Mit­dis­ku­tie­ren noch bis Ende November

  • Papst Fran­zis­kus hat den syn­oda­len Pro­zess gestar­tet. Die Bis­tü­mer Basel, Chur und St. Gal­len ermög­li­chen das Mit­dis­ku­tie­ren via Dialogplattform.
  • Auf­ge­schal­tet sind 27 Fra­gen, die in Grup­pen dis­ku­tiert und online beant­wor­tet wer­den kön­nen. Bis Anfang Novem­ber haben sich 142 Grup­pen an der Befra­gung beteiligt. 
  • Noch bis Ende Novem­ber ist Mit­dis­ku­tie­ren mög­lich. Das katho­li­sche Medi­en­zen­trum kath.ch hat das Gespräch einer Grup­pe zu ​den Syn­ode-Fra­gen begleitet.

Mitt­woch­abend im Gemein­schafts­raum einer Zür­cher Bau­ge­nos­sen­schaft. Ich habe fünf Men­schen ein­ge­la­den, um die Fra­gen des syn­oda­len Pro­zes­ses zu dis­ku­tie­ren. Es ist 20 Uhr, alle sind müde vom Arbeits­tag. Bei einem Glas Wein oder einem Kaf­fee star­tet die Grup­pe in die Dis­kus­si­on. Die gute Nach­richt vor­weg: Alle wer­den das Tref­fen zwei Stun­den spä­ter berei­chert ver­las­sen. Für Hans war der Aus­tausch gar ein Erle­ben von Kirche.

«Die Kir­che kommt mir nicht gut rein»

Hans heisst in Wirk­lich­keit anders. Die ande­ren auch. Es soll ein geschütz­ter, per­sön­li­cher Aus­tausch wer­den. Das Expe­ri­ment kann beginnen.

Sascha ist 16 Jah­re alt. Am Fei­er­abend über die katho­li­sche Kir­che zu dis­ku­tie­ren, anstatt draus­sen sei­ne Freun­de zu tref­fen, for­dert eine Men­ge Good­will. Das ist ihm anzu­mer­ken. Sascha macht eine Leh­re als Fach­mann Betreu­ung. Er wächst in einem urba­nen Umfeld auf. Zum Reli­gi­ons­un­ter­richt geht er wegen sei­nes katho­li­schen Vaters. Er war sogar kur­ze Zeit Mini­strant. Heu­te sagt er: «Ich glau­be nicht an Gott.» Und: «Die Kir­che kommt mir nicht gut rein.»

Nicht ange­spro­chen

Die Fün­fer­grup­pe ist mehr oder weni­ger katho­lisch sozia­li­siert. Trotz­dem fühlt sie sich von den 27 Fra­gen der Deutsch­schwei­zer Bis­tü­mer nicht ange­spro­chen. Das stimmt die Grup­pe nach­denk­lich. Umso mehr, weil sich die Fra­gen an alle Men­schen rich­ten. Egal, ob oder wor­an sie glau­ben. Das Syn­oden­ge­bet las­sen wir aus. Die Grup­pe fühlt sich davon nicht angesprochen.

The­men­feld 1 – «Die Weggefährten»

1.1 Wenn wir von «unse­rer Kir­che» spre­chen, wer gehört aus Ihrer Sicht zu unse­rer Kir­che, wel­che Men­schen, wel­che Gruppen?

Sascha: Jeder, der an Gott glaubt und Lust und Zeit hat, in der Kir­che vor­bei­zu­ge­hen und Got­tes­dienst zu fei­ern, der ist für mich in der Kirche.

Sabi­na: Das ist mei­ne Visi­on der Kirche!

Sabi­na (50) ist Mut­ter drei­er Kin­der und berufs­tä­tig. Sie ist in einem katho­li­schen Milieu auf­ge­wach­sen, in jun­gen Jah­ren aus der Kir­che aus­ge­tre­ten und wie­der ein­ge­tre­ten, als sie Mut­ter wur­de. Sabi­na ist eine enga­gier­te Frau. In der Poli­tik, in einer Genos­sen­schaft und auch in der Kir­che. Sie war Mit­glied im Pfar­rei­rat. Spi­ri­tu­ell fühlt sie sich in der Kir­che den­noch heimatlos.

