«Macht es frei­wil­lig, macht es rasch!»

«Macht es frei­wil­lig, macht es rasch!»

  • Am Don­ners­tag, 22. März, dis­ku­tier­ten an einer Podi­ums­ver­an­stal­tung der öku­me­ni­schen Kom­mis­si­on Kir­che und Wirt­schaft Ver­tre­ter ver­schie­de­ner Vor­sor­ge­ein­rich­tun­gen öffent­lich über nach­hal­ti­ges Investieren.
  • In der Podi­ums­run­de dabei waren die Prä­si­den­ten der Pen­si­ons­kas­sen der römisch-katho­li­schen und der refor­mier­ten Lan­des­kir­che im Aar­gau, Dani­el Roth und Roland Frauchiger.
  • Der Prä­si­dent von Swiss Sus­tainable Finan­ce (SSF), Jean-Dani­el Ger­ber, hielt das Ein­stiegs­re­fe­rat und rief die Ver­ant­wort­li­chen zum Han­deln auf.
 Gleich zu Beginn sei­nes Refe­rats räum­te Jean-Dani­el Ger­ber mit einem Vor­ur­teil auf: «Es stimmt nicht, dass nach­hal­ti­ge Invest­ments eine schlech­te­re Ren­di­te abwer­fen — im Gegen­teil», beton­te der ehe­ma­li­ge Direk­tor des Staats­se­kre­ta­ri­ats für Wirt­schaft und aktu­el­le Prä­si­dent von Swiss Sus­tainable Finan­ce (SSF). Er gab in sei­nem Refe­rat einen brei­ten Über­blick über das The­ma Nach­hal­ti­ge Anla­gen. Die­se defi­nie­ren sich über drei Punk­te: Sie scho­nen die Umwelt, sind sozi­al­ver­träg­lich und berück­sich­ti­gen «Gover­nan­ce-Aspek­te», also Errun­gen­schaf­ten wie Gewal­ten­tren­nung und trans­pa­ren­te Bericht­erstat­tung.

Argu­ment entkräftet

Mit dem Hin­weis, dass nach­hal­ti­ge Anla­gen gleich gut ren­tie­ren wie her­kömm­li­che, ent­kräf­te­te der Refe­rent das bis­her vor­ge­brach­te Argu­ment der Pen­si­ons­kas­sen bei­der Lan­des­kir­chen, sie könn­ten sich nach­hal­ti­ge Invest­ments nicht lei­sten.

Abhän­gig­keit von den Banken

Dani­el Roth, Prä­si­dent des Anla­ge­aus­schus­ses der Pen­si­ons­kas­se Mau­ri­ti­us der Römisch-Katho­li­schen Lan­des­kir­chen Aar­gau und bei­der Basel erklär­te in der anschlies­sen­den Dis­kus­si­on, dass sei­ne Pen­si­ons­kas­se im Regle­ment aus­for­mu­liert habe, was sie unter nach­hal­ti­gen Anla­gen ver­ste­he. Es blei­be aber die Fra­ge, wie man die Ein­hal­tung der fest­ge­leg­ten Kri­te­ri­en kon­trol­lie­ren kön­ne: «Man ist auf zuver­läs­si­ge Bank­part­ner ange­wie­sen».

Es braucht Zeit und Geld

Roland Frau­chi­ger, Vize­prä­si­dent der Pen­si­ons­kas­se der Refor­mier­ten Lan­des­kir­che Aar­gau mahn­te zur Vor­sicht: «Ich als Inge­nieur habe Mühe mit den schwam­mi­gen Kri­te­ri­en von Nach­hal­tig­keit». Jean-Dani­el Ger­ber zeig­te auf, was es braucht, um eine Pen­si­ons­kas­se auf «nach­hal­tig umzu­stel­len»: Zuerst ein Scree­ning der bestehen­den Anla­gen. Danach müs­se der Stif­tungs­rat kla­re Kri­te­ri­en fest­le­gen und die Umset­zung anpacken. Das ver­ur­sa­che Kosten, wes­halb die Umstel­lung über län­ge­re Zeit erfol­gen müs­se. Jean-Dani­el Ger­ber mein­te, er kön­ne den mit der Kir­che ver­bun­de­nen Pen­si­ons­kas­sen das Glei­che raten wie allen ande­ren: Sel­ber hin­schau­en und die Invest­ments prü­fen. Wie arbei­ten die unter­stütz­ten Hilfs­wer­ke? Sind sie zer­ti­fi­ziert? Wel­che Hilfs­wer­ke berück­sich­ti­gen Nach­hal­tig­keits­aspek­te?

Eigen­ver­ant­wor­tung ist gefragt

An die­ser Stel­le kam Niklaus Schär ins Spiel. Der Unter­neh­mer grün­de­te 1985 die Sam­mel­stif­tung CoOpe­ra, die Pen­si­ons­kas­se für Unter­neh­men, Künst­ler und Frei­schaf­fen­de. Sei­ne Stif­tung ver­fü­ge über 33 Jah­re Erfah­rung in nach­hal­ti­gem Inve­stie­ren: «Das Wis­sen und die Erfah­rung kamen mit der Zeit. Und es wuchs auch das Bewusst­sein, dass man sel­ber hin­schau­en muss, was mit unse­rem Geld auf der Welt pas­siert!» In den 1980er-Jah­ren habe CoOpe­ra mutig in den Schwei­zer Bio­land­bau inve­stiert und einen sub­stan­zi­el­len Bei­trag an die Ent­wick­lung gelei­stet. Niklaus Schärs Aus­füh­run­gen zeig­ten, dass nach­hal­ti­ges Inve­stie­ren eine Ver­ant­wor­tung bedeu­tet, die man ent­we­der wahr­neh­men kann oder mit dem Argu­ment, es sei zu undurch­sich­tig, zu teu­er und zu auf­wen­dig, von sich wei­sen kann.

Die neu­sten Plä­ne der EU

Jean-Dani­el Ger­ber mahn­te zum Han­deln. Die Euro­päi­sche Uni­on erwä­ge, nach­hal­ti­ge Inve­sti­ti­ons­vor­ha­ben gesetz­lich zu för­dern. Zwar set­ze SSF als Ver­tre­ter der finanz­po­li­ti­schen Inter­es­sen der Schweiz stets auf Frei­wil­lig­keit. «Doch wenn die EU ihren Akti­ons­plan durch­zieht, sind die Bun­des­be­hör­den gezwun­gen, nach­zu­zie­hen». Des­halb sei­ne Auf­for­de­rung an die Pen­si­ons­kas­sen­ver­tre­ter, jetzt auf nach­hal­ti­ge Anla­gen umzu­stel­len: «Macht es frei­wil­lig, macht es rasch!»
Marie-Christine Andres Schürch
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