Nach­ge­fragt: Was macht der Sami­ch­laus im Sommer?

  • Am 2. Novem­ber 2019 fin­det in der Prop­stei Wis­li­kofen bereits zum vier­ten Mal die Schwei­zer Sami­ch­laus-Syn­ode statt.
  • Hori­zon­te hat hin­ter den Bart eines Sami­ch­laus geschaut und sich gefragt, wer über­haupt die Idee zur Syn­ode hatte.
 Ein Mann hin­ter dem Bart ist Wolf­gang von Arx, 58-jäh­rig. Im zivi­len Leben ist er Elek­tro­in­ge­nieur und küm­mert sich um TV-Tech­nik. Zwei oder drei Mal war er an der Schwei­zer Sami­ch­laus Syn­ode in Wis­li­kofen und wird auch 2019 dort sein. Seit 43 Jah­ren ist er aktiv; in jun­gen Jah­ren zunächst als Schmutz­li, dann als Chlaus. Er ist Mit­glied der Chlau­senzunft Egerkingen.Herr von Arx, was macht ein Chlaus eigent­lich im Som­mer? Wolf­gang von Arx: Wenn er ein spe­zi­el­ler Chlaus ist, schafft er für die Chlau­se­zunft.Was heisst «spe­zi­el­ler» Chlaus? Ich ent­wer­fe Iffelen. Das sind ein bis zwei Meter hohe leuch­ten­de Mit­ren mit aus­ge­schnit­te­nen Sujets. Die­se Sujets sind mit far­bi­gem Japan­pa­pier hin­ter­legt. Beim Chlaus­um­zug, den wir Aus­sendung nen­nen, wer­den die Iffelen über dem Kopf getra­gen. Die­ser Brauch hat sich vor rund 20 Jah­ren bei uns in Eger­kin­gen und der umge­ben­den Regi­on ent­wickelt.Schnei­den Sie die Iffelen dann auch sel­ber aus? Nein, wir las­sen die Ent­wür­fe drucken, lami­nie­ren und schnei­den. Für die Pri­mar­schu­len, die am Umzug teil­neh­men und auch Iffelen und Ster­ne tra­gen, besor­gen wir das Mate­ri­al. Am Umzug, der in der Kir­che star­tet, machen in unse­rer 3000 Ein­woh­ner Gemein­de rund 400 Leu­te aktiv mit.Sie waren schon mehr­mals an der Sami­chlaus­syn­ode, was ist an die­sem Anlass beson­ders wert­voll? Der Kon­takt und der Aus­tausch. Die Viel­falt im Chlaus­we­sen ist gross, weil es über den Hei­li­gen Niko­laus nur Legen­den gibt. Jeder Chlaus und jede Chlau­senzunft macht es also auf je eige­ne Art. Es gibt nicht, wie bei den Tur­nern ein Eid­ge­nös­si­sches, wo alle zusam­men­kom­men. Die Syn­ode ist der Anlass, der die Chläu­se für Kon­takt und Aus­tausch zusam­men­führt.Was ist das Her­aus­for­dernd­ste am Chlaus­sein? Dass wir den Draht fin­den für das Gespräch mit den Kin­dern. Die kön­nen zwi­schen drei und 80 Jah­ren alt sein. Vor dem Besuch füh­ren wir des­halb ein Tele­fo­nat mit den Eltern.Eine Kri­tik ist oft, der Chlaus wür­de als Erzie­hungs­mass­nah­me benutzt, haben Sie das sel­ber erlebt? Ja, das ist ver­brei­tet. Wir neh­men aber kei­ne Ruten mehr mit und das soge­nann­te Sün­den­re­gi­ster, fül­len die Eltern zwar aus, doch ich brau­che das eigent­lich nicht. Ich liste auch nicht drei gute und drei schlech­te Sachen auf.

