Buch­ver­nis­sa­ge der Fah­rer Schwestern

  • Aus Anlass des 888-Jahr-Jubi­lä­ums erzähl­ten 17 der 20 Fah­rer Schwe­stern in einem Buch aus ihrem Leben.
  • Am Sams­tag, 1. Sep­tem­ber besuch­ten mehr als 200 Per­so­nen die Ver­nis­sa­ge im Klo­ster Fahr.
  • Illu­striert hat das Werk der Foto­graf Chri­stoph Ham­mer. Noch bis am 28. Okto­ber 2018 kön­nen Inter­es­sier­te im Klo­ster­hof die Pla­kat­aus­stel­lung mit Bil­dern aus dem Buch­pro­jekt geniessen.
 Trotz tri­stem Herbst­wet­ter kamen am ver­gan­ge­nen Sams­tag die Men­schen in Scha­ren ins Klo­ster Fahr. Wie schon beim Jubi­lä­ums­an­lass im Janu­ar muss­ten Park­platz­an­wei­ser die Besu­cher­strö­me kana­li­sie­ren.

Wich­ti­ges Zeit­do­ku­ment über eine Lebensform

Gela­den hat­ten die Fah­rer Schwe­stern zur Ver­nis­sa­ge ihres Jubi­lä­ums­bu­ches «Im Fahr». Die Ver­nis­sa­ge bil­de­te den Auf­takt für einen Tag der offe­nen Tür, an wel­chem den Besu­che­rin­nen und Besu­chern inti­me Ein­blicke ins Inne­re der Klo­ster­mau­ern gewährt wur­den.Es brau­che Mut, jeman­dem sei­ne Lebens­ge­schich­te zu erzäh­len, mein­te Deni­se Schmid vom Ver­lag «Hier und Jetzt» bei der Begrüs­sung der über 200 Per­so­nen, die zur Ver­nis­sa­ge gekom­men waren. Im dem 300 Sei­ten star­ken Werk über die Fah­rer Bene­dik­ti­ne­rin­nen erzäh­len 17 Schwe­stern ihre Lebens­ge­schich­te. «Man liest von den Träu­men der Frau­en, von ihrem Rin­gen mit dem Ent­scheid, ins Klo­ster ein­zu­tre­ten, aber auch davon, wie sich das Klo­ster­le­ben im Lau­fe der letz­ten Jahr­zehn­te ver­än­dert hat», erklär­te die Ver­le­ge­rin. Frü­her hät­ten sich die Schwe­stern «gesiezt», Reli­gi­on habe gera­de auf dem Land noch eine domi­nan­te Rol­le gespielt.

Die Autorin: Eine Rück­kehr nach 35 Jahren

Und tat­säch­lich berich­ten die Fah­rer Schwe­stern im Buch sehr offen und authen­tisch. Dar­über, was es bedeu­tet, sich dem stren­gen Rhyth­mus von Arbeit und Gebet zu unter­wer­fen, oder auch dar­über, in einer Gemein­schaft zu leben, die man sich nicht aus­ge­sucht hat.Für sie sei das Pro­jekt eine Rück­kehr in eine ver­trau­te Umge­bung gewe­sen, berich­te­te die Autorin Susann Boss­hard-Kälin in ihrer Anspra­che. 1983 habe sie als knapp 30-Jäh­ri­ge die Bäue­rin­nen­schu­le im Klo­ster Fahr besucht. Obschon sie so gar nicht dem Anfor­de­rungs­pro­fil ent­sprach – städ­tisch, ver­hei­ra­tet und ohne ech­te Ambi­ti­on, in der Land­wirt­schaft tätig zu wer­den – hät­ten sie die Fah­rer Schwe­stern auf­ge­nom­men. «35 Jah­re spä­ter bin ich zurück­ge­kehrt und durf­te die Lebens­ge­schich­ten der Fah­rer Schwe­stern erzäh­len.»

Der Foto­graf: Respekt ange­sichts bedin­gungs­lo­ser Einladung

Der Foto­graf Chri­stoph Ham­mer hat die Schwe­stern wäh­rend Mona­ten mit der Kame­ra beglei­tet und fand über­all offe­ne Türen: «Beim Gebet, in der Frei­zeit, wäh­rend der Andacht, an der Wall­fahrt – ja sogar an der Fas­nacht.» Man sol­le sich mal über­le­gen, was das bedeu­te, wenn immer die Kame­ra dabei sei, gab Chri­stoph Ham­mer gegen­über den Anwe­sen­den in sei­ner Rede zu beden­ken. «Was ich erle­ben durf­te, war eine bedin­gungs­lo­se Ein­la­dung für mich und mei­ne Kame­ra – ohne Ver­bo­te oder dop­pel­ten Boden.»Das Resul­tat von Chri­stophs Ham­mers Arbeit konn­ten die Besu­che­rin­nen und Besu­cher am ver­gan­ge­nen Sams­tag im Klo­ster­hof betrach­ten. Auf gros­sen Pla­kat­stän­dern fan­den sich Por­träts der inter­view­ten Fah­rer Schwe­stern eben­so wie Ein­drücke aus dem All­tag, die zugleich die prä­gen­den The­men der Gemein­schaft umreis­sen: Gast­freund­schaft, Gar­ten, Hand­we­be­rei, Kunst­hand­werk, Back­stu­be, aber auch Fit­ness oder Lebens­freu­de.

