Oft fehlt den Eltern einfach die Zeit
Caroline Küng leitet seit 23 Jahren zusammen mit ihrem Mann Christoph Küng die Pfarrei Wittnau und ist selber Mutter von vier fast erwachsenen Kindern. Regelmässig führen Caroline und Christoph Küng den Kurs «Mit Kindern leben, glauben, hoffen» durch. Diese Elternbildungsreihe ist eines der wenigen Angebote, welche den Glauben für Eltern im Umgang mit ihren Kindern thematisiert.Mit welchen Herausforderungen werden die Eltern in der heutigen Kindererziehung konfrontiert?
Caroline Küng: Für viele Familien ist es schwierig, alles unter einen Hut zu bekommen. Oft arbeiten die Frauen bald nach der Geburt wieder und möchten trotzdem 100 Prozent für die Kinder da sein. Die Zeit für das, was die Eltern mit den Kindern alles erleben möchten, wird knapp. Ich spüre bei Familien zwar das Interesse, sich auch mit religiösen Fragen auseinander zu setzen. Aber dann kommt das Zeitproblem. Man muss Prioritäten setzen. Ich treffe immer wieder auf Frauen, die sagen: «Ich arbeite nicht, ich bin nur daheim.» Ich sage dann jeweils: «Zum Glück.» Weil es oft diese Frauen sind, die sich im Dorf sozial engagieren und zum Beispiel aktiv in der Pfarrei mitarbeiten können. Die andern möchten auch, aber die Zeit fehlt.
An wen richtet sich der Kurs «Mit Kindern leben, glauben, hoffen»?
Primär wird der Kurs von katholischen Eltern besucht, aber wir sind in dieser Hinsicht offen. Meistens kommen die Eltern, wenn das erste Kind etwa vier oder fünf Jahre alt ist und anfängt Fragen nach Gott zu stellen. Dies ist einer der wenigen Kurse, der sich an die Eltern von kleinen Kindern richtet. Soweit ich weiss, hat die Kirche grundsätzlich viele Angebote für ältere Kinder und Jugendliche direkt, aber wenige im Bereich der Elternbildung.
Was beinhaltet der Kurs?
Im Vordergrund steht die Religion. Es handelt sich um einen längeren Kurs, verteilt auf mehrere Abende; die Themen sind zum Beispiel: Beten mit Kindern, mit Kindern Weihnachten entgegen gehen oder mit Kindern über den Tod sprechen. Wir diskutieren keine Alltagsfragen im Sinne von: «Was mache ich, wenn das Kind nicht Zähne putzen will». Allerdings bieten wir auch den Kurs «Rituale in der Familie» an und da kommen elementare Fragen auf den Tisch. So fragen die Eltern: «Woher soll ich die Zeit nehmen, um den Kindern abends aus einem Buch vorzulesen?» Und ausgehend von solchen Fragestellungen geht es dann um Grundsätzliches im Familienalltag.
Was bringen Elternbildungskurse?
Viele Eltern sind dankbar, wenn sie Anregungen erhalten, wie sie Religion im Alltag sichtbar machen können. Wie erkläre ich den Kindern, das Ostern mehr ist als Ostereier suchen? Von den Eltern erhalte ich immer wieder die Rückmeldung, dass die Kurse eine Herausforderung und deshalb manchmal unbequem sind. Man muss das eigene Gottesbild hinterfragen. Da tauchen plötzlich die ganz tiefen Fragen auf. Diese muss man zulassen können.
Was ist das Ziel der Kurse?
Wir freuen uns immer, wenn die Menschen offen sind für religiöse Fragen und nicht erst danach fragen, wenn ein schlimmer Schicksalsschlag kommt. Wir möchten zusammen mit den Menschen unterwegs sein, Alltag und Glauben miteinander verknüpfen. Die Kurse sind ein guter Anfang, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Viele Eltern schätzen auch den Austausch untereinander.Karin Pfister