Neue Pen­si­ons­kas­se fürs Kir­chen­per­so­nal im Aar­gau und den bei­den Basel

  • Am 1. Janu­ar 2018 nimmt die Mau­ri­ti­us Pen­si­ons­kas­se ihre Tätig­keit auf. Sie ist die Nach­fol­ge­rin der Bas­ler St. Hein­rich-Stif­tung und der Pen­si­ons­kas­se der Römisch-Katho­li­schen Lan­des­kir­che des Kan­tons Aargau.
  • Die neue Pen­si­ons­kas­se will wei­ter wach­sen. Aktu­ell umfasst Mau­ri­ti­us etwa 1 800 Ver­si­cher­te und ver­wal­tet ein Ver­mö­gen von rund 330 Mil­lio­nen Franken.
  • Die Anla­ge­part­ner wer­den neu nomi­nell auf ethi­sche Anla­ge­prin­zi­pi­en festgelegt.
 Das aktu­el­le Tief­zins­ni­veau, aber auch die zuneh­men­de Über­al­te­rung der Schwei­zer Bevöl­ke­rung brin­gen klei­ne Pen­si­ons­kas­sen in Schwie­rig­kei­ten. Das haben auch die Pen­si­ons­kas­se der Römisch-Katho­li­schen Lan­des­kir­che Aar­gau sowie die Bas­ler St. Hein­rich-Stif­tung erkannt, die ab 1. Janu­ar 2018 unter dem Namen Mau­ri­ti­us Pen­si­ons­kas­se wei­ter­ma­chen.

Das Markt­um­feld ver­schlingt die Kleinen

«Pro Jahr ver­schwin­den etwa 100 Pen­si­ons­kas­sen in der Schweiz durch Zusam­men­le­gun­gen», weiss Ger­hard Ruff, Vize­prä­si­dent der Mau­ri­ti­us-Pen­si­ons­kas­se. Klei­ne Anla­ge­vo­lu­men bekä­men über­dies nur beschränkt Zugang zu guten Anla­ge­ge­fäs­sen. «Mit Zin­sen lässt sich nichts mehr ver­die­nen, nur noch mit Grös­se und Ver­schlan­kung von Ver­wal­tungs­ko­sten.»Man habe aus einer Posi­ti­on der Stär­ke her­aus gehan­delt, so Ger­hard Ruff. «Es hei­ra­ten zwei gesun­de Kas­sen auf Augen­hö­he». Das Resul­tat: Eine Vor­sor­ge-Ein­rich­tung für gesamt­haft rund 1 800 Mit­glie­der und einem ver­wal­te­ten Ver­mö­gen von rund 330 Mil­lio­nen Fran­ken. Neben den Römisch-Katho­li­schen Lan­des­kir­chen in Basel, Basel­land und im Aar­gau sind der Stif­tung die katho­li­schen Kirch­ge­mein­den der drei Kan­to­ne sowie 16 sozia­le Ein­rich­tun­gen ange­schlos­sen.

Mau­ri­ti­us will wei­ter wachsen

Und Mau­ri­ti­us will wei­ter wach­sen, wie es in einer Medi­en­mit­tei­lung heisst: «Die Pen­si­ons­kas­se ist offen für wei­te­re Anschlüsse aus dem Bis­tum Basel.» Man sei «öku­me­nisch ange­legt» und ste­he «Orga­ni­sa­tio­nen offen, deren Geschäfts­zweck einer christ­li­chen Lebensführung nicht wider­spricht.» Mit der Akqui­si­ti­on wei­te­rer Arbeit­ge­ber wol­le man aber erst begin­nen, wenn die neue Pen­si­ons­kas­se auf Anfang Jahr ihre Arbeit auf­ge­nom­men habe, erklärt Ger­hard Ruff.Zu einem Zusam­men­ge­hen mit der Refor­mier­ten Kir­che im Aar­gau wird es den­noch eher nicht kom­men, erga­ben Recher­chen von Hori­zon­te. Als eben­falls klei­ne Pen­si­ons­kas­se habe man zwar bereits Anschlüs­se an ande­re Vor­sor­ge­ein­rich­tun­gen erwo­gen, einem Zusam­men­ge­hen mit der Pen­si­ons­kas­se Mau­ri­ti­us dürf­te jedoch das unter­schied­li­che Lei­stungs­ni­veau der Vor­sor­ge­ein­rich­tun­gen im Wege ste­hen, schätzt Chri­sti­an Boss, Geschäfts­füh­rer der Pen­si­ons­kas­se der Refor­mier­ten Lan­des­kir­che Aar­gau.