Hans: Für mich gibt es nur eine christ­li­che Kir­che. Das mit den Kon­fes­sio­nen ist doch Quatsch. Es gibt Men­schen, die nicht getauft sind und deren Lebens­stil trotz­dem zur Kir­che passt. Wenn ich mer­ke, dass Men­schen mit dem Geist berührt sind, dann gehö­ren die für mich dazu. Gott lädt die Men­schen ein. Zur Kir­che gehört, wen Gott hereinzieht.

Hans ist 54 Jah­re alt. Er stammt aus Deutsch­land, ist ver­hei­ra­tet und hat zwei Kin­der. Er gehört zur fran­zis­ka­ni­schen Fami­lie. Auch sei­ne Arbeits­stel­le ist im kirch­li­chen Milieu verankert.

Dami­an: Ich stel­le mir vor, dass es letzt­lich nur einen Gott gibt. Dann gehö­ren doch eigent­lich alle Men­schen zur Kir­che dazu. Alle Men­schen, die sich an den Leit­fa­den der zehn Gebo­te hal­ten, sind dabei. Heut­zu­ta­ge ist doch genau die­se Abgren­zung das Pro­blem: Wir und die anderen.

Dami­an (43) kommt aus einem Klo­ster­dorf. Klas­si­sches katho­li­sches Milieu. Für ihn gilt 3G: getauft, gefirmt, gegan­gen. In der Kir­che ist er trotz­dem geblie­ben. Er ist ver­hei­ra­tet und kin­der­los. An sei­ner Hoch­zeit fehl­te der Pfar­rer. In einem frei­en Ritu­al hat sich das Ehe­paar selbst die Treue ver­spro­chen. Dami­an regt sich auf über das papie­re­ne Pfarr­blatt, er zieht die elek­tro­ni­sche Vari­an­te vor. In sei­ner Kirch­ge­mein­de im Zür­cher Unter­land kennt er nicht mal den Pfarrer.

Bekann­te Orte, bekann­te Menschen

Hans: «Unse­re Kir­che» meint hier viel­leicht die eige­ne Kirch­ge­mein­de. Als ich nach dem Umzug in die Schweiz zum ersten Mal in die Kir­che ging, habe ich gemerkt, dass ich in einer Kir­che war, wo die Men­schen mir einen kri­ti­schen Blick zuwer­fen und sich fra­gen, wer der Neue in der Kir­chen­bank wohl ist. Als ich aber bei mei­nem Umzug zum ersten Mal bei mei­nem Orden vor­bei­ge­schaut habe, wur­de ich ganz herz­lich begrüsst. Es kommt sicher dar­auf an, wie Gemein­schaf­ten orga­ni­siert sind.
Dami­an: Im Loka­len ist die Kir­che klein­tei­lig und man fühlt sich wohl an bekann­ten Orten, bei bekann­ten Men­schen. Glo­bal in einem frem­den Umfeld kann einem die Kir­che schon auch Hei­mat bedeu­ten.
Sascha: Die Fra­ge ist aus­schlies­send for­mu­liert: Die Begrif­fe «Unse­re Kir­che» und die Rede von Grup­pen, das schliesst doch schon aus. Wie soll jemand, der nicht in der Kir­che enga­giert ist, sich von die­sen Fra­gen ange­spro­chen fühlen?

