Mit offe­nen Herzen

Stil­le, Musik und jemand, der ein­fach zuhört. Das «Gebet um Hei­lung» in der Kapel­le St. Anton öff­net die Her­zen und lenkt die Gedan­ken in eine neue Richtung.Hei­lung. Wir haben sie immer wie­der nötig, kör­per­lich und see­lisch. «Hei­lung ist aber auch ein gros­ses Wort und ein schwie­ri­ger, hoher Anspruch.», gibt Ste­phan Lau­per, Pasto­ral­as­si­stent in Wet­tin­gen zu. Trotz­dem beten Zvon­ko Trulec, Lau­ra Tam­bu­rin, G. L. * (Name der Redak­ti­on bekannt) und er regel­mäs­sig dar­um. Jeden ersten Sams­tag im Monat fin­det in der Kapel­le St. Anton in Wet­tin­gen das «Gebet um Hei­lung» statt. Es rich­tet sich an Men­schen, die krank sind, kör­per­li­che und see­li­sche Lasten tra­gen oder den Lebens­mut ver­lo­ren haben. Das Gebet ist getra­gen von der Gewiss­heit, dass Gott der­je­ni­ge ist, der Hei­lung schen­ken kann. «Wir vom Gebet-Hei­lung-Team ver­ste­hen uns aus­drück­lich nicht als Hei­ler. Die Hei­lung kommt von Gott.», betont Ste­phan Lau­per.

Die Gedan­ken fliessen

Hei­lung. Ein schwie­ri­ger, ein hoher Anspruch. Doch hier in der Kapel­le ahnt man, dass sie mög­lich sein könn­te. Das Gebet hat eine schlich­te Form: Jede und jeder darf ein­fach da sein, in der Kapel­le sit­zen, der Musik lau­schen, in Stil­le ver­har­ren. G.L. singt mit kla­rer Stim­me das Vater­un­ser. Mit der Melo­die und den Wor­ten begin­nen die Gedan­ken zu flies­sen. Nach einer Wei­le ste­hen zwei jün­ge­re Frau­en von ihren Plät­zen auf. Sie gehen nach vor­ne und suchen das Gespräch mit einem der Team­mit­glie­der. Zvon­ko Trulec lässt sich ger­ne auf den Men­schen ein, der zu ihm kommt. «Wir geben kei­ne Rat­schlä­ge, son­dern hören vor allem zu. Wir ermun­tern die Leu­te, auf die Wor­te von Jesus zu hören.

Wie­der Ganz-Werden

Er stellt fest, dass die Men­schen viel Ver­trau­en haben. «Sie kom­men mit offe­nen Her­zen und begin­nen, voll Ver­trau­en und ehr­lich zu erzäh­len. Das Herz geht ihnen auf, wenn sie mer­ken, dass jemand da ist, der ihnen zuhört und mit ihnen betet. Das ist uns das Aller­wich­tig­ste.» Die Musik und der Gesang tra­gen wesent­lich zur Atmo­sphä­re bei, die sol­che Offen­heit mög­lich macht. Lau­ra Tam­bu­ri­ni erin­nert sich an das erste Gebet: «Es war in gutem Sin­ne anders, als wir es geplant hat­ten, denn G.L. hat uns mit ihrer Musik über­rascht.» Tat­säch­lich wir­ken die Schlicht­heit und Klar­heit ihres Spiels und Gesangs als «Herz­öff­ner», wie Zvon­ko Trulec tref­fend for­mu­liert. Die Musik lenkt die Gedan­ken in neue Rich­tun­gen. Im Wahr­neh­men des Augen­blicks liegt Hei­lung – Heil-Wer­den im Sin­ne von «Wie­der-Ganz-Wer­den» aus der Ver­zet­te­lung des All­tags. Denn auch Gestress­te und von Streit Geplag­te besu­chen das Gebet um Hei­lung. Stress und Streit bedeu­ten eben­falls Unheil. Ste­phan Lau­per sagt: «Die Leu­te neh­men sich die Frei­heit, Hei­lung eben auch im über­tra­ge­nen Sinn zu ver­ste­hen. Das freut uns.»

