Lebens­lust und Freude

Sabi­ne Tscher­ner aus Koblenz, ist Mit­glied im Vor­be­rei­tungs­team für den Welt­ge­bets­tag 2014 im Kan­ton Aar­gau. Im Inter­view spricht die katho­li­sche Seel­sor­ge­rin über die Hin­ter­grün­de zum dies­jäh­ri­gen Welt­ge­bets­tag und war­um es sich lohnt, den Got­tes­dienst am 7. März 2014 zu besuchen.Frau Tscher­ner, was bie­tet der Got­tes­dienst am Weltgebetstag?  Sabi­ne Tscher­ner: Gemein­schaft und Öku­me­ne. Gewis­ser­mas­sen ein poli­ti­sches Beten, das mit sinn­li­chem Erle­ben ver­bun­den ist. So etwas gibt es in unse­ren Got­tes­dien­sten in der Regel nicht. In vie­len Pfar­rei­en wird getanzt, gefei­ert, geges­sen und getrun­ken. Das ist etwas sehr Ganz­heit­li­ches. So las­sen sich Lebens­lust und Freu­de erle­ben, Gemein­schaft und Welt­kir­che.War­um braucht es einen spe­zi­el­len Welt­ge­bets­tag für Frauen? Es braucht ihn unbe­dingt, weil es nur weni­ge Lit­ur­gien gibt, in denen Frau­en aktiv zu Wort kom­men. Für Län­der wie Ägyp­ten gilt das noch viel mehr. Män­ner sind herz­lich ein­ge­la­den, zu kom­men. Ich per­sön­lich genies­se es, unkon­ven­tio­nel­le Mög­lich­kei­ten zu haben, sich zu ver­klei­den, zu tan­zen. Sol­che krea­ti­ven Gestal­tungs­ele­men­te sind für vie­le Frau­en sehr hilf­reich, sie kom­men aber in regu­lä­ren Got­tes­dien­sten wenig vor.War­um ist die­ses Jahr Ägyp­ten The­ma des Weltgebetstages? Das Welt­ko­mi­tee bestimmt jeweils eini­ge Jah­re im vor­aus Land und The­ma. Es wech­selt ab zwi­schen den Erd­tei­len und biblisch vor­ge­ge­be­nen The­men. Ägyp­ten war in den letz­ten 50 Jah­ren schon drei­mal dran. Das hat unter ande­rem damit zu tun, dass das Land als Kno­ten­punkt von Öku­me­ne und Chri­sten­tum Bedeu­tung erlangt hat.Spiel­te die aktu­el­le poli­ti­sche Situa­ti­on im Land bei der Wahl eine Rolle? Der Ent­scheid wur­de bereits vor eini­gen Jah­ren gefällt. Da hat­te sich die poli­ti­sche Situa­ti­on noch nicht so zuge­spitzt. Viel­leicht hat­ten man­che ein pro­phe­ti­sches Gespür dafür.In Ägyp­ten sind 90 Pro­zent der Men­schen mus­li­mi­schen Glau­bens. Bräuch­te es da nicht eher eine inter­re­li­giö­se Liturgie? Dann wären wir der Zeit weit vor­aus! Die inter­kon­fes­sio­nel­le Lit­ur­gie ist bereits ein gros­ser Schritt. Die ortho­do­xe Lit­ur­gie mit ihrer Musik, den Bewe­gun­gen, dem lit­ur­gi­schen Ablauf, das alles ist uns unglaub­lich fremd. Ich möch­te aber in mei­ner Gemein­de vor Ort zu die­sem Got­tes­dienst durch­aus auch Mus­li­min­nen ein­la­den.Wie wird jeweils das The­ma für einen Welt­ge­bets­tag bestimmt? Das The­ma «Strö­me in der Wüste» hat das Welt­ko­mi­tee vor­ge­ge­ben. Das passt beson­ders gut zu Ägyp­ten, weil das Land den Nil als zen­tra­len Lebens­nerv