Bern­hard Lind­ner, Bil­dung und Prop­stei, «Erfin­der» der Samichlaus-Synode 

Bern­hard Lind­ner, in einem Gespräch erwähn­te jemand, Sie sei­en der Erfin­der der Sami­ch­laus-Syn­ode. Stimmt das? Bern­hard Lind­ner: Ja, die Idee einer Sami­ch­laus-Syn­ode hat­te ich vor mehr als zehn Jah­ren. Am Anfang stand ein­fach eine schö­ne Vor­stel­lung: Vie­le Sami­ch­läu­se in ihrem Bischofs­or­nat, die die Bahn­hofstras­se in Aar­au hin­un­ter­schrei­ten, um sich im Gross­rats­saal zur Syn­ode zu tref­fen. Ein wür­de­vol­ler Auf­tritt vie­ler Chläu­se, viel­leicht noch beglei­tet von ihren Schmutz­lis.Wie lan­ge ging es dann bis zur kon­kre­ten Umset­zung? Eine ver­rück­te Idee zunächst. Doch beim Nach­den­ken dar­über und im Aus­tausch mit Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen wur­de deut­lich, dass dies nicht nur ein schö­nes Bild ist, son­dern ein höchst sinn­vol­les Tref­fen. Das Sami­ch­laus-Brauch­tum in der Schweiz ist sehr viel­fäl­tig und krea­tiv. Und sehr alt auch. Man­ches eini­ge Hun­dert Jah­re. Auch in tra­di­tio­nell refor­miert gepräg­ten Kan­to­nen gibt es die­sen Brauch. In jedem Dorf, in jeder Stadt kann man den Sami­ch­laus um den 6. Dezem­ber her­um antref­fen. Die­ses Brauch­tum gilt es wert­zu­schät­zen und auch medi­al immer in den Fokus zu rücken, ange­sichts des kom­mer­zi­el­len Miss­brauchs der Figur. Im Kon­takt mit ver­schie­de­nen Chlau­sen­grup­pen im Aar­gau haben wir dann 2011 zu einer ersten Sami­ch­laus-Syn­ode ein­ge­la­den. Nicht nach Aar­au, son­dern in die Prop­stei Wis­li­kofen, der wür­di­ge Rah­men für eine „bischöf­li­che“ Zusam­men­kunft. In die­sem Jahr ver­an­stal­ten wir bereits die 4. Schwei­zer Sami­chlaus­syn­ode.Was sind die häu­fig­sten The­men, mit denen Sami­ch­läu­se kon­fron­tiert wer­den oder sich aus­ein­an­der­set­zen müs­sen? Ich habe gros­sen Respekt vor den Män­nern, die als Sami­ch­läu­se jeweils unter­wegs sind. Sie spie­len eine ganz beson­de­re Män­ner­rol­le mit gros­ser Ver­ant­wor­tung in der Ent­wick­lung von Kin­dern. Gleich­zei­tig steht die Figur für christ­li­che Wer­te wie zum Bei­spiel Respekt, das Tei­len und Ver­ant­wor­tung. Vie­le Chläu­se sind sich die­ser Auf­ga­be bewusst. Mehr oder weni­ger her­aus­ge­for­dert wer­den sie bei jedem Besuch. Wie reagie­ren die Kin­der? Wel­che Atmo­sphä­re gibt es in der Fami­lie? Wel­che Erwar­tun­gen gibt von Sei­ten von Eltern an ihn? Wie kann er die Kin­der posi­tiv unter­stüt­zen? Wie ihnen Mut machen?An der Syn­ode wird es ver­schie­de­ne span­nen­de Ate­liers geben, die Syn­ode sehr beliebt. Wie vie­le Teil­neh­men­de kom­men jeweils? Wir hat­ten jeweils um die 80 Teil­neh­men­de: 40 bis 50 Chläu­se, aber auch Schmutz­lis und Orga­ni­sa­to­rIn­nen, oft­mals Frau­en.Eine letz­te Fra­ge: Wis­sen Sie, was der Sami­ch­laus im Som­mer macht? Ich den­ke, der Sami­ch­laus geht auch ger­ne in die Badi. Aber viel­leicht ist er auch als Berg­stei­ger unter­wegs. Denn als Sami­ch­laus muss man sich fit hal­ten. Und viel­leicht beginnt er, sich einen Bart wach­sen zu las­sen. Einen ech­ten natür­lich. 

Ver­an­stal­tungs­hin­weis

No Fake – der Sami­ch­laus lebt!Auf­merk­sam­keit und Wert­schät­zung für den Brauch des Sami­ch­laus. Des­halb gibt es die mitt­ler­wei­le 4. Schwei­zer Sami­ch­laus-Syn­ode. Enga­gier­ten soll die Mög­lich­keit gebo­ten wer­den, sich unter­ein­an­der zu ver­net­zen und aus­zu­tau­schen. Ein­ge­la­den sind Sami­ch­läu­se, Schmutz­lis, und Frau­en und Män­ner, die im Hin­ter­grund eine wich­ti­ge Arbeit lei­sten. Die Sami­ch­laus-Syn­ode fin­det am 2. Novem­ber 2019 von 9 bis 16 Uhr in der Prop­stei Wis­li­kofen statt: Begeg­nung, Ate­liers, Erfah­rungs­aus­tausch sowie der fei­er­li­che Ein­zug in die Prop­stei­kir­che ste­hen auf dem Pro­gramm. Lei­tung: Bern­hard Lind­ner, Clau­dia Men­nen, Peter Mich­alik. Wegen der gros­sen Nach­fra­ge zählt die Rei­hen­fol­ge der Anmel­dung. Aus­kunft und Anmel­dung: 056 201 40 40, www.propstei.ch
Anne Burgmer
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