Meine erste Pfarreireise und der Wunsch nach Mehr…

Meine erste Pfarreireise und der Wunsch nach Mehr…

Bel­gien und Hol­land 2025

Der Weck­er klin­gelt. Es ist 4.45 Uhr. Heute begin­nt unsere Pfar­reireise von Basel nach Antwer­pen. Gemein­sam mit 39 anderen „Schäfchen“ starte ich in dieses Aben­teuer. Manche kenne ich gut, manche nur vom Namen. Ich freue mich riesig und hoffe natür­lich, dass alles klappt, das Wet­ter, die Städte, das Essen und dass der Bus­fahrer ein angenehmer Men­sch ist, der uns sich­er durch die geschätzten 1700 Kilo­me­ter bringt.

Natür­lich ver­läuft der Start nicht ohne kleine Hin­dernisse: Der Bus parkt an ein­er falschen Adresse, wir ger­at­en in einen zu engen Kreisverkehr in Weil am Rhein. Doch mit Lächeln und Teamgeist lösen wir alles, erre­ichen schliesslich die franzö­sis­che Auto­bahn und acht Stun­den später auch Antwer­pen. Google Maps lotst uns durch zu enge Gassen – aber das Aben­teuer gehört dazu.

Zwei zauber­hafte Reise­leit­er erwarten uns bere­its. Alles ist sehr her­zlich, offen und voller Geschichte. Wir schlen­dern durch die Stadt, geniessen Sonne, Giebel­häuser und das lebendi­ge Treiben. Ich bin über­wältigt von der Atmo­sphäre und freue mich auf ein bel­gis­ches Bier und fri­et­jes auf dem Grote Markt.

Der näch­ste Tag begin­nt mit einem Besuch in der Liebfrauenkirche, einem per­sön­lichen High­light. Wir feiern dort einen Gottes­di­enst umgeben von der Gemeinde, Touris­ten und Rubens-Gemälden, die wir so son­st nur gegen Ein­tritt sehen wür­den. Ein Gefühl von Ankom­men, von Gemein­schaft erfüllt mich. Die anschliessende dreistündi­ge Hafen­rund­fahrt bei Sonne auf Deck ist traumhaft. Der zweit­größte Hafen Europas zieht an uns vor­bei, imposant, mod­ern und das von Zaha Hadid ent­wor­fene Haven­huis wird mir für immer in Erin­nerung bleiben.

Maler wie Antony van Dyck und Rubens — zwei Gigan­ten des flämis­chen Barocks- tre­f­fen wir im Königlichen Muse­um der schö­nen Kün­ste an. Antwer­pen ist Kun­st, Architek­tur und ver­strömt einen ganz eige­nen, lebendi­gen Charme, der auf uns über­springt — ich komme wieder.

In Gent bestaunen wir die St.-Bavo-Kathedrale mit dem berühmten Gen­ter Altar­bild, eine Erfahrung, die einen von Kopf bis Fuss berührt. Wir sehen die St.-Nikolaus-Kirche, über­winden Höhenäng­ste, wan­deln mit der 3D-Brille durch die Ver­gan­gen­heit und ver­lieben uns – zumin­d­est ein biss­chen – in die strahlend blauen Augen unseres Boots­führers, der uns durch die roman­tis­chen Kanäle fährt.

Tag vier führt uns nach Den Haag, wo uns die Reise­leit­er Lin­da, Adri­aan und Gert her­zlich willkom­men heis­sen. Wir besuchen das Mau­rit­shuis und ste­hen endlich vor Ver­meers „Mäd­chen mit dem Per­lenohrring“. Ein unglaublich­es Erleb­nis und tat­säch­lich beste­ht der Per­lenohrring nur aus zwei Pin­sel­strichen. Eine junge Muse­ums­führerin erk­lärt mit Begeis­terung die Per­spek­tive von Rem­brandt und macht so die Kun­st lebendig für uns alle. Noch ein Besuch bei M.C. Esch­er lässt uns staunen über Illu­sio­nen und Per­spek­tiv­en – für manche fast zu viel.

Rot­ter­dam tags­drauf zeigt sich als architek­tonis­ches Feuer­w­erk: Vom Euro­mast geniessen wir die Aus­sicht auf die Stadt am Rhein, Europas grössten Hafen, die kubis­chen Häuser, die Mark­thalle und die ele­gante Eras­mus­brücke, die wie ein Schwan seine Flügel aus­bre­it­et. Das Depot Boi­j­mans van Beunin­gen beein­druckt durch seine aussergewöhn­liche Erschei­n­ung– sie wird liebevoll Ikea-Schale genan­nt. Ich mache noch 45 Self­ies, um dieses Spek­takel best­möglichst in Szene zu set­zen. Nach ein­er weit­eren beein­druck­enden Hafen­rund­fahrt steigen wir von einem Boot zum anderen um: ein still­gelegter Oze­an­dampfer soll der Ort unseres Gal­adin­ners sein, welch­es durch die grosszügige Spende der Genossen­schaft der Pfar­rei Heiliggeist gespon­sert wird. Wir erleben einen fan­tastis­chen Abend mit Glam­our und Glitzer.

Am sech­sten Tag ent­deck­en wir Delft, Ver­meers Heimat­stadt – eine kleine Welt, in der die Zeit stil­lzuste­hen scheint. Enge Gassen, Kanäle, Zug­brück­en und über­all Delfter Keramik. Auf dem Markt riecht es wun­der­bar nach Käse und frischem Her­ing. Danach sind wir zu Gast beim Friedenspalast in Den Haag. Auch wenn wir nicht hinein kön­nen, berührt uns die Ausstel­lung: Visio­nen von Frieden, Gemein­schaft und der Mut jen­er, die an eine bessere Welt glauben. Unser Grup­pen­fo­to davor wird zur beson­deren Erin­nerung. Am Nach­mit­tag zieht es viele ans Meer, nach Schevenin­gen. Weite, Sonne, Strand – und ich halte an meinem Vor­satz fest und schwimme in der 16 Grad kalten Nord­see. Frei­heit pur. Die Nieder­lande ist nahezu per­fekt – zumin­d­est für mich.

Auf dem Rück­weg über Deutsch­land machen wir Halt in Worms und lassen den Tag u.a. bei einem Apéro in ein­er regionalen Winothek ausklin­gen. Den Mor­gen begin­nen wir mit einem schö­nen Gottes­di­enst in der Kapelle des Domes St. Peter. Danach brechen wir auf in die alte Kaiser­stadt Spey­er.

Es ist kurz vor 16.00 Uhr und die Pfar­reireise geht zu Ende. Meine let­zte Ansage im Bus lautet: „Nach der Pfar­reireise ist vor der Pfar­reireise.“ Hof­fentlich bald!

Liebe Leser/innen, ich lade sie und euch alle ein, Teil der näch­sten Reise zu sein. Das Aben­teuer Pfar­reireise hat mir viele neue Bekan­nte, Fre­und­schaften und Men­schen, die mir ans Herz gewach­sen sind, geschenkt. Und ich habe den Spir­it erlebt: Zusam­men sind wir richtig gut, nicht allein – wir lachen, geniessen die Zeit und sind füreinan­der da.

Zu guter Let­zt: Unser Bus­fahrer war grossar­tig!

Text: Katha­ri­na Mey, Fotos: zVg. Pfar­reireisende

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