Muse­um Gna­den­thal ist eröffnet

  • Idyl­lisch am Ufer der Reuss bei Nie­der­wil liegt das Klo­ster Gna­den­thal, ein ehe­ma­li­ges Zisterzienserinnenkloster.
  • Die denk­mal­ge­schütz­te Anla­ge ist Teil des Are­als des Reus­s­park, Zen­trum für Pfle­ge und Betreuung.
  • Das gestern Sonn­tag im Reus­s­park neu eröff­ne­te Muse­um Gna­den­thal doku­men­tiert auf unter­halt­sa­me Wei­se sowohl die Geschich­te des Klo­sters als auch die über hun­dert­jäh­ri­ge Pflegegeschichte.

Gestern Sonn­tag, 29. August, wur­de auf dem Are­al der Pfle­ge­insti­tu­ti­on Reus­s­park das Muse­um Gna­den­thal eröff­net. Die beweg­te Geschich­te des Ortes bie­tet mehr als genug Stoff dafür – den Muse­ums­ge­stal­tern man­gel­te es weder an Anek­do­ten noch an Mate­ri­al, um die Besu­che­rin­nen und Besu­cher in die Ver­gan­gen­heit ein­tau­chen zu lassen.

Zusam­men­ge­tra­gen, sor­tiert und inventarisiert

«Es war uns immer bewusst, dass ein gros­ses Erbe hier ruht», sag­te Kurt Not­ter, Vize­prä­si­dent des Ver­eins Gna­den­thal, an der Vor­eröff­nung des Muse­ums ver­gan­ge­ne Woche. Wie gross das Erbe tat­säch­lich ist, ent­deck­ten die Muse­ums­ma­cher, als sie das Mate­ri­al aus Schrän­ken, Est­ri­chen und Abstell­kam­mern zusam­men­tru­gen. «Bücher, histo­ri­sche Akten, Bil­der, sakra­le Gegen­stän­de, alles wild durch­ein­an­der gela­gert», zähl­te Kurt Not­ter auf. Cyn­thia Lug­in­bühl, Kul­tur­be­auf­trag­te im Reus­s­park, war beim Zusam­men­tra­gen und Sor­tie­ren des Mate­ri­als eben­falls dabei: «Wir haben jedes ein­zel­ne Objekt erfasst und ein Archiv erstellt.» Eine Aus­wahl der Gegen­stän­de ist nun im Dach­stock des ehe­ma­li­gen Klo­sters aus­ge­stellt. Die Aus­stel­lung doku­men­tiert die Pfle­ge­ge­schich­te, die im Jahr 1894 begann und in die heu­te breit aner­kann­te Pfle­ge­insti­tu­ti­on Reus­s­park mündete.[esf_wordpressimage id=33992 width=half float=right][/esf_wordpressimage]

Neben der Pfle­ge­ge­schich­te mit ihren Hochs und Tiefs wid­met sich das neue Muse­um Gna­den­thal aber auch der Geschich­te des Klo­sters. Bereits um das Jahr 1250 her­um liess sich eine Gemein­schaft reli­giö­ser Frau­en am Ufer der Reuss nie­der und nann­te den Ort «val­lis gra­ti­arum», Tal der Gna­den. Spä­ter wur­de die Gemein­schaft in den Zister­zi­en­ser­or­den auf­ge­nom­men. Das Klo­ster durch­leb­te schwie­ri­ge Pha­sen wegen Pest, Brand­ka­ta­stro­phen und Finanz­nö­ten. Es genoss aber auch Blü­te­zei­ten dank Wall­fahrt und Kunsthandwerk.

Das Gna­den­thal ist ein Frauenort

Sowohl das Klo­ster als auch die spä­te­re Pfle­ge­an­stalt wur­den von Frau­en geführt. «Das Gna­den­thal ist ein Frau­en­ort», beton­te des­halb Fabi­an Fur­ter vom Büro «imRaum» in Baden, wel­ches das Muse­um Gna­den­thal rea­li­sier­te. Die­sen Umstand hät­ten sie sich bei der Muse­ums­ge­stal­tung zunut­ze gemacht. So kom­men an den ein­zel­nen Sta­tio­nen des Audio­rund­gangs aus­schliess­lich Frau­en zu Wort. Die Frau­en­fi­gu­ren, die alle von einer histo­risch ver­bürg­ten Per­son inspi­riert sind, erzäh­len die Geschich­te des Ortes aus ihrer per­sön­li­chen Perspektive.

