, hat­te Bischofs­vi­kar Chri­stoph Ster­k­man vor den Abstim­mun­gen in Herz­nach und Zei­hen noch erklärt, dass dies unter Umstän­den den Pro­jekt­start um ein Jahr ver­zö­gern könn­te. Mar­tin Linz­mei­er, der nach dem Ver­zicht von Bern­hard Lind­ner nun als desi­gnier­ter Pro­jekt­lei­ter für den ange­dach­ten Pasto­ral­raum fest­steht, äus­sert sich weni­ger opti­mi­stisch. «Das wird schwie­rig, denn es gibt von ver­schie­de­nen Kirch­ge­mein­den kein Geld für das Pro­jekt». Im besten Fall wer­de man im kom­men­den Jahr unter ande­ren Vor­zei­chen noch­mals über das Pro­jekt befin­den kön­nen. Das heisst: Wenn bei­spiels­wei­se geklärt sei, wer in Frick die Nach­fol­ge von Pfar­rer Sid­ler antre­te.

In Herz­nach glaubt man nicht an einen Meinungswandel

Glaubt man den Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mern der Kirch­ge­mein­de­ver­samm­lun­gen in Herz­nach und Witt­nau, dann ist der geplan­te Pasto­ral­raum bis auf Wei­te­res vom Tisch. «War­um soll­ten wir in einem Jahr ande­rer Mei­nung sein?», heisst es immer wie­der. Und hin­ter vor­ge­hal­te­ner Hand spre­chen man­che auch von einer Retour­kut­sche gegen­über dem Bis­tum. Die­ses sei bei der kri­ti­sier­ten Grös­se des Pasto­ral­raums unfle­xi­bel geblie­ben und habe die Äng­ste und Anlie­gen der Men­schen nicht ernst genom­men.Auf mög­li­che Optio­nen ange­sichts der Patt­si­tua­ti­on ange­spro­chen, woll­te sich Bischofs­vi­kar Chri­stoph Ster­k­man gegen­über Hori­zon­te nicht äus­sern. «Ich war­te die letz­te Kirch­ge­mein­de­ver­samm­lung ab. Und dann steht als näch­stes das Gespräch mit den betrof­fe­nen Ver­ant­wort­li­chen vor Ort an. Dort ist auch der Ort, wo wei­te­re Erwä­gun­gen im Moment hin­ge­hö­ren.»

Bis­tums­spre­cher: «Poten­ti­al konn­te nicht ent­fal­tet werden»

Die Situa­ti­on in den Regio­nen Hom­berg und Tier­stein ist auch in Solo­thurn nicht unbe­merkt geblie­ben. Hans­rue­di Huber, Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­ant­wort­li­cher beim Bis­tum Basel, hat die Medi­en­be­rich­te über die jüng­sten Ent­wick­lun­gen an der Pasto­ral­raum­front im Frick­tal auf­merk­sam ver­folgt. Auf die Fra­ge, inwie­weit die Bis­tums­re­gio­nal­lei­tung in Anbe­tracht der gehäs­si­gen Reak­tio­nen von Sei­ten der Kir­chen­ba­sis bei der Kom­mu­ni­ka­ti­on Feh­ler gemacht habe, meint Hans­rue­di Huber: «Ein Kul­tur­wan­del ist schwie­rig, weil es um Ein­stel­lun­gen und Ver­hal­ten geht. Selbst für direk­tiv geführ­te Unter­neh­men ist ein Kul­tur­wan­del nur mit einer star­ken Visi­on, einem nach­hal­ti­gen Pro­gramm und gros­sen per­so­nel­len und finan­zi­el­len Res­sour­cen zu errei­chen. Im demo­kra­ti­schen Kon­glo­me­rat Kir­che ist dies in jeder Bezie­hung viel schwie­ri­ger».Und schliess­lich resü­miert Hans­rue­di Huber: «Jeden­falls konn­te der Pasto­ra­le Ent­wick­lungs­plan (PEP) sein visio­nä­res Poten­ti­al nie rich­tig ent­fal­ten und ist in der Wahr­neh­mung der Leu­te schnell zu einem Struk­tur­pro­gramm ver­kom­men, des­sen Pflicht­kon­sum­cha­rak­ter eher blockiert als mobi­li­siert.» Als Bank­rott­erklä­rung will der Bischofs­spre­cher dies jedoch nicht ver­stan­den wis­sen. «Es gibt Pasto­ral­räu­me, die sich erfolg­reich auf die Bedürf­nis­se ihrer regio­na­len Märk­te spe­zia­li­sie­ren konn­ten. Von die­sen Bei­spie­len kön­nen wir ler­nen und den Pasto­ra­len Ent­wick­lungs­plan neu aufladen».
Andreas C. Müller
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