Mit Blick nach vor­ne den Wur­zeln treu

Vom Gar­ten, fast ver­sperrt durch eine hohe Hecke, geht der Blick gen Nor­den in sei­ne Hei­mat­re­gi­on. Im Ein­gangs­be­reich des Pfarr­hau­ses deu­tet sich Zukunft an: Umzugs­kar­tons leh­nen an der Wand. Ab Okto­ber 2014 wird Andre­as Zim­mer­mann nach ins­ge­samt zwan­zig Jah­ren in der Gemein­de­seel­sor­ge eine neue Auf­ga­be anneh­men. Das Kreis­spi­tal Muri und die Pfle­ge Muri sind näch­ste Sta­ti­on. «Ein fast kras­ser Wech­sel, den ich als Her­aus­for­de­rung ver­ste­he», erklärt Andre­as Zimmermann.Erstau­nen über sich selbst 1956 gebo­ren, wuchs Andre­as Zim­mer­mann ennet der Gren­ze in Walds­hut auf. Nach der Schu­le folg­te eine Aus­bil­dung zum Tief­bau­zeich­ner und rund zehn Jah­re Tätig­keit in die­sem Beruf. Als einer von rund hun­dert Mini­stran­ten unter einem Stadt­pfar­rer mit eher mili­tä­ri­scher Hal­tung war Andre­as Zim­mer­mann in der Kir­che aktiv. Mit einem jun­gen Vikar und einer Jugend­re­fe­ren­tin kam ihm ein ande­res Got­tes­bild nahe: leben­di­ger und güti­ger. «Es wur­den tol­le Aktio­nen ange­bo­ten. Unver­ges­sen ist eine Fahr­rad­tour nach Char­tres. Sol­che Erfah­run­gen brach­ten mich dazu, über mei­nen Weg nach­zu­den­ken», erin­nert sich Andre­as Zim­mer­mann, «Im Rück­blick erstaunt mich am mei­sten, dass ich den Schritt mit 26 Jah­ren dann tat­säch­lich gemacht und mei­ne Wur­zeln ver­las­sen habe».Abschlies­sen und wei­ter gehen Andre­as Zim­mer­mann holt sein Abitur nach, stu­diert in Frei­burg im Breis­gau Theo­lo­gie: «Es war noch nicht klar, ob ich Prie­ster oder Pasto­ral­re­fe­rent wer­de». Spä­te­stens mit sei­ner Hoch­zeit 1988 ist die Fra­ge beant­wor­tet. Andre­as Zim­mer­mann und sei­ne Frau Jut­ta kom­men in die Schweiz. Von Lyss im Ber­ner See­land über Rüti­hof ver­schlägt es ihn und sei­ne wach­sen­de Fami­lie in die Pfar­rei Sankt Bla­si­us Gebens­torf. Sie­ben Jah­re sind sie hier, zuletzt mit gemisch­ten Gefüh­len. Die Situa­ti­on gestal­te­te sich vor allem auf­grund von gros­sen Dif­fe­ren­zen mit der Kir­chen­pfle­ge zuneh­mend schwie­rig. Ein The­ma, über das genug gesagt wor­den sei. Die Fami­lie will trotz des Stel­len­wech­sels in der Regi­on blei­ben. «Nach Muri kann ich gut pen­deln. Eine Gele­gen­heit, mit dem Rol­ler-fah­ren zu begin­nen», über­legt Andre­as Zim­mer­mann.Grenz­gän­ger und Frühaufsteher Zur Fami­lie gehört auch ein Hund. Als Früh­auf­ste­her geht Andre­as Zim­mer­mann mit dem «Gol­den­du­del», mor­gens eine hal­be Stun­de jog­gen. «Seit fast zwan­zig Jah­ren bin ich in gemüt­li­chem Tem­po bei jedem Wet­ter draus­sen. Das tut mir gut, dabei kom­men mir Ideen», freut sich Andre­as Zim­mer­mann. Eine lieb­ge­won­ne­ne Fami­li­en­tra­di­ti­on ist dar­über hin­aus der gele­gent­li­che Besuch von Public Vie­wings in Deutsch­land, wenn EM oder WM ist. Die Fami­lie ist frisch ein­ge­bür­gert und bleibt sich gleich­wohl ihrer Wur­zeln bewusst. Als wert­vol­len Aus­gleich emp­fin­det Andre­as Zim­mer­mann auch, dass er auf­grund sei­nes Pen­sums Fami­li­en­va­ter sein konn­te. «Schon als die Kin­der Säug­lin­ge und Klein­kin­der waren, war ich auf­grund mei­ner 80 Pro­zent Anstel­lung zwei Tage daheim und mei­ne Frau ging arbei­ten. Die­se Tage waren manch­mal anstren­gen­der, als ein Tag in der Pfar­rei, doch für mich ein Aus­gleich, weil es ganz anders war. Für die Bezie­hung zu den Kin­dern war das unbe­zahl­bar», zeigt sich Andre­as Zim­mer­mann über­zeugt.Neu­es probieren Die Kin­der- und Fami­li­en­ar­beit lag Andre­as Zim­mer­mann auch in sei­nen Gemein­den am Her­zen. Grund­sätz­lich pro­bie­re er ger­ne Neu­es aus sagt er schmun­zelnd. Zum Bei­spiel das Män­ner­pa­la­ver. Dass er mit Neue­run­gen auch aneckt, ist Andre­as Zim­mer­mann bewusst. Nach einer Selbst­ein­schät­zung befragt äus­sert er: «Ich den­ke schon, dass Men­schen die eher kon­ser­va­tiv katho­lisch sind, viel­leicht ein Pro­blem mit mir bekom­men kön­nen. Men­schen am Ran­de oder aus­ser­halb der Kir­che, die eine leben­di­ge, lebens­na­he Seel­sor­ge wün­schen, reagie­ren hin­ge­gen eher posi­tiv. Letzt­lich muss ich erklä­ren kön­nen, war­um ich eine bestimm­te Mei­nung zu einem The­ma habe.»
Anne Burgmer
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