Ein Geschenk an die Aar­gau­er Versicherten…

Die Mau­ri­ti­us Pen­si­ons­kas­se star­tet zu Beginn des Jah­res 2018 mit einem Deckungs­grad von 108 Pro­zent. Die­ser Deckungs­grad liegt unter jenem der Pen­si­ons­kas­se der Römisch-Katho­li­schen Lan­des­kir­che (Ende 2017 ca. 116 Pro­zent). Die Dif­fe­renz – laut Ger­hard Ruff rund 12,8 Mil­lio­nen Fran­ken – soll in den kom­men­den acht Jah­ren den Aar­gau­er Ver­si­cher­ten im Zuge einer höhe­ren Ver­zin­sung zu Gute kom­men.Als Mit­glie­der der neu­en Pen­si­ons­kas­se zah­len jedoch die Aar­gau­er Ver­si­cher­ten und Arbeit­ge­ber künf­tig mehr für ihre Ren­ten. Ger­hard Ruff spricht in die­sem Zusam­men­hang von «beschei­de­nen Bei­trä­gen» und prä­zi­siert: «Für alle ange­schlos­se­nen Arbeit­ge­ber im Kan­ton Aar­gau sind das etwa 300 000 Fran­ken Mehr­ko­sten jähr­lich.» Eine mit­tel­gros­se Kirch­ge­mein­de habe so etwa 3 000 Fran­ken mehr pro Jahr auf­zu­wen­den.

…und teu­re­re Spar­bei­trä­ge für Arbeit­ge­ber und Arbeitnehmer

Teu­rer wird es beson­ders bei den 35 – 39-Jäh­ri­gen sowie bei den 45 – 49-Jäh­ri­gen. Für erste­re zahlt der Arbeit­ge­ber künf­tig 3,2 Pro­zent höhe­re Arbeit­ge­ber­bei­trä­ge (10,8 anstatt 7,6 Pro­zent), bei letz­te­ren sind es 3 Pro­zent (12,6 anstatt 9,6 Pro­zent). «Beträgt der ver­si­cher­te Lohn zum Bei­spiel 100 000 Fran­ken, ergibt dies 3 000 Fran­ken Mehr­ko­sten bei den Spar­bei­trä­gen bei 600 Fran­ken Ein­spa­run­gen bei den Risi­ko­bei­trä­gen – also net­to 2 400 Fran­ken Mehr­ko­sten pro Per­son im Alter zwi­schen 45 und 49 Jah­ren», so Ger­hard Ruff. Ein Blick ins Lohn­re­gle­ment der Römisch-Katho­li­schen Lan­des­kir­che Aar­gau zeigt: Das Bei­spiel gilt für Seel­sor­ge­per­so­nen mit Lei­tungs­auf­ga­ben, teils aber auch für Pasto­ral­as­si­sten­ten, Vika­re und Kaplä­ne (bei Pen­sum 100 Pro­zent).Bei den Arbeit­neh­mern wird sich Mau­ri­ti­us ab kom­men­dem Jahr eben­falls auf dem Lohn­zet­tel bemerk­bar machen. Am mei­sten trifft es die 45–49-Jährigen, die künf­tig 2 Pro­zent mehr an Spar­bei­trä­gen ent­rich­ten müs­sen (8,4 anstatt 6,4 Pro­zent). Kom­pen­siert wer­den die höhe­ren Spar­bei­trä­ge bei den Risi­ko­bei­trä­gen. Die­se wer­den ab kom­men­dem Jahr für Arbeit­ge­ber um 0,6 Pro­zent­punk­te sin­ken (von 2,4 auf 1,8 Pro­zent), für Arbeit­neh­mer um 0,4 Pro­zent­punk­te (von 1,6 auf 1,2 Pro­zent).

