Ami­na hat den Lebens­mut nicht verloren

  • In Syri­en kämp­fen die Men­schen ums Über­le­ben, wegen des Krie­ges fehlt es am Nötig­sten. Cari­tas enga­giert sich seit Jah­ren in der Kri­sen­re­gi­on und gibt Hilfs­gü­ter wie Nah­rungs­mit­tel, Klei­der oder Decken ab.
  • Teils kann Cari­tas auch auf beson­de­re Wei­se Unter­stüt­zung bie­ten. Dem sechs­jäh­ri­gen Mäd­chen Ami­na, das wegen des Krie­ges ein Bein ver­lo­ren hat­te, ver­half Cari­tas zu einer Prothese.
  • Um auch wei­ter­hin unbü­ro­kra­tisch Hil­fe lei­sten zu kön­nen, ist Cari­tas auf Spen­den ange­wie­sen (sie­he unten)
Auch zu Beginn des ach­ten Kriegs­jahrs ist in Syri­en kein Ende des Lei­dens in Sicht. Zwi­schen Rui­nen und als Ver­trie­be­ne fern ihrer Hei­mat kämp­fen die Men­schen ums Über­le­ben. Mit ihren sechs Jah­ren hat Ami­na Sulai­man (Name geän­dert) bereits unvor­stell­ba­re Gewalt erlebt. Bei der Cari­tas fin­det sie Unter­stüt­zung.

Spie­lem zwi­schen aus­ge­brann­ten Autos 

Wild hüpft die auf­ge­weck­te Sechs­jäh­ri­ge mit ihren Freun­din­nen vor ihrem Haus im Osten Alep­pos umher und rennt mit den Nach­bars­mäd­chen durch die Stras­sen. Wären da nicht die Krücken, wären da nicht das aus­ge­brann­te Auto und die Trüm­mer an jeder Stras­sen­ecke – Ami­na wäre auf den ersten Blick nicht anzu­mer­ken, was sie durch­ge­macht hat. Und wie schwie­rig ihr Leben immer noch ist.Fami­lie Sulai­man leb­te in einem Dorf in der Nähe von Hama, der Stadt am Oron­tes zwi­schen Homs und Alep­po, als das geschah, was Ami­nas Leben für immer ver­än­dern soll­te. Ami­na war damals noch ein Klein­kind. Ihre Mut­ter erin­nert sich an jedes Detail. «Ami­na schlief, als unser Haus eines Nachts von einer Mör­ser­gra­na­te getrof­fen wur­de. Die Zim­mer­decke über ihr stürz­te ein. Ich rann­te sofort zu Ami­na. Über­all war Blut. Eine rie­si­ge Wun­de klaff­te an ihrem Bein.»

Bein­am­pu­ta­ti­on nach Granateneinschlag

Die Ärz­te mach­ten Ami­nas Mut­ter wenig Hoff­nung. «Ich ver­sprach, alles zu ver­kau­fen, was ich hat­te, um die Ope­ra­tio­nen zu bezah­len und das Bein zu ret­ten», sagt sie. Aber es war aus­sichts­los: Ami­nas Bein war zu schwer ver­letzt. Es muss­te ampu­tiert wer­den. Eine schwe­re Zeit brach an für das tap­fe­re Mäd­chen. «Lan­ge Zeit begann das Bein jedes Mal zu blu­ten, wenn Ami­na sich beweg­te», erzählt die Mut­ter.Auf Ami­nas Mut­ter laste­te die Ver­ant­wor­tung schwer. Sie zieht ihre fünf Kin­der und eine Stief­toch­ter gröss­ten­teils allei­ne gross – und sie tat, was sie konn­te, um Ami­nas Leben ange­neh­mer zu machen. Uner­müd­lich kämpf­te sie dafür, dass ihre Toch­ter trotz des Ver­lusts ihres Bei­nes eine mög­lichst nor­ma­le Kind­heit haben konn­te. Doch das, was Ami­na, noch im Wachs­tum, am mei­sten gehol­fen hät­te – eine Pro­the­se –, konn­te sich die Fami­lie nicht lei­sten. Zudem quäl­te sie jeden Tag die Angst vor der näch­sten Gra­na­te. So floh die Fami­lie aus ihrem Dorf und zog nach Alep­po.