Das Muse­um Gna­den­thal besteht aus ver­schie­de­nen Ele­men­ten und Räu­men. Im soge­nann­ten Enten­haus führt ein kur­zer Film in die Geschich­te des Ortes ein. Danach machen sich die Besu­cher auf den Audio­rund­gang, wo an den ein­zel­nen Sta­tio­nen dank QR-Code und Han­dy Sze­nen aus der Ver­gan­gen­heit in Bild und Ton auferstehen.

«Ora et labo­ra et lege» – «Bete, arbei­te und lese»

Im ehe­ma­li­gen Refek­to­ri­um des Klo­sters gelan­gen Besu­cher ein­mal im Monat sonn­tags in die Schatz­kam­mer des Muse­ums. Die in Vitri­nen prä­sen­tier­ten reli­giö­sen Objek­te aus dem ehe­ma­li­gen Klo­ster zei­gen ein­drück­lich, mit wie viel Sorg­falt, Krea­ti­vi­tät und Sach­ver­stand die Zister­zi­en­se­rin­nen neben dem Beten und Lesen auch den Grund­satz der Arbeit beher­zigt haben.[esf_wordpressimage id=33993 width=half float=left][/esf_wordpressimage]

Die Initia­ti­ve für das frisch eröff­ne­te Muse­um war 2017 vom ehe­ma­li­gen Direk­tor des Reus­s­parks, Tho­mas Peter­hans, sowie von Ire­ne Bri­ner, Kul­tur- und Pro­jekt­ma­na­ge­rin, aus­ge­gan­gen. Die heu­ti­ge Reus­s­park-Direk­to­rin, Alex­an­dra Heil­bron­ner, wies bei der Muse­ums­er­öff­nung auf den Wer­te­wan­del und den Wis­sens­zu­wachs im Pfle­ge­be­reich hin: «Der ein­sti­ge pfle­ge­ri­sche Anspruch ‚satt, sau­ber, trocken’ genügt heu­te längst nicht mehr.» Im Reus­s­park stün­den jeder­zeit die Men­schen im Mit­tel­punkt, als Bewoh­ner, Mit­ar­bei­ter oder als Gast.

«Der Reus­s­park lebt!»

Auch Muse­ums­ma­cher Fabi­an Fur­ter schätzt, dass der Reus­s­park mehr sein möch­te, als eine wür­di­ge letz­te Sta­ti­on für pfle­ge­be­dürf­ti­ge Men­schen: Aus­flugs­ziel, grü­ne Oase, Erleb­nis­ort. Dem stimm­te auch Regie­rungs­rat Jean-Pierre Gal­la­ti, Vor­ste­her des Depar­te­ments Gesund­heit und Sozia­les, in sei­ner Gruss­bot­schaft zu. Im Lauf der letz­ten hun­dert Jah­re habe sich der Reus­s­park von der Pfle­ge­an­stalt zur gröss­ten Pfle­ge­insti­tu­ti­on im Kan­ton ent­wickelt. «Der Reus­s­park lebt!»

Muse­um Gnadenthal

Die Ange­bo­te «Auf­takt im Enten­haus» und «Audio­spa­zier­gang» sind kosten­los und ab dem 30. August 2021 täg­lich frei zugäng­lich. Der Muse­ums­raum im Refek­to­ri­um wird ab Sep­tem­ber 2021 ein­mal im Monat an einem Sonn­tag von 13.00–17.00 Uhr für Sie geöff­net. Die genau­en Öff­nungs­zei­ten fin­den Sie hier. Die Aus­stel­lung im Dach­stock ist nur mit einer Füh­rung zugäng­lich. Wei­te­re Infos zu den Füh­run­gen fin­den Sie hier.


Marie-Christine Andres Schürch
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