König för ei Tag

Zum 25. Mal koor­di­niert das Hilfs­werk Mis­sio in der gan­zen Schweiz die Stern­sin­ger­ak­ti­on. Gefei­ert wird am 19. Janu­ar 2014 mit einem gros­sen Fest im St.Gallischen Wil, für das Urban Schweg­ler mit «Mir gänd enand d’Händ» das Jubi­lä­ums­lied geschrie­ben hat. Anlass genug, ein­mal der Fra­ge nach­zu­ge­hen, wel­che Rol­le das Sin­gen beim bereits Jahr­hun­der­te alten Volks­brauch des Stern­sin­gens eigent­lich spielt. Urban Schweg­ler hat sich zu ver­schie­de­nen Lebens­pha­sen mit dem Stern­sin­ger­brauch beschäf­tigt und mit eige­nen Kom­po­si­tio­nen die­ser Tra­di­ti­on neue Impul­se gegeben. 

Herr Schweg­ler, war­um sind es eigent­lich Stern­sin­ger, die Jahr für Jahr am Drei­kö­nigs­tag unse­re Häu­ser seg­nen und für Kin­der in den Län­dern des Südens sam­meln. Es könn­ten ja auch ein­fach Stern­trä­ger oder ein­fach drei Köni­ge aus dem Mor­gen­land sein.
Urban Schweg­ler: Der Brauch des Stern­sin­gens ist aus der Tra­di­ti­on des Volks­thea­ters gewach­sen. In frü­he­ren Jahr­hun­der­ten gab es Weih­nachts­spie­le, in denen Gesang eine wich­ti­ge Rol­le ein­nahm. Die sin­gen­den Köni­ge haben sich schliess­lich als eine Art «Bet­tel­brauch» aus die­sem Kon­text gelöst. Das fin­det bei­spiels­wei­se Aus­druck im Gedicht «Epi­pha­nie­fest» von Goe­the. Sie haben bereits 2007 eine CD mit Stern­sin­ger­lie­dern herausgebracht.

Wie kam es dazu?
Wäh­rend mei­ner Zeit als Mit­ar­bei­ter beim Hilfs­werk Mis­sio habe ich immer wie­der erlebt, wie Stern­sin­ger­grup­pen im Bun­des­haus emp­fan­gen wur­den. Far­big geklei­de­te Kin­der brach­ten Segen in ein Haus, wo poli­tisch wich­ti­ge Ent­schei­de fal­len. Das hat mir stets gefal­len. Scha­de fand ich jeweils, dass meist hoch­deut­sche Lie­der gesun­gen wur­den. So ent­stand die Idee, den Stern­sin­gern in der Schweiz neu­es, zeit­ge­mäs­ses Lied­gut an die Hand zu geben.

Sie haben sowohl Melo­dien kom­po­niert wie auch Tex­te geschrie­ben. Wie sind Sie das The­ma ange­gan­gen?
Mir war es ein Anlie­gen, die ver­schie­de­nen Aspek­te des Stern­sin­gens sowie die Geschich­te der drei Köni­ge zum The­ma zu machen. Also habe ich zuerst die bibli­sche Geschich­te der Wei­sen aus dem Osten und das Brauch­tum etwas näher unter die Lupe genommen.

Und was ist dabei her­aus­ge­kom­men?
Mir ist bewusst gewor­den, wie viel tie­fer gehen­de Sym­bo­lik in dem gan­zen The­ma steckt.

Zum Bei­spiel?
Die drei Wei­sen aus dem Mor­gen­land bege­ben sich auf eine Rei­se ins Unge­wis­se. Sie gehen ein Risi­ko ein, bewei­sen Mut, aber auch Ver­trau­en. Über­haupt die star­ke Bild­spra­che von der Rei­se in Nacht, die sich an einem hel­len Stern ori­en­tiert. Und wenn wir noch eine Bedeu­tungs­ebe­ne tie­fer gehen, dann steht die Rei­se der drei Wei­sen aus dem Mor­gen­land für das Leben. Der Weg der Wei­sen führt zu Jesus. Offen ist, wohin unser eige­ner Lebens­weg geht. Ver­trau­en und Hoff­nung aber schei­nen mir wich­ti­ge Wegbegleiter.

Wie lan­ge haben Sie zum Kom­po­nie­ren eines Lieds gebraucht?
Unter­schied­lich. Ich woll­te die­se Tex­te in Rei­men dich­ten. Ich bin jetzt nicht der­je­ni­ge, der gleich den gros­sen Wurf lan­det. Ent­spre­chend habe ich die Lie­der jeweils über eine gan­ze Wei­le mit mir her­um­ge­tra­gen, meist zwei bis drei Wochen.