Bei wir-sind-ohr.ch ste­hen vie­le Ant­wor­ten zur Aus­wahl und sie bil­den die Dis­kus­si­on der Grup­pe ab. Eben­so zei­gen sie die ver­schie­de­nen Zugän­ge zum Begriff Kir­che auf. Kir­che kann als Gemein­schaft der Gläu­bi­gen, als kir­chen­recht­li­che Insti­tu­ti­on, als kle­ri­ka­le Orga­ni­sa­ti­on, als sozio­lo­gi­sches Milieu ver­stan­den wer­den. Die Grup­pe einigt sich dar­auf, dass alle, die sich der Kir­che zuge­hö­rig füh­len, sich als Teil der Kir­che ver­ste­hen sol­len. Sie ist sich eben­falls einig, dass das vati­ka­ni­sche Vor­be­rei­tungs­pa­pier, aus dem Hans zitiert, eine unmög­li­che Spra­che ver­wen­det. Eine hal­be Stun­de ist ver­gan­gen. Die Grup­pe geht über zur zwei­ten Teilfrage.

Der syn­oda­le Teil­pro­zess in den Diö­ze­sen Basel, Chur und St. Gallen

Der Papst will eine syn­oda­le Kir­che – eine Kir­che, in der Men­schen mit­ein­an­der spre­chen und auf­ein­an­der hören. Am 17. Okto­ber 2021 star­te­te welt­weit der drei­stu­fi­ge Weg zur Syn­ode 2023: Er beginnt auf diö­ze­saner Ebe­ne, gefolgt von Kon­ti­nen­tal­syn­oden ab Herbst 2022 und endet 2023 auf Ebe­ne Welt­kir­che mit der Bischofs­syn­ode in Rom. Das mag auf­wän­dig erschei­nen. Doch ein Pro­zess, bei dem es um Mit­spra­che, aber vor allem auch um die Stär­kung des Zusam­men­halts geht, braucht einen lan­gen Atem. Denn es ist zugleich ein spi­ri­tu­el­ler Pro­zess, der welt­weit geführt wird. Die Dia­log­platt­form wir-sind-ohr.ch der Diö­ze­sen Basel, Chur und St. Gal­len laden noch bis am 30. Novem­ber ein, sich an der Dis­kus­si­on über Par­ti­zi­pa­ti­on und Gemein­schaft in der römisch-katho­li­schen Kir­che sowie über ihren Auf­trag zu beteiligen.

Der Zwi­schen­stand von Anfang Novem­ber zur Halb­zeit zeig­te erfreu­li­che Resul­ta­te:

  • 2’518 Per­so­nen haben sich auf der gfs.bern-Plattform erkundigt.
  • 1’044 Per­so­nen haben sich bei gfs.bern regi­striert und ein Log­in erhal­ten, von die­sen haben sich 510 Per­so­nen in die Dia­log­platt­form eingeloggt.
  • 142 Grup­pen haben die Befra­gung aus­ge­füllt und abgeschlossen.

Aus­ge­schlos­sen oder diskriminiert?

1.2 Wel­che Men­schen wer­den tat­säch­lich aus­sen vor­ge­las­sen, absicht­lich oder ungewollt?

Noeh: Vie­le Frau­en, die eine akti­ve Rol­le in der Kir­che haben möch­ten, kön­nen das wirk­lich nicht. Das wird immer wie­der ange­mahnt, ist prä­sent in den Medi­en und von der Kir­che wird signa­li­siert, wir möch­ten das so las­sen, wie es ist.
Sabi­na: Men­schen, die zu ihrer Homo­se­xua­li­tät ste­hen, dürf­ten ein Pro­blem haben, wenn sie sich in der Kir­che enga­gie­ren wol­len.
Hans: In der Kir­che sehe ich mehr Frau­en als Män­ner. Auch bei den kirch­li­chen Mit­ar­bei­ten­den hat es vie­le Frau­en. Die Frau­en sind nicht aus­ge­schlos­sen, sie wer­den dis­kri­mi­niert.
Sascha: Frau­en neh­men irgend­wie mehr in Kauf. Umge­kehrt wür­de es nicht funk­tio­nie­ren: Wäre der Papst eine Frau und der Vati­kan weib­lich – die Män­ner wür­den sich nicht dis­kri­mi­nie­ren las­sen.
Noeh: Wenn Geschie­de­ne wie­der hei­ra­ten, sind sie aus­ge­schlos­sen von der Eucha­ri­stie. Das ist offi­zi­el­le kirch­li­che Dok­trin…
Dami­an: …und Geschie­de­ne dür­fen nicht mehr kirch­lich hei­ra­ten. Aber die­se Ver­hält­nis­se wan­deln sich im Lauf der Zeit. Der Blick in die Geschich­te zeigt das.
Sabi­na: In der Rea­li­tät bekom­men Geschie­de­ne die Eucha­ri­stie und ein homo­se­xu­el­les Paar fin­det einen Pfar­rer, der es seg­net. Mei­ner Mei­nung nach ist nicht der Aus­schluss, son­dern der Anschluss das Pro­blem. Wie fin­de ich einen per­sön­li­chen Zugang zu den Ange­bo­ten der Kirche?