Die Ver­le­ge­rin: Ein gutes Gefühl für das Werk

Ein per­sön­lich bedeu­ten­der Moment sei der heu­ti­ge Tag, erklär­te die Ver­le­ge­rin Deni­se Schmid gegen­über Hori­zon­te nach Eröff­nung der Pla­kat­aus­stel­lung. «Klar weiss man nie, wie ein Buch ankommt. Aber ich habe ein gutes Gefühl, dass das Buch vie­le Men­schen anspre­chen und berüh­ren wird.» Ob es gar das erfolg­reich­ste Buch des Ver­lags wer­den könn­te, wagt die Ver­le­ge­rin nicht abzu­schät­zen. Dies sei aktu­ell die «Geschich­te der Schweiz» von Tho­mas Mais­sen, die 17 000 Mal ver­kauft wor­den sei. «Wir haben vom Fah­rer Buch in einer ersten Auf­la­ge 3000 Stück drucken las­sen, hof­fen aber, dass wir min­de­stens noch eine zwei­te Auf­la­ge drucken kön­nen.»Beson­ders gefreut habe sie, dass dank gross­zü­gi­ger Unter­stüt­zung von Gön­nern nicht nur die gut 30 000 Fran­ken teu­re Pro­duk­ti­on finan­ziert wer­den konn­te, son­dern es auch mög­lich war, der Autorin und dem Foto­gra­fen ein anstän­di­ges Hono­rar zu zah­len. «Das ist lei­der immer sel­te­ner mög­lich».Nebst den umlie­gen­den Gemein­den und Kirch­ge­mein­den haben der Ver­ein «Pro Klo­ster Fahr», die Römisch-Katho­li­schen Lan­des­kir­chen aus den Kan­to­nen Aar­gau und Zürich sowie auch Stif­tun­gen und Pri­va­te das Buch­pro­jekt finan­zi­ell unter­stützt.

Das Klo­ster als Erlebnis

Mit Begei­ste­rung schrit­ten die Besu­che­rin­nen und Besu­cher die Pla­ka­te der Aus­stel­lung ab, genos­sen Risot­to, Wür­ste, Kaf­fee und Kuchen und folg­ten der Ein­la­dung zu den ver­schie­de­nen Ange­bo­ten: Lesun­gen aus dem neu erschie­ne­nen Buch, Füh­run­gen durch den Klo­ster­gar­ten, die Klo­ster­kir­che oder den Sil­ja Wal­ter-Raum.Prio­rin Ire­ne Gas­smann führ­te Inter­es­sier­te in den Klau­sur­be­reich und erklär­te, nach wel­chen Regeln Bene­dik­ti­ne­rin­nen leben und wie sich das Ver­hält­nis des Klo­sters Fahr zum Klo­ster Ein­sie­deln gestal­tet. «Noch bis 2005 ent­sand­te das Klo­ster Ein­sie­deln einen Propst ins Fahr – als Ver­wal­ter der umlie­gen­den zum Klo­ster gehö­ren­den Län­de­rei­en und Betrie­be», so Ire­ne Gas­smann, die dem Klo­ster als Prio­rin bereits in ihrer drit­ten Amts­zeit vor­steht. 2003 sei sie zum ersten Mal gewählt und ernannt wor­den «Der Abt von Ein­sie­deln könn­te die Prio­rin ein­fach ernen­nen, aber er lässt das Fah­rer Kol­le­gi­um wäh­len und ernennt auf­grund des Ergeb­nis­ses.»

Inter­es­se am Klo­ster­le­ben, aber ein­tre­ten will niemand

Die aus allen Tei­len der Regi­on Ange­rei­sten stell­ten vie­le Fra­gen. Ins­be­son­de­re inter­es­sier­te die Men­schen die Zukunft der Schwe­stern­schaft. Das Inter­es­se am klö­ster­li­chen Leben im Fahr ist zwar unge­bro­chen gross, doch tritt schon seit Jah­ren nie­mand mehr in die Gemein­schaft ein. Das Able­gen der Pro­fess bedeu­te Ver­bind­lich­keit auf Lebens­zeit, mein­te Prio­rin Ire­ne. «Das ist ein Kon­trast zum aktu­el­len Zeit­geist, gemäss dem schon als trä­ge gilt, wer zehn Jah­re den­sel­ben Arbeit­ge­ber hat oder wäh­rend einer sol­chen Zeit­span­ne an ein und dem­sel­ben Ort wohnt.» So gese­hen sei der Klo­ster­ein­tritt «ein­fach nicht in». Doch Ire­ne Gas­smann zeig­te sich auch opti­mi­stisch: «Ich bin über­zeugt, dass das Klo­ster Fahr als spi­ri­tu­el­ler Ort eine Zukunft hat. Wenn wir nicht an eine Zukunft glau­ben wür­den, hät­ten wir wohl nicht die gros­se Reno­vie­rung an die Hand genom­men.»

Folgt ein Fortsetzungsband?

Zur Buch­ver­nis­sa­ge und dem damit ver­bun­de­nen Tag der offe­nen Tür hat­te mit Bru­der Mar­kus auch das Klo­ster Ein­sie­deln einen Ver­tre­ter ent­sandt. Dar­auf ange­spro­chen, ob es über das Klo­ster Ein­sie­deln bereits ein ähn­li­ches Buch gebe, mein­te Bru­der Mar­kus: «Über das Klo­ster Ein­sie­deln gibt es vie­le Bücher, aber noch kei­nes in die­ser per­sön­li­chen Art.» Mög­lich, dass ein sol­ches viel­leicht noch folgt, mein­te doch Ver­le­ge­rin Deni­se Schmid in ihrer Anspra­che vor ver­sam­mel­tem Publi­kum: «Viel­leicht ist das erst der erste Band. Der zwei­te heisst dann: Im Klo­ster Einsiedeln.»
Andreas C. Müller
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