«Lie­be ist» – fünf­te Fei­er für gleich­ge­schlecht­lich Liebende

«Lie­be ist» – fünf­te Fei­er für gleich­ge­schlecht­lich Liebende

  • Am ver­gan­ge­nen Frei­tag, 1. Juni, fand in Suhr die Soli­da­ri­täts- und Segens­fei­er für gleich­ge­schlecht­lich Lie­ben­de sowie ihre Freun­de und Ange­hö­ri­gen statt.
  • Bereits zum fünf­ten Mal orga­ni­sier­ten Susan­ne Andrea Bir­ke und Kurt Adler die­sen Anlass.
  • Die Fei­er berühr­te mit Wor­ten und Melo­dien und über­zeug­te mit ihrer Bot­schaft «Got­tes Lie­be fin­det vie­le Wege».
 Am Frei­tag, 1. Juni fei­er­ten gleich­ge­schlecht­lich Lie­ben­de, ihre Freun­de und Ange­hö­ri­ge sowie wei­te­re inter­es­sier­te Men­schen zusam­men in der katho­li­schen Kir­che Suhr. Eine bewe­gen­de Stun­de, wäh­rend der die einen wein­ten und ande­re Freu­den­sprün­ge voll­führ­ten.Vor fünf Jah­ren hat­te Susan­ne Andrea Bir­ke von der Fach­stel­le Bil­dung und Prop­stei zusam­men mit Kurt Adler von der Fach­stel­le Dia­ko­nie die Segens- und Soli­da­ri­ät­sfei­er für gleich­ge­schlecht­lich Lie­ben­de zum ersten Mal orga­ni­siert. Von Anfang an dabei war das Ensem­ble «gl’amoureuse». Beglei­tet vom Pia­no sin­gen die ins­ge­samt sie­ben Sän­ge­rin­nen und Sän­ger in wech­seln­der Beset­zung. Die Fei­er am Frei­tag in Suhr eröff­ne­ten sie mit dem Lied «Lie­be ist» der deut­schen Sän­ge­rin Nena. Mehr­stim­mig, klar und mit einer Aus­strah­lung und einem Aus­druck, dass man­chen die Trä­nen in den Augen stan­den. Lie­be will nicht Lie­be kämpft nicht Lie­be wird nicht Lie­be ist Lie­be sucht nicht Lie­be fragt nicht Lie­be ist, so wie du bist     (Nena) 

Der Gott, an den wir glau­ben, liebt die Menschen

Susan­ne Andrea Bir­ke, Kurt Adler und die Gemein­de­lei­te­rin der Pfar­rei Suhr, Rita Wis­mann, hat­ten zur Fei­er ein­ge­la­den. Kurt Adler fass­te die Reak­tio­nen auf die Ein­la­dung so zusam­men: «Vie­le schrie­ben, ande­re rie­fen an, eini­ge sind gekom­men. Und ja, eini­gen passt es nicht, was wir hier tun. Aber wir sind über­zeugt, das Rich­ti­ge zu tun. Denn der Gott, an den wir glau­ben, liebt die Men­schen. Und Got­tes Lie­be fin­det vie­le Wege.» Danach berich­te­te Susan­ne Andrea Bir­ke aus dem bibli­schen Buch Ruth von den bei­den Wit­wen Ruth und Noo­mi, deren Treue zuein­an­der eine «Patch­work­fa­mi­lie» über Gene­ra­tio­nen hin­weg begrün­de­te. Aus die­ser Fami­lie stammt David und «aus dem Geschlecht Davids» Jahr­hun­der­te spä­ter Jesus.

