Mehr Pop im Gottesdienst

Pop­mu­sik erobert zuneh­mend auch die tra­di­tio­nel­len Kir­chen: Nach drei­zehn Jah­ren wur­de «Rise up», das öku­me­ni­sche Lie­der­buch für Popu­lar­mu­sik, neu auf­ge­legt. Pas­send dazu lan­ciert die Kir­chen­mu­sik­schu­le Aar­gau die­ses Jahr ihr erstes Zusatz­mo­dul «Begleit­pra­xis Popularmusik».«Ein wun­der­ba­re Sache!», freut sich Die­ter Wag­ner, Lei­ter der Kir­chen­mu­sik­schu­le Aar­gau, ange­sichts der neu auf­ge­leg­ten Aus­ga­be von «Rise up», das neu «Rise up Plus» heisst und 60 neue Lie­der beinhal­tet. «Eine Fir­mung, ein Fami­li­en­got­tes­dienst oder auch eine Hoch­zeit ohne Musik von heu­te? – Das ist doch undenk­bar», meint Die­ter Wag­ner und erklärt in die­sem Zusam­men­hang auch gleich, was «Popu­lar­mu­sik» ist: «Die Musik von heu­te».

Nicht bloss Liebesgeflüster

«Unser Anspruch war, ein neu­es, nicht eli­tä­res Lie­der­buch zu gestal­ten», erklärt Mar­kus Kap­pe­l­er, Pro­jekt­lei­ter des Rex-Ver­lags, das «Rise up Plus» her­aus­gibt. Aus­ge­wählt wur­den die Lie­der von einer sie­ben­köp­fi­gen Redak­ti­ons- und einer fünf­köp­fi­gen Theo­lo­gen­kom­mis­si­on. Auf­fal­lend hier­bei: Vie­le Pop­songs fin­den sich im neu­en Buch. Was bei den Frei­kir­chen schon län­ger boomt, dürf­te nun auch bei den tra­di­tio­nel­le­ren Kir­chen Gehör fin­den. «Beau­tiful» von Chri­sti­na Agui­lera bei­spiels­wei­se, oder «An Eng­lish­man in New York» von Sting. Laut Mar­kus Kap­pe­l­er ist der Bibel­be­zug bei sol­chen Songs zwar bis­wei­len schwach, aber es gehe bei die­sen Lie­dern um sozia­le Fra­gen. Die «Ein­sam­keit in der Frem­de», wie sie im «Eng­lish­man» beschrie­ben wer­de, sei ein Gefühl unse­rer Zeit. Wich­tig sei bei der Aus­wahl gewe­sen, dass ein Pop­song nicht bloss als Lie­bes­ge­flü­ster daher­kom­me.

Brücke zu welt­li­cher Musik

Rober­to Alfarè, Kir­chen­mu­si­ker und Mit­glied der Redak­ti­ons­kom­mis­si­on, ergänzt: «Pop­songs neh­men oft eine Rea­li­tät auf und wickeln sie in ein musi­ka­li­sches Kleid, das ankommt». Jugend­li­che sei­en zudem oft weni­ger über den Text als über Melo­dien und Har­mo­nien ansprech­bar. Das habe man nut­zen wol­len und Brücke zu sol­chen Songs aus­ser­halb der Kir­chen­mu­sik schla­gen wol­len.

Hemm­schwel­le bei Kirchenmusikern

Schon die erste Auf­la­ge von «Rise up» aus dem Jah­re 2002 wur­de zum Ver­kaufs­schla­ger. Ent­ge­gen der gros­sen Nach­fra­ge nach Popu­lar­mu­sik zeigt die täg­li­che Pra­xis aller­dings, «dass eini­ge tra­di­tio­nell aus­ge­bil­de­ten Orga­ni­stin­nen und Orga­ni­sten nicht damit ver­traut sind, ein Lied, das nur mit Akkor­den und Har­mo­nien gekenn­zeich­net ist, auf der Orgel oder dem Kla­vier zu beglei­ten.» Hier wol­le man von Sei­ten der Kir­chen­mu­sik­schu­le Hil­fe­stel­lung geben, erklärt Die­ter Wag­ner. Kon­kret: Mit einem Zusatz­mo­dul «Begleit­pra­xis Popu­lar­mu­sik» an der Kir­chen­mu­sik­schu­le Aar­gau. Das Ange­bot rich­te sich natür­lich auch an Nich­t­or­ga­ni­sten. «Alle Inter­es­sier­ten an die­sem The­ma sind ein­ge­la­den, an die­sem Modul teil­zu­neh­men.»  Neu­er Kurs an der KMSA Im Sep­tem­ber 2016 star­tet die Kir­chen­mu­sik­schu­le Aar­gau ihren neue Wei­ter­bil­dungs­kurs «Begleit­pra­xis für Popu­lar­mu­sik». Die­se Aus­bil­dung wird getra­gen von der Refor­mier­ten und der Römisch-Katho­li­schen Lan­des­kir­che im Aar­gau sowie von den bei­den kon­fes­sio­nel­len Kir­chen­mu­sik­ver­bän­den des Kan­tons. The­men: Musik­theo­rie, Rhyth­mus, Sin­gen, Instrumente/Band und Lite­ra­tur­kun­de. Der Klas­sen­un­ter­richt (12 Dop­pel­lek­tio­nen) fin­det vor­aus­sicht­lich an Frei­tag­aben­den und Sams­tag­nach­mit­ta­gen wäh­rend der Schul­zeit statt. Anmel­de­schluss ist der 6. Juni 2016. www.kmsa.ch Schnup­per­tag Für alle, die das Zusam­men­ge­hen von Pop­mu­sik und Kir­che ein­mal ganz unver­bind­lich erle­ben und aus­pro­bie­ren wol­len: Die offe­ne Fach­ta­gung «Popu­lar­mu­sik in der Kir­che» am 23. April 2016 bie­tet allen Inter­es­sier­ten von 9.30 bis 16 Uhr einen span­nen­den Ein­blick. Auf dem Pro­gramm ste­hen bei­spiels­wei­se ein offe­nes Sin­gen sowie die CD-Tau­fe zu «Rise up Plus». Ver­an­stal­tungs­ort: Hir­schen­gra­ben 50, Zürich. Ein­tritt frei (Anmel­dung bis 18. April) bei
Andreas C. Müller
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