Krip­pen als Leidenschaft

  • Nicht nur das geschmück­te Bäum­chen, Geschen­ke und Fon­due Chi­noi­se: Auch die Krip­pe gehört für vie­le immer noch zwin­gend zum Weihnachtsfest.
  • Für man­che Men­schen ist die Krip­pe nicht nur zwin­gen­des Acces­soire, son­dern Pas­si­on. So bei­spiels­wei­se für Arben Mar­kaj aus Rie­den bei Baden, Lui­gi Mar­che­sin aus Lenz­burg und Alfred Hartl aus Stein am Rhein.
 Bei den Mar­ka­js an der Land­stras­se in Rie­den gestal­tet die gan­ze Fami­lie im Wohn­zim­mer Jahr für Jahr eine schö­ne Krip­pe. Dies auch zum Anlass, Freun­de und Bekann­te zu emp­fan­gen. «Unser Haus steht allen offen, die bei uns die Krip­pe sehen wol­len», erklärt Arben Mar­kaj. So sei es auch Brauch in sei­ner Hei­mat. Arben und sei­ne Frau Fede­ri­ka stam­men aus dem Koso­vo und flüch­te­ten vor gut 20 Jah­ren wäh­rend des Bal­kan­krie­ges in die Schweiz. Gera­de unter alba­ni­schen Fami­li­en in der Schweiz sei der Krip­pen­bau weit ver­brei­tet und man besu­che sich dann gegen­sei­tig, um die ver­schie­de­nen Krip­pen zu bestau­nen, erklärt der vier­fa­che Fami­li­en­va­ter.

Fünf Tage Moos sam­meln, 60 Stun­den Aufbauen

Auch im Quar­tier ist man bald ein­mal auf Arben Mar­ka­js Krip­pe auf­merk­sam gewor­den. Erst­mals die­ses Jahr hat Arben Mar­kaj zusam­men mit Nach­barn eine gros­se Quar­tier­krip­pe vor dem Haus auf­ge­baut. «Auf die Idee gebracht hat mich ein Geschäfts­freund, der Kin­der­klei­der­pup­pen übrig hat­te», erzählt Arben Mar­kaj. «Das wäre doch etwas», sei ihm gesagt wor­den, wor­auf er mit sei­ner Frau und sei­nen Töch­tern pas­sen­de Kostü­me geschnei­dert habe. Auch auf das Jesus­kind ist Arben Mar­kaj stolz: Es stammt aus Bern und ist 90 Jah­re alt – ein Geschenk von einer Bekann­ten aus Bern.Für den Bau der Krip­pe hat sich Arben Mar­kaj extra einen Tag frei genom­men und an Wochen­en­den und Aben­den sei­ne Frei­zeit inve­stiert. Doch der Auf­wand habe sich gelohnt: Es kom­men vie­le Leu­te schau­en und machen Kom­pli­men­te. Es berei­te Freu­de, so etwas zu machen, erklärt er. Auch wenn es auf­wen­dig sei. Für die Mar­ka­js ist Reli­gi­on sehr wich­tig. «Wir gehen jeden Sonn­tag zur Kir­che und schöp­fen Kraft aus dem Glau­ben. Das wol­len wir auch unse­ren Kin­dern wei­ter­ge­ben – inklu­si­ve der Begei­ste­rung fürs Krip­pen­bau­en», sagt der Vater.