Noch kein State­ment von den Kirchgemeinden

Die Anhe­bun­gen «wären ange­sichts der demo­gra­fi­schen Ent­wick­lung des Ver­si­cher­ten­be­stan­des unver­meid­lich gewe­sen und tra­gen dem neu­en Lohn­re­gle­ment der Lan­des­kir­che Rech­nung», heisst es in einem Infor­ma­ti­ons­schrei­ben an die Ver­si­cher­ten. «Im Ver­gleich mit ande­ren Wirt­schafts­zwei­gen ver­läuft die Lohn­ent­wick­lung nun vor allem zwi­schen dem 35. bis zum 50. Alters­jahr», erklärt Astrid Segli­as, Geschäfts­füh­re­rin bei Mau­ri­ti­us. «Die Erhö­hung der Bei­trä­ge erfolgt mit 35 und 45 Jah­ren. Danach blei­ben die Bei­trä­ge für den Arbeit­neh­mer und Arbeit­ge­ber bis zur Pen­sio­nie­rung gleich und wer­den nicht mehr erhöht. Bis­her erfolg­te die Erhö­hung der Bei­trä­ge mit 40 und 50 Jah­ren.».Die höhe­ren Spar­bei­trä­ge hat­ten sich bereits vor andert­halb Jah­ren abge­zeich­net, als das Pen­si­ons­kas­sen­fu­si­ons­pro­jekt der Öffent­lich­keit erst­mals vor­ge­stellt wor­den war (Hori­zon­te berich­te­te). Phil­ipp Sut­ter von der BERAG AG, der Geschäfts­stel­le der St. Hein­rich-Stif­tung und künf­tig auch der Mau­ri­ti­us Pen­si­ons­kas­se, erklär­te damals gegen­über Hori­zon­te: Wenn die Ren­ten auf dem aktu­el­len Niveau gesi­chert wer­den sol­len, dann gehe das letzt­lich nur mit höhe­ren Spar­bei­trä­gen. Regu­la Baur, damals noch Geschäfts­füh­re­rin der Pen­si­ons­kas­se der Römisch-Katho­li­schen Lan­des­kir­che Aar­gau zeig­te sich skep­tisch: «Ange­sichts dro­hen­der Steu­er­aus­fäl­le, bedingt durch den Mit­glie­der­schwund in der Römisch-Katho­li­schen Kir­che, dürf­te sich die Finan­zie­rung ohne­hin schwie­ri­ger gestal­ten.» Inwie­weit die Kirch­ge­mein­den als Arbeit­ge­ber den neue Vor­sor­ge­plan mit den beschrie­be­nen Mehr­ko­sten als trag­bar erach­ten, steht noch aus. Man habe die ver­schick­ten Unter­la­gen noch nicht genau stu­diert, hiess es bei ver­schie­de­nen Anfra­gen gegen­über Hori­zon­te.