hat. Die Tex­te und Gesän­ge pas­sen dadurch in die exi­sten­ti­el­le Erfah­rung der Ägyp­te­rin­nen. Wenn ein Land im Ama­zo­nas­ge­biet die­ses The­ma bekom­men hät­te, wäre die Lit­ur­gie ganz anders her­aus­ge­kom­men.Wie setzt sich die Vor­be­rei­tungs­grup­pe zusam­men, die in Ägyp­ten die Mate­ria­li­en für den Welt­ge­bets­tag vor­be­rei­tet hat? Es ist eine öku­me­ni­sche Grup­pe aus unter­schied­li­chen christ­li­chen Kon­fes­sio­nen: Ortho­do­xe, Kop­tin­nen, Katho­li­kin­nen, Refor­mier­te, Bab­ti­stin­nen Metho­di­stin­nen, evan­ge­li­sche Frau­en und ande­re.Läuft die Lit­ur­gie so ab, wie sie im vom Welt­ko­mi­tee gestal­te­ten Heft vor­ge­ge­ben ist, oder kann sie auch frei­er gestal­tet werden? Es gibt Gemein­den, die einen Teil weg­las­sen, weil es ihnen zu text­la­stig ist. Das welt­wei­te Komi­tee emp­fiehlt, die Lit­ur­gie so zu über­neh­men und sich damit aus­ein­an­der­zu­set­zen, auch wenn wir anders beten wür­den. Die­ses Jahr gibt es zum Bei­spiel vie­le Bibel­tex­te. Für das ägyp­ti­sche Vor­be­rei­tungs­team war das offen­bar ganz wich­tig. Ich ver­su­che, dem Respekt ent­ge­gen­zu­brin­gen.Was ist das Ziel des kan­to­na­len Vor­be­rei­tungs­ta­ges, der auch im Aar­gau regel­mäs­sig durch­ge­führt wird? Ehren­amt­li­che in den Pfar­rei­en und Kirch­ge­mein­den sol­len befä­higt wer­den, mit wenig Auf­wand einen inhalt­lich niveau­vol­len Got­tes­dienst vor Ort gestal­ten zu kön­nen. Damit sich nicht alle durch einen Wust von Mate­ri­al durch­ar­bei­ten müs­sen, wird ihnen bei­spiels­wei­se der poli­ti­sche Hin­ter­grund prä­sen­tiert und sie wer­den musi­ka­lisch befä­higt, die Lie­der mit der Gemein­de zu sin­gen. Über das Essen soll zudem ein sinn­li­cher Ein­druck ver­mit­telt wer­den, die Rezep­te wer­den alle Teil­neh­men­den für ein kuli­na­ri­sches Ange­bot in der eige­nen Pfar­rei, bezie­hungs­wei­se Kirch­ge­mein­de.Wie rege ist die Nach­fra­ge nach die­sem Vorbereitungstag? Vie­le Pfar­rei­en schicken zwei bis drei Frau­en, die dann je in eines der Ate­liers zur Ver­tie­fung gehen.Wie sind Sie mit die­sem Tag zufrieden? Ich bin sehr zufrie­den. Es war eine gros­se Bereit­schaft da, sich auf die The­men ein­zu­las­sen. Die Anwe­sen­den kamen gut mit­ein­an­der im Gespräch, auch in den Pau­sen. Vie­le kann­ten sich nicht und waren den­noch offen für Begeg­nun­gen. Es ist nicht selbst­ver­ständ­lich, dass berufs­tä­ti­ge Frau­en sich einen gan­zen Tag Zeit für eine Got­tes­dienst­vor­be­rei­tung neh­men. Das zeugt von gros­sem Inter­es­se an der Sache.Syl­via Stam www.wgt.ch   Ihre Mei­nung: Wie wich­tig ist ein spe­zi­el­ler, über antio­na­le Gren­zen hin­aus ver­bein­den­der Gebts­tag für Frauen? 
Redaktion Lichtblick
mehr zum Autor
nach
soben