Mit Bischof Felix Gmür im Gespräch über innovative Pastoral und Jugendsynode

Mit Bischof Felix Gmür im Gespräch über innovative Pastoral und Jugendsynode

«Das Prozessdenken eröffnet eine neue Zukunft»

Mit Bischof Felix Gmür im Gespräch über innovative Pastoral und Jugendsynode

Der Basler Bischof Felix Gmür spricht im Inter­view mit Marie-Chris­tine Andres (Pfar­rblatt Hor­i­zonte Aar­gau) und Andreas Wiss­miller (Kan­tonales Pfar­reiblatt Luzern) über Pas­toral­räume, aber auch darüber, wie die Stim­men der Jugend nach Solothurn kom­men und wahrgenom­men wer­den.Papst Franziskus hat das Bild vom Bischof entwick­elt, der den ihm anver­traut­en Men­schen mal voraus­ge­ht, mal mit­ten unter ihnen ist und mal hin­ter­herge­ht. Wie wen­den Sie dieses Bild auf sich an? Felix Gmür: Als Beispiele kann ich sagen: Bei den Errich­tung­sprozessen der Pas­toral­räume muss ich vor­ange­hen, weil «die Herde» im Sinn der grossen Masse eher träge ist. Wenn Jugendliche sich tre­f­fen wie in Taizé, dann muss ich nicht vor­ange­hen. Die wis­sen sel­ber, wie sie das machen, da bin ich ein­fach mit­ten drin. Bei der Regen­bo­gen­pas­toral war ich eigentlich zuerst hin­ten, dann habe ich die Wichtigkeit gese­hen und sie gepusht. Jet­zt gehe ich wieder hin­ter­her und wir schauen, wie es sich entwick­elt.Die Pas­toral­räume wollen struk­turelles Hil­f­s­mit­tel sein, um den Glauben ins Spiel zu brin­gen. Heute. Wie sieht heutige, inno­v­a­tive Pas­toral aus? In der Schweiz haben wir gerne klare Ver­ant­wortlichkeit­en. Wir beset­zen Räume und definieren Struk­turen. Nun teile ich aber die Aus­sage von Papst Franziskus in «Evan­gelii Gaudi­um», Nr. 222 ff., wo es heisst: «Die Zeit ist mehr wert als der Raum.» Wenn wir die Zeit über den Raum stellen, machen wir Platz für Prozesse. Und das ist die inno­v­a­tive Pas­toral. Sie begleit­et die Leute in ihren Leben­sprozessen, möglichst in eine gute Rich­tung, die wir «das Heil der See­len» nen­nen kön­nen. Solche Prozesse sind natür­lich viel weniger steuer- oder reg­ulier­bar als Räume. Das macht teil­weise Angst. Auch der Papst verun­sichert manche Men­schen, denn er stösst Prozesse an und sagt: Der Heilige Geist schaut schon, dass es in die richtige Rich­tung geht. Das Prozess­denken eröffnet eine neue Zukun­ft. Das Weizenko­rn wächst schon, aber es gibt keine sofor­ti­gen Ergeb­nisse. Es braucht Geduld und Behar­rlichkeit. Manche möcht­en hinge­gen oft in der Gegen­wart die Zukun­ft vor­weg­nehmen und damit zemen­tieren.Wo beobacht­en Sie Auf­brüche? In Pas­toral­räu­men, nach der Errich­tung, wenn es weit­erge­ht, sehe ich, dass Pfar­reien, ein­st­mals geschlossene Räume, sich im einen oder anderen Aspekt ver­net­zen. Zum Beispiel in der Jugen­dar­beit, im Firmkurs oder in den Frauenge­mein­schaften. Sozi­ol­o­gisch gese­hen gibt es einen neuen Typ Kirche, eine Ver­net­zungskirche. Kirche ist nicht mehr an einem Ort, in ein­er Pfar­rei, von der Wiege bis zur Bahre. So leben die Leute ja auch gar nicht mehr. Son­dern es gibt ver­schiedene Ansprüche und Bedürfnisse, und die Auf­gabe der Seel­sorge ist es, Men­schen zusam­men­zubrin­gen. Span­nend, her­aus­fordernd, vor allem weil es gilt, dynamis­che Prozesse mit sta­tis­chen Struk­turen zusam­men­zubrin­gen.Inter­view: Marie-Chris­tine Andres, Andreas Wiss­miller
Redaktion Lichtblick
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