In Got­tes Hände

Die Idee zum Gebet um Hei­lung ent­stand vor zwei Jah­ren an einer Ver­an­stal­tung der Erwach­se­nen­bil­dung der Katho­li­schen Kirch­ge­mein­de Wet­tin­gen mit dem Titel «We have a Dream». «Einer der Träu­me, die wir damals träum­ten, war, ein spi­ri­tu­el­les Ange­bot zu fin­den für Men­schen, die in irgend­ei­ner Form krank sind oder lei­den.», erin­nert sich Ste­phan Lau­per. Das Gebet-um-Hei­lung-Team beglei­tet die Gebe­te mit viel Enga­ge­ment. Über den Inhalt der Gesprä­che tau­schen sich die Ver­ant­wort­li­chen nicht aus, jedoch sei es für alle wich­tig, das ihnen Anver­trau­te wie­der «able­gen» zu kön­nen. Des­halb – und auch aus lit­ur­gi­schen Grün­den — eröff­net und been­det das Vie­rer­team die zwei Stun­den mit einem Gebet. So legen sie das Erfah­re­ne in Got­tes Hän­de. Ste­phan Lau­per sagt mit Nach­druck: «Auch wir gehen jedes Mal gestärkt aus der Kapel­le.»

Auch Streit und Stress sind Unheil

Seit dem Beginn im ver­gan­ge­nen Okto­ber besuch­ten Schwer­kran­ke und ihre Ver­wand­ten, aber auch Gestress­te und von Streit Geplag­te das Gebet. Denn auch Stress und Streit sind Unheil. Ste­phan Lau­per sagt: «Die Leu­te neh­men sich die Frei­heit, Hei­lung eben auch im über­tra­ge­nen Sinn zu ver­ste­hen. Das freut mich.» Spe­zi­ell ein­la­den möch­te das Orga­ni­sa­ti­ons­team auch Fami­li­en mit kran­ken Kin­dern, denn die offe­ne Got­tes­dienst­form, das freie Kom­men und Gehen, eig­net sich spe­zi­ell für jün­ge­re Besu­cher.

Ergän­zung statt Konkurrenz

Die Idee zum Gebet um Hei­lung ent­stand im Früh­ling 2015 an einer Ver­an­stal­tung der Erwach­se­nen­bil­dung der Katho­li­schen Kirch­ge­mein­de Wet­tin­gen mit dem Titel «We have a Dream». «Einer der Träu­me, die damals geträumt wur­den, war, ein spi­ri­tu­el­les Ange­bot zu fin­den für Men­schen, die in irgend­ei­ner Form krank sind oder lei­den.», erin­nert sich Ste­phan Lau­per, Pasto­ral­as­si­stent in der Pfar­rei St, Anton Wet­tin­gen. Eine Arbeits­grup­pe erar­bei­te­te in der Fol­ge ein Ange­bot für die­se Ziel­grup­pe. Es ver­steht sich als ergän­zen­des Ange­bot zu den Got­tes­dien­sten und Gebe­ten, die in den Pfar­rei­en von Wet­tin­gen und Umge­bung gefei­ert wer­den und ist für den gesam­ten Pasto­ral­raum gedacht. Dem Team ist es sehr wich­tig zu beto­nen, dass ihr Ange­bot inner­halb des lit­ur­gi­schen Rah­mens der Kir­che ver­an­kert ist und sie kei­nen «Hokus­po­kus» betrei­ben oder gar Wun­der­hei­lun­gen ver­spre­chen. Es exi­stiert ein schrift­li­ches Kon­zept, das aus­drück­lich fest­hält, dass sich die Team­mit­glie­der nicht als Hei­ler ver­ste­hen, kei­ne Dia­gno­sen oder Pro­gno­sen stel­len. Offen­bar ist die­se aus­drück­li­che Abgren­zung nötig, damit das Gebet um Hei­lung nicht in die «eso­te­ri­sche» Ecke gestellt wird. Das Ange­bot läuft seit Okto­ber 2016 vor­erst für ein Jahr, danach ent­schei­det sich, ob und wie es wei­ter­ge­führt wird. Das näch­ste Gebet um Hei­lung fin­det am Sams­tag, 4. März 2017 von 15 bis 17 Uhr statt. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen fin­den sie hier.

Kran­ken­sonn­tag

Am Sonn­tag, 5. März fei­ert die katho­li­sche Kir­che den Kran­ken­sonn­tag. In ihrer Bot­schaft zum Kran­ken­sonn­tag schrei­ben die Schwei­zer Bischö­fe: «Ob wir krank oder gesund sind, wir alle sind her­aus­ge­for­dert, über den Sinn der Krank­heit nach­zu­den­ken und die mög­li­chen Situa­tio­nen, in die wir an unse­rem Lebens­en­de gera­ten kön­nen, im Gei­ste vor­weg­zu­neh­men.» Das Schrei­ben ver­weist auf die Nähe von Gesund­heit, Krank­heit und Tod und setzt sich mit der Fra­ge der Wür­de aus­ein­an­der. Abhän­gig­keit, wie sie sich bei kran­ken oder alten Men­schen zei­ge, habe nichts mit Wür­de zu tun. Denn: «Wür­de hat jeder Mensch, gera­de der Schwache. 
Marie-Christine Andres Schürch
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