Auch das Fern­se­hen und die Zei­tun­gen kommen 

In Lenz­burg baut Lui­gi Mar­che­sin seit 61 Jah­ren an der Zel­gli­stras­se eine gros­se Krip­pe vor sei­nem Haus auf. Drei Meter breit ist sie. Gegen 400 Figu­ren hat der gebür­ti­ge Ita­lie­ner in sei­ner Krip­pe auf­ge­stellt. Allein um das nöti­ge Moos zu sam­meln, hat er fünf Tage gebraucht. Für den Auf­bau der Krip­pe dann noch­mals etwa 60 Stun­den.In Lui­gi Mar­che­sins Krip­pe ist alles mög­lich. Es gibt klei­ne Cha­lets, Enten, Schwei­ne, aller­lei Hand­wer­ker und tra­di­tio­nell typi­sche Figu­ren aus San Gre­go­rio Arme­no. Mit Hil­fe klei­ner Moto­ren bewe­gen sich ein­zel­ne Figu­ren. Auch eine Was­ser­pum­pe wird betrie­ben. Damit fliesst ein klei­ner Bach durch die Land­schaft. «Ich baue die Krip­pe jedes Jahr ein wenig anders», erklärt Lui­gi Mar­che­sin, der 1963 in die Schweiz kam, seit­her in Lenz­burg wohnt und dort auch wäh­rend Jahr­zehn­ten als Kano­nier beim Jugend­fest im Ein­satz stand.Jedes Jahr baue er die Krip­pe ein wenig anders, erklärt Lui­gi Mar­che­sin. Und die Leu­te aus dem Quar­tier wis­sen natür­lich schon Bescheid und kom­men schau­en. Das freut den bald 70-Jäh­ri­gen. Die Kin­der­ta­ges­stät­te aus der Nach­bar­schaft kommt auf ihrem Spa­zier­gang regel­mäs­sig bei der Krip­pe vor­bei. Und auch das Fern­se­hen und ver­schie­de­ne Zei­tun­gen hät­ten schon berich­tet, meint Lui­gi Mar­che­sin nicht ohne Stolz. Die Krip­pe mache für ihn Weih­nach­ten aus, erklärt Lui­gi Mar­che­sin. «Viel stär­ker als der Weih­nachts­baum».

2’000 Krip­pen in vier Generationen

Ob denn auch schon mal Figu­ren weg­ge­kom­men sei­en? Ja, das pas­sie­re durch­aus ab und zu. Damit kön­ne er leben, erklärt Lui­gi Mar­che­sin und sagt noch: «Der Wind wirft mir oft die Figu­ren um». Ein­mal aller­dings, vor dem Chlaus­markt, da habe ein Grup­pe Jugend­li­cher alles kaputt gemacht. Das habe ihn sehr wütend und trau­rig gemacht, so der Lenz­bur­ger, der jeden Tag zu sei­ner Krip­pe schaut.  Er tut das gern, denn die Krip­pe, das ist sei­ne gros­se Lei­den­schaft.In Stein am Rhein besitzt Alfred Hartl in vier­ter Gene­ra­ti­on eine Krip­pen­samm­lung mit über 2000 Expo­na­ten aus aller Welt. Unge­fähr 600 davon sind jeweils in der Alt­stadt im ein­zi­gen Krip­pen­mu­se­um der Schweiz zu sehen. Die­ses führt der gebür­ti­ge Deut­sche zusam­men mit Moni­ka und Josef Amrein. Gesam­melt wur­den vor allem «Arme-Leu­te-Krip­pen», um zu zei­gen, was das ein­fa­che Volk bei sich daheim hat­te. Die älte­sten Krip­pen stam­men aus der zwei­ten Hälf­te des 18. Jahr­hun­derts. Was frü­her kei­nen oder nur wenig mate­ri­el­len Wert besass und von den Men­schen in auf­wen­di­ger Heim­ar­beit gefer­tigt wur­de – bei­spiels­wei­se aus Ross­haar her­ge­stell­te Figu­ren oder aus Sta­ni­ol­pa­pier gefer­tig­te Krip­pen­bau­ten – besitzt heu­te einen unschätz­ba­ren Wert.

Ein teu­res Hobby

Apro­pos Wert: Der Krip­pen­bau ist nicht nur zeit­auf­wen­dig, son­dern auch kost­spie­lig. Je nach Her­kunft, Grös­se und Ver­ar­bei­tung der Krip­pen­fi­gu­ren sind die­se sehr teu­er. Lui­gi Mar­che­sins Figu­ren aus Napo­li bei­spiels­wei­se kosten um die 40 Euro das Stück. Sind die Stücke grös­ser, kosten sie ent­spre­chend mehr: Für das gros­se Kamel mit Fell hat Arben Mar­ben Mar­kay um die 300 Euro bezahlt.
Andreas C. Müller
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