Mari­ja Mitic: High Heels und Gebetsarmband

  • Mari­ja Mitic ist 25 Jah­re alt.
  • Die ser­bisch-ortho­do­xe Pfle­ge­fach­frau arbei­tet als Sach­be­ar­bei­te­rin bei einer Krankenkasse.
 Ich mag Mode. Für mich ist sie eine Mög­lich­keit, mei­ner Krea­ti­vi­tät und Indi­vi­dua­li­tät Aus­druck zu ver­lei­hen. Wenn ich schön ange­zo­gen bin, füh­le ich mich ein­fach gut. Dass mei­ne Reli­gi­on mei­nen Klei­der­stil beein­flusst, glau­be ich eher nicht. Ich bin ser­bisch-ortho­dox und gehe recht regel­mäs­sig in die Mes­se. In unse­rer Kir­che in Belp ist es nor­mal, dass Frau­en Hosen tra­gen. In Ser­bi­en ist man da kon­ser­va­ti­ver. Vor allem in Klö­stern muss man als Frau Kopf und Schul­tern bedeckt haben und zwin­gend ein Kleid oder einen Rock anzie­hen – Hosen sind tabu. Einen losen, über den Kopf geleg­ten Schal tra­ge ich aber im Got­tes­dienst in der Schweiz auch.

Schmuck und Tattoos

Was mehr Ein­fluss hat auf mei­ne Klei­der­wahl, ist die Musik. Ich samm­le Schall­plat­ten. Je nach­dem aus wel­cher Ära mir grad eine Plat­te in die Hän­de kommt, inspi­riert mich die Musik, auch etwas zu die­ser Zeit Pas­sen­des anzu­zie­hen, sei es nun aus den Sech­zi­ger- oder den Neun­zi­ger­jah­ren. Trotz­dem: Ganz unbe­deu­tend für mein Out­fit ist die Reli­gi­on doch nicht. Oft tra­ge ich ein Hals­kett­chen mit einem Kreuz und eine «Bro­ja­ni­ca», ein ortho­do­xes Gebets­arm­band. Dass bei­des heu­te fehlt, ist Zufall. Zum Arm­band, das man in der Kir­che kau­fen und seg­nen las­sen kann, gibt es vor­ge­ge­be­ne Gebe­te für die Gesund­heit, für gutes Ler­nen und vie­les mehr. Man kann auch frei beten und um Hil­fe bit­ten für alles, was einem gera­de auf der See­le liegt. 
Die Tat­toos auf mei­nem rech­ten Arm sind mei­ner Fami­lie gewid­met. RAM sind die Anfangs­buch­sta­ben der Namen mei­nes Vaters, mei­nes Bru­ders und mei­ner Mut­ter. Wei­ter oben steht der Name mei­ner Mut­ter in kyril­li­scher Schrift. Ich habe die­sen Arm aus­ge­wählt, weil man sich auch mit der rech­ten Hand bekreu­zigt – ich nen­ne ihn mei­nen «Fami­li­en­arm».

Nicht zu pompös

Für die fik­ti­ve Hoch­zeit habe ich ein schwar­zes Mini­kleid und, um noch etwas Far­be und Gla­mour rein­zu­brin­gen, einen gemu­ster­ten, matt glän­zen­den Bla­zer aus­ge­wählt. In Ser­bi­en läge ich mit dem kur­zen Rock nicht im Main­stream und wür­de eher auf­fal­len. Dort tra­gen die Frau­en zu fest­li­chen Anläs­sen fast aus­schliess­lich boden­lan­ge Maxi­klei­der. Sie haben meist auch kei­nen Kurz­haar­schnitt, so wie ich, son­dern lan­ge Haa­re.Die gel­ben High Heels fin­de ich schick, habe sie aber nur für eini­ge der Fotos getra­gen. Bei einer Hoch­zeit wäre das genau­so. Ich hät­te sie in der Kir­che und für die ersten Fotos an, wür­de dann aber zu beque­me­ren Schu­hen wech­seln. Ich habe meist zwei Paar Schu­he dabei. Obwohl ich Maxi­klei­der nicht son­der­lich mag – für mei­ne eige­ne Hoch­zeit wür­de ich wohl doch ein lan­ges Kleid wäh­len. Es soll­te aber nicht zu pom­pös sein. 
Marie-Christine Andres Schürch
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