Sich nicht ange­nom­men fühlen

Noeh: Wenn ich am Sonn­tag eine Pre­digt höre, die mir nichts sagt, habe ich nicht das Gefühl, dass ich das zurück­mel­den müss­te. Ich erach­te das eher als mein Pro­blem, dass ich damit nichts anfan­gen kann. Mei­ne Kri­tik behal­te ich für mich und den­ke, dass die Kir­che halt ein­fach nichts für mich ist.
Hans: Ich ken­ne Leu­te, die besu­chen am Sonn­tag den Got­tes­dienst in einer ande­ren Kir­che, weil ihnen dort der Got­tes­dienst bes­ser gefällt. Die suchen sich dort ihre Nische. Cha­ris­ma­ti­scher Got­tes­dienst in Maria Lour­des oder Hoch­schul­got­tes­dienst der Jesui­ten in Lieb­frau­en: jeder, was er will. In Zürich kann man das machen, da gibt es eine Palet­te von Ange­bo­ten.
Dami­an: An mei­nem Wohn­ort gibt’s hin­ge­gen nicht mal jeden Sonn­tag eine deutsch­spra­chi­ge Mes­se, weil die Kir­che auch von den Mis­si­ons­kir­chen gebraucht wird.

Die Grup­pe fin­det: Die Teil­fra­ge zielt in die fal­sche Rich­tung. Nicht akti­ven Aus­schluss sehen wir als haupt­säch­li­ches Pro­blem, son­dern Dis­kri­mi­nie­rung. Nie­man­dem wird die Kir­chen­pfor­te vor der Nase zuge­schla­gen. Wer teil­neh­men will, fin­det eine Mög­lich­keit. Das zei­gen die ver­schie­de­nen insti­tu­tio­nel­len Ange­bo­te: Jugend­seel­sor­ge, katho­li­scher Frau­en­bund, katho­li­scher Arbei­ter­ver­ein, Behin­der­ten­seel­sor­ge, HIV-Seel­sor­ge, Regen­bo­gen­pa­sto­ral… Der Aus­schluss ergibt sich viel­mehr dadurch, dass sich Men­schen mit ihrer Lebens­rea­li­tät nicht ange­nom­men füh­len und sich auch dar­um von den kirch­li­chen Ange­bo­ten nicht ange­spro­chen fühlen.

«Unse­re Kir­che ist ste­hen geblieben»

Als Ant­wort­mög­lich­kei­ten auf die Teil­fra­ge wer­den auf der Sei­te von «gfs.bern»ver­schie­de­ne gesell­schaft­li­che Grup­pen ange­bo­ten: Alte, Jugend­li­che, Men­schen mit Beein­träch­ti­gun­gen, Frau­en… Wie­der­um bleibt die Grup­pe etwas rat­los zurück, fin­det die pas­sen­de Ant­wort nicht, weil sie der Tie­fe der Dis­kus­si­on gar nicht gerecht wer­den. Die Grup­pe beschliesst eine eige­ne Ant­wort zu for­mu­lie­ren: Je nach Gemein­de wer­den ver­schie­de­ne Men­schen aus­ge­grenzt. Grund­sätz­lich ist die Kir­che bemüht, für vie­le Men­schen ein Ange­bot zu schaf­fen, das zeigt sich in den vie­len Nischenangeboten. 

