LückenÂbüsÂser oder Geschenk Gottes?
ApoÂstelÂgeÂschichÂte 1,15.21–26In dieÂsen Tagen erhob sich Petrus im Kreis der BrüÂder (…) und sagte:
Es ist also nötig, dass einer von den MänÂnern, die mit uns die ganÂze Zeit zusamÂmen waren, als Jesus, der Herr, bei uns ein und aus ging (…) – einer von dieÂsen muss nun zusamÂmen mit uns ZeuÂge seiÂner AufÂerÂsteÂhung sein.
Und sie stellÂten zwei MänÂner auf: Josef, genannt BarsÂabÂbas, mit dem BeiÂnaÂmen Justus, und MatÂthiÂas. Dann beteÂten sie: Du, Herr, kennst die HerÂzen aller; zeiÂge, wen von dieÂsen beiÂden du erwählt hast, dieÂsen Dienst und dieÂses ApoÂstelÂamt zu überÂnehÂmen! Denn Judas hat es verÂlasÂsen und ist an den Ort geganÂgen, der ihm bestimmt war. Sie warÂfen das Los über sie; das Los fiel auf MatÂthiÂas und er wurÂde den elf ApoÂsteln zugezählt.EinÂheitsÂüberÂsetÂzung 2016 LückenÂbüsÂser oder Geschenk Gottes?
Einer fällt aus – ein andeÂrer kommt. Ein PhäÂnoÂmen, das uns überÂall begegÂnet: in der ArbeitsÂwelt, in GrupÂpieÂrunÂgen und VerÂeiÂnen, ja sogar in der KirÂche. VerÂtrauÂte MitÂglieÂder, MitÂarÂbeiÂteÂrinÂnen oder PfarÂreiÂmitÂglieÂder scheiÂden aus unterÂschiedÂliÂchen GrünÂden aus (zum Glück selÂten unter so draÂmaÂtiÂschen UmstänÂden wie bei Judas) und Ersatz muss gefunÂden werÂden.Doch wer von uns MenÂschen ist schon gerÂne ein LückenÂbüsÂser? UnseÂre menschÂliÂche EitelÂkeit schlägt da immer wieÂder zu. Sie will erste Wahl sein und nicht ErsatzÂmann oder LückenÂbüsÂser.Der heiÂliÂge MatÂthiÂas ist der ErsatzÂmann im ZwölÂferÂkreis der ApoÂstel. Judas fällt aus und sein Platz muss wieÂder neu besetzt werÂden. Die ZwölÂferÂzahl ist dabei kein Zufall, sonÂdern sie erinÂnert an die zwölf StämÂme des VolÂkes IsraÂel, GotÂtes ausÂerÂwählÂtes Volk im alten Bund. So wie das Volk IsraÂel auf zwölf StammÂväÂter zurückÂgeht, grünÂdet die ChriÂstenÂheit auf den zwölf besonÂdeÂren JünÂgern, die Jesus sich erwählt hatÂte.So also wird MatÂthiÂas den elf ApoÂsteln zugeÂzählt. Wie aber ist dieÂse ForÂmuÂlieÂrung «zugeÂzählt» zu verÂsteÂhen? Zeigt sie vielÂleicht an, dass er eben doch nicht einer der zwölf ist, sonÂdern «nur» zugeÂzählt wurÂde? Wir wisÂsen es nicht. Aber wir wisÂsen, MatÂthiÂas ist ein treuÂer ZeuÂge seiÂnes Herrn geworÂden und ist nach der ÃœberÂlieÂfeÂrung den MärÂtyÂrerÂtod gestorÂben. Er hat wohl verÂstanÂden, dass die AufÂgaÂbe des ApoÂstels nicht irgendÂeiÂne AufÂgaÂbe ist, sonÂdern die AufÂgaÂbe, die FroÂhe BotÂschaft von Jesus ChriÂstus weiÂterÂzuÂtraÂgen zu den MenÂschen und so das FeuÂer des GlauÂbens, der HoffÂnung und der LieÂbe anzuÂfaÂchen.MatÂthiÂas, der heiÂliÂge LückenÂbüsÂser. SolÂche MathiÂasÂse, solÂche LückenÂbüsÂser braucht es auch in unseÂrer heuÂtiÂgen GesellÂschaft und in unseÂrer heuÂtiÂgen KirÂche drinÂgend! Es gibt so vieÂle Lücken und RisÂse, die gefüllt und geheilt werÂden müsÂsen. Lücken in der BegleiÂtung einÂsaÂmer, alter oder kranÂker MenÂschen, RisÂse in BezieÂhunÂgen und FamiÂliÂen, RisÂse zwiÂschen NatioÂnen und EthÂniÂen, zwiÂschen ReliÂgioÂnen und KonÂfesÂsioÂnen, innerÂkirchÂliÂche RisÂse zwiÂschen KonÂserÂvaÂtiÂven und ProÂgresÂsiÂven, es gibt bei den MenÂschen immer grösÂser werÂdenÂde WisÂsensÂlücken über den christÂliÂchen GlauÂben, es gibt Lücken in den pastoÂraÂlen AufÂgaÂben unseÂrer PfarÂreiÂen, welÂche mit immer weniÂger MitÂarÂbeiÂteÂrinÂnen und MitÂarÂbeiÂtern ausÂkomÂmen müsÂsen. Wir kenÂnen die vieÂlen Lücken und HilÂfeÂruÂfe – sie werÂden uns tägÂlich vor Augen geführt.Wie wertÂvoll sind da MenÂschen, die einÂsprinÂgen – MenÂschen, die zu LückenÂbüsÂsern werÂden, MenÂschen, welÂche die Lücken und RisÂse fülÂlen, die überÂall zu spüÂren sind, in Stadt und Land, in KirÂche und GesellÂschaft!«MatÂthiÂas» heisst zu Deutsch «Gabe GotÂtes». Der Name dieÂses ApoÂstels sagt, was er ist: Gabe GotÂtes, Geschenk GotÂtes an seiÂne KirÂche. So sind auch heuÂte MenÂschen, die bereit sind, in die Lücken zu sprinÂgen, ein Geschenk GotÂtes und ich bin mir sicher, dass sie den besonÂdeÂren JünÂgeÂrinÂnen und JünÂgern Jesu zugeÂzählt werÂden.
Nadia MiriÂam KelÂler, TheoÂloÂgin, ursprüngÂlich PfleÂgeÂfachÂfrau, arbeiÂtet in der PfarÂrei St. OdiÂlia, Arlesheim