Klin­gen­des Fen­ster in Rheinfelden

  • Weil die Orga­ni­stin Lys­ia­ne Salz­mann wegen des Got­tes­dienst­ver­bots nicht arbei­ten kann, übt sie seit Wochen zuhau­se auf ihrem Flügel.
  • Auf Zuhö­rer muss sie dank einer guten Idee trotz­dem nicht ganz verzichten.
 «Wer Lust auf Live-Kla­vier­mu­sik hat, soll mor­gen um 12.30 Uhr durch die Markt­gas­se gehen», hat­te Lys­ia­ne Salz­mann am 20. April auf Face­book geschrie­ben. Wer den Hin­weis recht­zei­tig ent­deck­te und zur genann­ten Zeit in Rhein­fel­den war, kam in den Genuss eines ganz beson­de­ren Kon­zerts. Lys­ia­ne Salz­mann spiel­te bei weit geöff­ne­ten Stu­ben­fen­stern an ihrem Flü­gel, so dass die Musik durch die Alt­stadt klang. Eine ein­fa­che Idee, die sowohl der Musi­ke­rin wie den vor­bei­ge­hen­den Men­schen Freu­de berei­te­te (sie­he Video).

Die Stadt darf mithören

Etwa zehn bis fünf­zehn Leu­te sei­en vor ihrem Haus auf der Stras­se gestan­den, mit dem nöti­gen Abstand zuein­an­der, erzählt Lys­ia­ne Salz­mann. Nach dem Kon­zert sei sie ans Fen­ster getre­ten, um sich fürs Zuhö­ren und den Applaus zu bedan­ken.Die Idee zum Klin­gen­den Fen­ster sei ent­stan­den, als sie zu Beginn des Coro­na-Lock­downs mit einem befreun­de­ten Trom­pe­ter bei sich zu Hau­se geübt habe, erin­nert sich Lys­ia­ne Salz­mann. Spon­tan kam die Nach­ba­rin mit ihrem Pic­co­lo dazu und die drei Musi­ker öff­ne­ten das Fen­ster, damit die Stadt mit­hö­ren konn­te. Für das klin­gen­de Fen­ster habe sie dann aber extra geübt und ein kur­zes Kon­zert­pro­gramm gespielt, fügt Lys­ia­ne Salz­mann hin­zu.

Üben und Vita­par­cours statt Konzerte

Die Orga­ni­stin und Pia­ni­stin beglei­tet regel­mäs­sig Gesangs- und Instru­men­ten­klas­sen bei Vor­spiel­aben­den und Prü­fun­gen, unter­stützt Chor­pro­ben und spielt Kon­zer­te in ver­schie­de­nen For­ma­tio­nen. Seit wegen der Coro­na-Mass­nah­men weder Got­tes­dien­ste, noch Kon­zer­te oder Chor- und Orche­ster­pro­ben statt­fin­den kön­nen, ist die Musi­ke­rin ohne Arbeit. Sie nutzt die Zeit zum Üben und ver­bringt täg­lich vier Stun­den mit Musi­zie­ren. Fri­sche Luft und Bewe­gung, zum Bei­spiel auf dem Vita-Par­cours, gehö­ren eben­falls zum Tages­pro­gramm. Die Ein­nah­men aus Kon­zer­ten und als Chor­lei­te­rin fal­len weit­ge­hend weg: «Ich bin froh, habe ich den Lohn aus mei­ner Anstel­lung als Haupt­or­ga­ni­stin in der Kir­che St. Seba­sti­an in Wet­tin­gen», sagt Lys­ia­ne Salzmann. 
Marie-Christine Andres Schürch
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