Für das gros­se Stern­sin­ger­fest am 19. Janu­ar in Wil haben Sie qua­si die Hym­ne geschrie­ben. Der Titel des Lie­des lau­tet: «Mir gänd enand d’Händ». Was hat Sie inspi­riert?
Der Mis­sio-Kle­ber, auf dem Kin­der ein­an­der rund um den Erd­ball die Hän­de rei­chen. Gren­zen spie­len kei­ne Rol­le, Anders­ar­tig­keit soll kein Hin­der­nis sein, ein­an­der nicht auf Augen­hö­he begeg­nen zu kön­nen. Das ist die Bot­schaft. Und: Wir leben alle unter dem glei­chen Him­mel, auf der­sel­ben Erde.

Ver­kör­pert die­se Idee heu­te auch das Stern­sin­gen gene­rell?
Gewiss: Es ist der soli­da­ri­sche Gedan­ke, sich mit Gleich­alt­ri­gen in ande­ren Län­dern aus­ein­an­der zu set­zen, sich in deren Lage hin­ein­zu­ver­set­zen. Dahin­ter steht nicht mehr der klas­si­sche Mis­si­ons­ge­dan­ke wie frü­her, als die Kin­der Spen­den für «arme Hei­den­kin­der» sam­mel­ten Im Zen­trum steht der Aus­tausch, etwas geben und zugleich geschenkt bekommen.

Und wie steht es um Ihren per­sön­li­chen Bezug zum Stern­sin­gen. Haben Sie die­sen Brauch als Kind ken­nen gelernt?
Ja und nein. Wo ich auf­ge­wach­sen bin, gab es das Stern­sin­gen damals noch nicht. Ich kann­te den Brauch aber und moch­te vor allem das Stern­sin­ger­lied, das mei­ne Mut­ter oft sang.

Ist die­se Lied auch auf der CD?
«Diä Hei­li­ge Drei Köni­ge met ehrem Scht­ärn»… Ja, ich habe inten­siv danach gesucht und es schliess­lich im Nach­lass mei­nes Gross­va­ters als hand­ge­schrie­be­nes Doku­ment gefun­den. Ich habe das Lied bear­bei­tet und um eine Stro­phe ergänzt. Auf die­se Art und Wei­se konn­te ich das Ver­mächt­nis mei­nes Gross­va­ters in die heu­ti­ge Zeit über­tra­gen. Das war für mich eine schö­ne Erfah­rung.    Andre­as C. Müller

 

 

Flücht­lings­kin­der in Mala­wi
Unter dem Mot­to «Segen brin­gen, Segen sein. Hoff­nung für Flücht­lings­kin­der in Mala­wi und welt­weit» sind die Stern­sin­ger 2014 unter­wegs. Sie sam­meln Geld für Kin­der im Flücht­lings­la­ger Dza­le­ka in Mala­wi. Dies teil­te das Hilfs­werk Mis­sio Schweiz, wel­ches das Stern­sin­gen all­jähr­lich koor­di­niert, in einem Com­mu­ni­qué mit. Bereits 150 000 Kle­ber mit dem Segens­spruch für das Jahr 2014 sei­en ver­schickt wor­den, teil­te Mis­sio Schweiz wei­ter mit. Die Akti­on unter­stützt dies­mal den Flücht­lings­dienst der Jesui­ten im Lager Dza­le­ka in Mala­wi, wo über 4500 Kin­der zusam­men mit über 17 000 ande­ren Flücht­lin­gen leben. Der Flücht­lings­dienst der Jesui­ten über­nimmt im Lager die Ver­ant­wor­tung für die Pri­mar- und Sekun­dar­schu­le. Die finan­zi­el­le Unter­stüt­zung der Stern­sin­ger wird den Bau wei­te­rer Schul­zim­mer und die Besol­dung der Lehr­kräf­te ermög­li­chen. Auch sol­len spe­zi­el­le Kur­se ange­bo­ten wer­den, in denen die Kin­der ler­nen, die Trau­ma­ta ihrer Flucht zu verarbeiten.

Jubi­lä­um der Stern­sin­ger-Akti­on
Am 19. Janu­ar 2014 fei­ert Mis­sio Schweiz in Wil SG das 25-jäh­ri­ge Jubi­lä­um der Stern­sin­ger-Akti­on. Neben einem Kon­zert des Kin­der­lie­der­ma­chers Andrew Bond, will Bischof Mar­kus Büchel, Prä­si­dent der Schwei­zer Bischof­kon­fe­renz, den Kin­dern für ihr Enga­ge­ment dan­ken. Bis­her haben sich laut Mis­sio Schweiz rund 700 Kin­der und Begleit­per­so­nen für das Jubi­lä­um ange­mel­det. kipa/aj

www.sternsingen.ch 

Redaktion Lichtblick
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