Sascha: Die wenig­sten Men­schen suchen sich aus, ob sie katho­lisch sind. Sie wer­den als Kin­der getauft und wer­den so erzo­gen. Es ist wie ein Samen, der gepflanzt wird. Und dann ist die Kir­che krass ver­an­kert in unse­rer Gesell­schaft. Alle haben frei an Weih­nach­ten, auch die­je­ni­gen, die die Bibel noch nie­mals auf­ge­schla­gen haben.
Noeh: Das stimmt, der Wil­le zur Zuge­hö­rig­keit zur Kir­che hat mit den histo­ri­schen Bege­ben­hei­ten zu tun. Wir Jun­gen spü­ren die Zuge­hö­rig­keit zur Kir­che weni­ger als ihr als älte­re Gene­ra­ti­on. Und die Gene­ra­tio­nen nach uns wer­den sie wahr­schein­lich noch weni­ger spü­ren.
Dami­an: Wir kön­nen uns ent­schei­den, ob wir zur Kir­che dazu­ge­hö­ren wol­len. Frü­her war das anders. Du warst dabei und konn­test dich damit abfin­den oder nicht. Die­se Pha­se des Wäh­lens ist jung. Und stellt sich vor allem in unse­rer Hemi­sphä­re.
Hans: Nur schon im Ber­li­ner Umland habe ich ganz ande­re Erfah­run­gen gemacht. 2,3 Pro­zent der Bevöl­ke­rung waren Katho­li­kin­nen und Katho­li­ken. Die mei­sten haben sich als Erwach­se­ne tau­fen las­sen und waren dann voll dabei.
Sabi­na: In unse­rer Hemi­sphä­re hat es die Kir­che ver­passt, wich­ti­ge gesell­schaft­li­che Ent­wick­lun­gen mit­zu­ma­chen und dar­um haben sich vie­le Men­schen ver­ab­schie­det. Unse­re Kir­che ist ste­hen geblie­ben.
Sascha: Sind wir immer noch bei der ersten Fra­ge? Wie sol­len wir die zehn The­men­fel­der jemals schaf­fen?
Noeh: Es war ja nicht ver­lo­re­ne Zeit.
Sabi­na: Wir kom­men nun jeden Mitt­woch zusam­men, bis wir alle Fra­gen dis­ku­tiert haben. (Geläch­ter, nur Sascha schaut beun­ru­higt in die Runde)

Nur noch eine Viertelstunde!

1.3 Wel­che reli­giö­sen Grup­pen hal­ten zusam­men und gestal­ten das Leben in Ihrer Pfar­rei / in Ihrem Pasto­ral­raum / Ihrer Seel­sor­ge­ein­heit oder im Bis­tum aktiv?

Die Grup­pe will sofort die Ant­wort­vor­schlä­ge hören, mag nicht erra­ten, was wohl gemeint ist. Ich lese die Ant­wor­ten vor: Frau­en­ge­mein­schaf­ten, Mis­sio­nen, Jub­la, Alte, Geist­li­che Gemein­schaf­ten, Ordens­ge­mein­schaf­ten, Kir­chen­chö­re, Ministrant:innen (sic!), Freiwillige.

Sabi­na: Die­se Fra­ge muss bezo­gen auf eine kon­kre­te Pfar­rei beant­wor­tet wer­den. Da vari­iert die Ant­wort je nach Wohn­ort. Men­schen, die nicht aktiv in der Kir­che sind, kön­nen auf die­se Fra­ge gar kei­ne Ant­wort geben.

Die Grup­pe beschliesst, die Ant­wort zu über­sprin­gen. Sie hat noch eine Vier­tel­stun­de Zeit. Sascha wird lang­sam unru­hig und möch­te pünkt­lich auf­hö­ren. Viel­leicht sind die Freun­de um 22 Uhr noch draussen.