Hüp­fer von der Altarstufe

Kurt Adler fand ein gutes Sprach­bild für den Umgang mit Wider­stän­den. Er zitier­te eine leicht abge­än­der­te Weis­heit von Erich Käst­ner: «Aus den Stei­nen, die einem in den Weg gelegt wer­den, las­sen sich Trep­pen bis in den Him­mel bau­en.»Von Trep­pen­stu­fen lässt es sich auch so rich­tig genuss­voll hin­un­ter­sprin­gen. Das mach­te die drei­ein­halb­jäh­ri­ge Toch­ter von Susan­ne und Vere­na den Anwe­sen­den vor. Ver­gnügt erklomm sie die Stu­fe, die vom Ambo zum Altar führ­te und hop­ste hin­un­ter. Mit jedem Sprung wage­mu­ti­ger. Wäh­rend­des­sen erzähl­te ihr Mami Susan­ne aus dem Leben der drei­köp­fi­gen Fami­lie. Erfri­schend, humor­voll und mit kon­kre­ten Bei­spie­len zeich­ne­te sie den All­tag von Mama Vere­na, Mami Susan­ne und Toch­ter Ron­ja nach. Bei­de Müt­ter arbei­ten Teil­zeit und tei­len sich Kin­der­be­treu­ung und Haus­halts­ar­beit. Auch die Fami­li­en und Freun­de tra­gen die jun­ge Regen­bo­gen­fa­mi­lie: «Wir haben gros­ses Glück mit unse­rem Umfeld und kön­nen unse­re Fami­li­en­form sehr offen leben». Und doch lie­gen Stei­ne auf dem Weg. Der gröss­te Brocken sei, berich­te­te Susan­ne, dass die nicht-leib­li­che der zwei Müt­ter gesetz­lich kei­ne Rech­te in Bezug auf das gemein­sa­me Kind habe. Der Pro­zess der Stief­kind-Adop­ti­on erfas­se die Situa­ti­on in einer Regen­bo­gen­fa­mi­lie, wo ja bei­de Eltern­tei­le von Anfang an gleich­wer­ti­ge Bezugs­per­son sind, nur unzu­rei­chend. Auch aus die­sem Grund enga­gie­ren sich Susan­ne und Vere­na auch poli­tisch. «Lie­be kämpft nicht», heisst es zwar im Lied von Nena. Doch viel­leicht weiss, wer liebt, war­um es sich zu kämp­fen lohnt.

Berüh­ren­de Gesten und Worte

Über­ra­schend und far­big-sinn­lich wie ein Regen­bo­gen ver­lief die Fei­er in Suhr. «gl’amoureuse» stimm­ten zusam­men mit den Fei­ern­den den Ohr­wurm «Take me Home, Coun­try Roads» an, Kurt Adler sprang sei­ner­seits von der Altar­stu­fe – «wer von uns woll­te das nicht schon lan­ge ein­mal tun?» – und über­reich­te den­je­ni­gen, die die Fei­er mit­ge­stal­tet hat­ten, sowie der Gast­ge­be­rin eine Regen­bo­gen­flag­ge. Dann ver­sam­mel­ten sich die Anwe­sen­den um den Altar und emp­fin­gen den Segen Got­tes für ihre Lie­be. Für eine Lie­be, die nicht fragt, nicht sucht, noch kämpft. Son­dern ein­fach ist. Regen­bo­gen­fa­mi­li­en Der Ver­ein Regen­bo­gen­fa­mi­li­en Schweiz erklärt: Die Bezeich­nung Regen­bo­gen­fa­mi­li­en ver­weist auf das inter­na­tio­na­le schwul-les- bische Sym­bol der Regen­bo­gen­fah­ne, die auch in vie­len Kul­tu­ren welt­weit als Zei­chen der Tole­ranz, Viel­fäl­tig­keit und Hoff­nung gilt. Regen­bo­gen­fa­mi­li­en sind Fami­li­en, in wel­chen sich min­de­stens ein Eltern­teil als les­bisch, schwul (gay), bise­xu­ell oder trans (LGBT) ver­steht. Die Kin­der kön­nen aus vor­an­ge­gan­ge­nen hete­ro­se­xu­el­len Bezie­hun­gen stam­men oder in eine les­bi­sche oder schwu­le Bezie­hung hin­ein­ge­bo­ren, adop­tiert oder als P ege­kin­der auf­ge- nom­men wor­den sein. Bei Fami­li­en, in denen Trans­gen­der-Eltern betei­ligt sei­en, kön­ne deren Coming-out eben­falls vor oder nach der Fami­li­en­grün­dung lie­gen. www.regenbogenfamilien.ch    
Marie-Christine Andres Schürch
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