Medizin hat Sterben schwierig gemacht

Medizin hat Sterben schwierig gemacht

«Basel im Gespräch» zu assistiertem Suizid und Palliative Care

Vor viel Pub­likum disku­tierten Eri­ka Preisig, Ärztin und Präsi­dentin der Stiftung Eter­nal Spir­it, Bern­hard Sut­ter, Geschäfts­führer der Stiftung Exit, Wal­ter Meili, Facharzt für Psy­chi­a­trie und Psy­chother­a­pie, und Ger­hard Ger­ster, Seel­sorg­er am Felix-Plat­ter-Spi­tal und Spezial­ist für Pal­lia­tive Care, über die Selb­st­bes­tim­mung am Lebensende. Früher oder später kommt es für uns alle, das Ende. Der Tod ist grund­sät­zlich unauswe­ich­lich, doch das Wann und das Wie kön­nen wir bee­in­flussen. Dür­fen wir das, sollen wir das? Ist der ärztlich begleit­ete Alterssuizid ein erwün­schter Notaus­gang zur Erlö­sung von unerträglichem Lei­den – oder schafft er eine neue Prob­lematik?Suizid sei in jedem Fall etwas Tragis­ches, sagte Wal­ter Meili und wies darauf hin, dass mit der Zunahme von assistierten Suiziden die Zahl der Selb­st­tö­tun­gen ins­ge­samt gestiegen sei. Er als Arzt sehe es nicht als seine Auf­gabe an, bei einem Suizid zu helfen, und auch als Mit­glied der Gesellschaft sei er nicht damit ein­ver­standen, dass der Suizid immer leichter gemacht werde.Eri­ka Preisig stellte die Selb­st­bes­tim­mung über alles. Die Erfahrun­gen mit vie­len betagten Patien­ten und Pati­entin­nen haben für die Hausärztin die Demenz zur schwierig­sten Krankheit gemacht. Für sie sei klar, dass sie nicht als jemand, der nicht sie selb­st sei, weit­er­leben wolle. Seel­sorg­er Ger­hard Ger­ster gab dazu zu bedenken, dass sich die Betra­ch­tungsweise ändern kann, wenn man von ein­er Krankheit betrof­fen ist.Im Zen­trum der Pal­lia­tive Care ste­he die Würde, sagte Ger­ster. Pal­lia­tive Care heisse auch, die Gren­zen der Medi­zin zu anerken­nen. «Wegen uns Medi­zin­ern ist das Ster­ben so schwierig gewor­den», sagte Preisig dazu und illus­tri­erte dies mit dem Beispiel eines Mannes, der sich von ein­er Fluh stürzte, weil ihm Ärzte einen begleit­eten Fre­itod ver­wehrt hat­ten.Aus dem zahlre­ich erschiene­nen Pub­likum kamen ganz unter­schiedliche Voten. So äusserte eine gesunde 84-jährige Frau den Wun­sch, den assistierten Suizid in Anspruch zu nehmen, weil sie lebenssatt sei. Eine Frau erzählte von ihrem an Demenz erkrank­ten Vater: Noch nie habe sie ihn so glück­lich und entspan­nt gese­hen. Eine Pflege­fach­frau hielt dazu fest, dass dies für die wenig­sten Fälle gelte. «Hat Gott uns nicht den freien Willen gegeben?» fragte eine andere Frau. Ja, aber der freie Wille habe immer Fol­gen, sagte Pal­lia­tive-Care-Spezial­ist Ger­ster und ver­wies auf die gesellschaftliche Dimen­sion. «Was passiert, wenn wir Suizid als etwas Alltäglich­es betra­cht­en?»Reg­u­la Vogt-Kohler  
Redaktion Lichtblick
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