Alep­po: Ein Leben in Ruinen

Als Ami­na mit ihren Eltern in Alep­po ankam, tob­ten dort inten­si­ve Aus­ein­an­der­set­zun­gen. «Jeden Tag star­ben die Men­schen um uns her­um. Wir haben uns hin­ter der Toi­let­te ver­steckt und unter den Trep­pen», erzählt eine Nach­ba­rin. Wer geblie­ben ist, hat unsag­ba­res Leid und Ver­lust erlit­ten. Ein Drit­tel der Men­schen hier haben Fami­li­en­mit­glie­der an den Krieg ver­lo­ren.Schon vor dem Krieg war Ard al-Ham­ra, wo Ami­na mit ihrer Fami­lie unter­kam, kein rei­ches Quar­tier. «Die Men­schen hier führ­ten ein ein­fa­ches, aber wür­de­vol­les Leben», erzählt Magi Tab­bakh, die das Cari­tas-Pro­gramm im Quar­tier koor­di­niert. Als Fami­lie Sulai­man in Ard al-Ham­ra ankam, hat­te der Krieg dem längst ein Ende berei­tet. Die mei­sten der ein­fa­chen Stein­häu­ser waren schwer beschä­digt, ein­zel­ne lagen kom­plett in Rui­nen. Rake­ten mach­ten meh­re­re Häu­ser­zei­len dem Erd­bo­den gleich. Die Was­ser- und Strom­ver­sor­gung blieb lan­ge Zeit kom­plett zusam­men­ge­bro­chen. Was­ser zumin­dest gibt es zwar heu­te wie­der. Wegen der kaput­ten Lei­tun­gen ver­sickert es aller­dings vie­ler­orts zwi­schen den Trüm­mern oder in der Erde der unbe­fe­stig­ten Stras­sen.

Eine Pro­the­se dank Caritas 

Jeden Tag ste­hen die Fami­li­en vor der Her­aus­for­de­rung, genug Nah­rungs­mit­tel zu beschaf­fen. Auch Ami­na und ihrer Fami­lie fehlt es an vie­lem. «Das Leben ist schwie­rig», sagt ihre Mut­ter, «alles ist so teu­er.» Seit dem Aus­bruch des Kriegs haben sich die Prei­se im Schnitt ver­zehn­facht. Von der Cari­tas erhält Fami­lie Sulai­man regel­mäs­sig Hilfs­gü­ter wie Nah­rungs­mit­tel, Klei­der, Decken oder Win­deln für Ami­nas jün­ge­re Geschwi­ster. Und dank der Cari­tas erhielt Ami­na auch die lang ersehn­te Holz­pro­the­se.» Dafür ist sie sehr dank­bar. Und Ami­na geniesst nicht nur ihre wie­der­ge­won­ne­ne Frei­heit. «Sie ist über­mü­ti­ger gewor­den», meint ihre Mut­ter: «Mitt­ler­wei­le meint sie, sie müs­se ja nicht mehr gehor­chen, wenn sie jetzt zwei Bei­ne habe.»Ami­nas Fami­lie träumt davon, mit ihrer Fami­lie in ihr Dorf Hama zurück­zu­keh­ren – zurück zu Ami­nas Gross­el­tern, zurück in ihre Hei­mat. «Die Men­schen in Alep­po sind gut zu uns. Aber Hama ist unser Zuhau­se. Im Moment ist jedoch an Rück­kehr nicht zu den­ken. Die Sicher­heits­la­ge erlaubt es nicht.» Und was wünscht sich Ami­na? Das Mäd­chen, das so ger­ne zeich­net, denkt weit vor­aus. «Ich möch­te spä­ter Ärz­tin wer­den – am lieb­sten Spe­zia­li­stin für die Bei­ne.»

Nur dank Spen­den kann Cari­tas helfen 

Um wei­ter­hin Men­schen wie Ami­na und ihrer Fami­lie in Syri­en hel­fen zu kön­nen, ist Cari­tas auf Spen­den ange­wie­sen.  Ger­ne hofft das Hilfs­werk auf Zuwen­dun­gen direkt auf das Kon­to von Cari­tas Schweiz: 60–7000‑4 (Ver­merk: Syri­en).www.caritas.ch/syrien  
Andreas C. Müller
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