Teil­zeit­ar­bei­ten­de und Kapi­tal­be­zü­ger profitieren

Wer pro­fi­tiert nun von der neu­en Kas­se? Zunächst ein­mal jene, die bei einem Stel­len­wech­sel vom Aar­gau in die Regi­on Basel wech­seln und umge­kehrt. Der Pen­si­ons­kas­sen­wech­sel fällt künf­tig weg. Wei­ter Teil­zeit­ar­bei­ten­de mit Klein­pen­sen. «Bis anhin wur­den Per­so­nen mit einem Jah­res­ein­kom­men unter 21 150 Fran­ken nicht in der Pen­si­ons­kas­se ver­si­chert», erklärt Astrid Segli­as. Neu berück­sich­tigt die Ein­tritts­schwel­le den Beschäf­ti­gungs­grad.Eben­falls pro­fi­tie­ren dürf­ten jene, die bei Alters­rück­tritt ihr Gut­ha­ben als Kapi­tal bezie­hen möch­ten. Neu kann nicht mehr nur die Hälf­te, son­dern das gesam­te Gut­ha­ben bezo­gen wer­den. Eine inter­es­san­te Opti­on in Anbe­tracht der Tat­sa­che, dass mit den neu­en Spar­bei­trä­gen pro­zen­tu­al ein höhe­res Alters­gut­ha­ben ange­spart wer­den kann (750 gegen­über vor­mals 640 Pro­zent).Höhe­re Ren­ten dürf­ten aller­dings nicht resul­tie­ren: «Der Umwand­lungs­satz (Anmer­kung der Redak­ti­on: Aktu­ell liegt er bei der Pen­si­ons­kas­se Mau­ri­ti­us bei 6 Pro­zent) dürf­te wei­ter sin­ken, was letzt­lich zu tie­fe­ren Ren­ten führt», glaubt Franz-Beat Schwe­re, Mit­glied der Kir­chen­pfle­ge Wet­tin­gen mit Res­sort Finan­zen.

Son­der­lö­sung für die Bas­ler Versicherten

Eine spe­zi­el­le Lösung bie­tet die neue Pen­si­ons­kas­se den Ver­si­cher­ten der Bas­ler St. Hein­rich-Stif­tung. Für die­se hät­te die Über­nah­me des Mau­ri­ti­us Vor­sor­ge-Plans tie­fe­re Spar­bei­trä­ge und dem­zu­fol­ge auch ein tie­fe­res End­al­ters­gut­ha­ben bedeu­tet (750 anstel­le von 915 Pro­zent).Im Infor­ma­ti­ons­schrei­ben an die Ver­si­cher­ten heisst es dar­um: «Für alle per 31.12.2017 aktiv Ver­si­cher­ten gilt wei­ter­hin der Vor­sor­ge­plan der St. Hein­rich-Stif­tung. Für neu­ein­tre­ten­de Ver­si­cher­te ab dem 1.1.2018 wird ein neu­er Vor­sor­ge­plan zur Anwen­dung kom­men.»

Anla­ge­part­ner auf ethi­sche Prin­zi­pi­en verpflichtet

Wäh­rend den Arbeit­ge­bern zumin­dest das Vor­sor­ge-Regle­ment der Mau­ri­ti­us Pen­si­ons­kas­se schon vor­liegt, müs­sen sich die Ver­si­cher­ten noch gedul­den. Ab Ende Dezem­ber sol­len alle wei­ter­füh­ren­den Infor­ma­tio­nen auf www.mauritius-pensionskasse.ch zur Ver­fü­gung ste­hen, heisst es im Infor­ma­ti­ons­brief an die Ver­si­cher­ten und die ange­schlos­se­nen Arbeit­ge­ber. Neu wer­de man die Anla­ge­part­ner nomi­nell auf ethi­sche Anla­ge­prin­zi­pi­en fest­le­gen, erklärt Ger­hard Ruff. Dies auf Grund­la­ge einer Mit­glied­schaft im Schwei­zer Ver­ein für ver­ant­wor­tungs­be­wuss­te Kapi­tal­an­la­gen (SVVK – ASIR). «Schon im Jah­res­be­richt 2015 haben wir eigens auf die ethi­schen Prin­zi­pi­en unse­rer Anla­gen hin­ge­wie­sen. Neu ist die expli­zi­te und über einen exter­nen Part­ner gewähr­lei­ste­te Ver­an­ke­rung», erklärt Ger­hard Ruff.Im ersten Geschäfts­jahr muss der Stif­tungs­rat der Mau­ri­ti­us Pen­si­ons­kas­se neu gewählt und vor­aus­sicht­lich ver­klei­nert wer­den. «Um die Akzep­tanz für die neue Vor­sor­ge­ein­rich­tung zu sichern, sind zu Beginn all jene Lan­des­kir­chen dop­pelt im Stif­tungs­rat ver­tre­ten, wel­che den Über­gang mass­geb­lich mit­ge­stal­tet haben», erklärt Ger­hard Ruff.
Andreas C. Müller
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