The­men­feld 2 – «Zuhö­ren»

2.1 Wo füh­len Sie sich in der Kir­che (als Mann, Frau, Laie, Jugend­li­cher, que­e­re Per­son etc.) gehört?

Dami­an: Im Kir­chen­schiff.
Sabi­na: Wie meinst du das?
Dami­an: Sie fra­gen nach einem Ort. Nein, im Ernst: Ich ver­ste­he die Fra­ge nicht.
Hans: Im vati­ka­ni­schen Papier heisst es: Wie wird zuge­hört? Ich füh­le mich eigent­lich nur im per­sön­li­chen Gespräch mit dem Pfar­rer, wenn ich ihn beim Ein­kau­fen tref­fe oder mit dem Pasto­ral­as­si­sten­ten, wenn wir mal Kaf­fee trin­ken, von der Kir­che gehört. Sonst habe ich nicht den Ein­druck, dass ich von der Kir­che gehört wer­de.
Noeh: Gibt es eine Kirch­ge­mein­de­ver­samm­lung?
Sabi­na: Das ist wie eine Dele­gier­ten­ver­samm­lung eines Ver­eins.
Hans: Da wird nicht wirk­lich dis­ku­tiert.
Sabi­na: Es bringt auch nie­mand was zum Dis­ku­tie­ren ein.
Hans: Von unse­rer Pfar­rei kam nichts zum syn­oda­len Prozess.

«Ich flie­ge unter dem Radar mei­ner Kirchgemeinde»

Sabi­na: Da braucht es akti­ve Vor­stands­mit­glie­der, sonst pas­siert nichts. Da könn­te man zum Bei­spiel auch eine aus­ser­or­dent­li­che Ver­samm­lung ein­be­ru­fen und den syn­oda­len Pro­zess trak­tan­die­ren. Mir gefällt die­se Anspruchs­hal­tung nicht. Wenn man gehört wer­den will, muss man das auch zei­gen.
Hans: Ich schät­ze das Kaf­fee­trin­ken nach dem Got­tes­dienst in der Kir­che am Stauf­fa­cher. Dort kom­me ich ganz nie­der­schwel­lig mit der Pfar­re­rin ins Gespräch.
Dami­an: Ich fra­ge mich, wel­che Ange­bo­te die Men­schen bräuch­ten, um wie­der Anschluss zu fin­den. Liegt es nicht dar­an, dass sie in der Kir­che nicht die Men­schen fin­den, die sie eigent­lich ger­ne antref­fen wür­den? War­um hört die Kir­che nicht ein­fach den Leu­ten zu, die noch dabei sind? War­um sucht sie nach Men­schen, die viel­leicht gar nicht in die Kir­che wol­len?
Sabi­na: Ich habe das Ver­trau­en, dass ich gehört wer­de, wenn ich mit einem seel­sor­ge­ri­schen Pro­blem zum Pfar­rer gehe. Anders ist es viel­leicht, wenn man im Pfar­rei­rat eine Idee ein­brin­gen will.
Sascha: Mein Pfar­rer hat schon mehr­mals gesagt, dass er für mich betet.
Sabi­na: Als mein Sohn im Spi­tal war, hat der Pfar­rer ihn besucht.
Dami­an: Ich füh­le mich nicht wahr­ge­nom­men. Ich flie­ge unter dem Radar mei­ner Kirchgemeinde.

In zehn Minu­ten abgeschickt

Vie­le Fra­gen blei­ben offen, die Grup­pe wird nicht mehr zusam­men­kom­men. Ich klicke die Ant­wor­ten durch und wer­de auf­ge­for­dert, Anga­ben zur Grup­pe zu machen: Geschlecht, Spra­che, Her­kunft, Reli­gi­ons- und Kon­fes­si­ons­zu­ge­hö­rig­keit, Funk­tio­nen in der Kir­che. Die Post­leit­zahl und der Ort des Tref­fens wer­den abge­fragt. Anmel­dung und Abschluss der Befra­gung neh­men etwa zehn Minu­ten in Anspruch. Die Stim­me der Fün­fer­grup­pe ist abgeschickt.

Marie-Christine Andres Schürch
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