«Kli­ma­schutz ist Aus­druck einer umfas­sen­den Ver­ant­wor­tung für die Schöpfung»

  • Der Mor­te­ratsch ist einer von 200’000 Glet­schern, die vom Kli­ma­wan­del bedroht sind.
  • Rund 150 Per­so­nen gedach­ten am ver­gan­ge­nen Sams­tag der schmel­zen­den Glet­scher, die wich­ti­ge Was­ser­spei­cher sind – in der Schweiz und weltweit.
  • Die Teil­neh­men­den for­der­ten ein «Ja» zum Kli­ma­schutz­ge­setz am 18. Juni.

Der Mor­te­ratsch in Grau­bün­den liegt im atem­be­rau­ben­den Berg­pan­ora­ma der Ber­ni­na­grup­pe. Wer sich die Mühe macht, zum Glet­scher auf­zu­stei­gen, sieht nicht nur wun­der­schö­ne Natur, son­dern auch die Fol­gen des Kli­ma­wan­dels. Bald wird der Mor­te­ratsch-Glet­scher wohl ganz ver­schwun­den sein. Auch des­halb wähl­ten die Orga­ni­sa­to­ren und Orga­ni­sa­to­rin­nen die­sen ein­drück­li­chen Ort für die Gedenk­ze­re­mo­nie. Die Zere­mo­nie am Fus­se des Mor­te­ratsch organ­sier­te ein Bünd­nis aus Fasten­ak­ti­on, HEKS, Alpen-Initia­ti­ve, Ver­ei­ni­gung Bünd­ner Umwelt­ver­bän­de, Kli­ma­se­nio­rin­nen, Christ:innen für Kli­ma­schutz und Ver­ein Klimaschutz.

Zen­tral für Wasserversorgung

Der Gla­zio­lo­ge Mat­thi­as Huss von der ETH Zürich erforscht den Mor­te­ratsch-Glet­scher seit über einem Jahr­zehnt. Noch nie seit Beginn der Auf­zeich­nun­gen vor über 100 Jah­ren sei der Glet­scher­rück­gang in den Alpen so stark gewe­sen wie in den letz­ten Jah­ren, erklärt Mat­thi­as Huss. Der Mor­te­ratsch ist einer von welt­weit 200’000 Glet­schern, die vom men­schen­ge­mach­ten Kli­ma­wan­del bedroht sind. Die Glet­scher ver­sor­gen 20 Pro­zent der Welt­be­völ­ke­rung mit Trink­was­ser. Ohne sie droht 1,6 Mil­li­ar­den Men­schen Hun­ger und Durst. «Dar­auf möch­ten wir mit der Zere­mo­nie auf­merk­sam machen und zei­gen, wie drin­gend wir das Kli­ma­schutz­ge­setz brau­chen», sagt Bernd Nil­les von der Fastenaktion.

Der Berg ruft, die Men­schen kommen

Unge­fähr 150 Per­so­nen mach­ten sich am Sams­tag trotz Regen auf den Weg zum Mor­te­ratsch. Dar­un­ter vie­le Fami­li­en mit Kin­dern. «Es kamen dop­pelt so vie­le wie erwar­tet», freut sich Nil­les. Im Rah­men der Zere­mo­nie gab Eri­ka Cahen­z­li, Kir­chen­rats­prä­si­den­tin der evan­ge­lisch-refor­mier­ten Lan­des­kir­che Grau­bün­den, einen geist­li­chen Impuls. Sie pro­ble­ma­ti­siert den Kli­ma­wan­del aus christ­li­cher Per­spek­ti­ve: «Kli­ma­schutz ist Aus­druck einer umfas­sen­den Ver­ant­wor­tung für die Schöp­fung. Es geht um den Schutz der Lebens­grund­la­gen für alle Lebe­we­sen, heu­te und in Zukunft.»

Phil­ip­pi­ni­sche Delegation

Unter den Berg­gän­gern war auch eine phil­ip­pi­ni­sche Dele­ga­ti­on. Pater Tony Labiao von Social Action der phil­ip­pi­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz, Jing Rey Hen­der­son, Kom­mu­ni­ka­ti­ons­che­fin von Part­ner­ship Deve­lo­p­ment sowie Nel­sie Uy von Cari­tas Phil­ip­pi­nen. Für Hen­der­son und Uy war die Zere­mo­nie etwas voll­kom­men Neu­es: «Nicht nur, weil wir zum ersten Mal einen Glet­scher gese­hen haben. Nein, es war auch ein­drück­lich, dass so vie­le Leu­te – über alle Gene­ra­tio­nen hin­weg – solch eine Zere­mo­nie zusam­men fei­ern.» Pater Tony Labiao for­der­te die Schweiz und die indu­stria­li­sier­ten Län­der auf, drin­gend etwas gegen den Kli­ma­wan­del zu tun. Denn die Fol­gen müss­ten pri­mär die ärm­sten Län­der tra­gen. Alle Teil­neh­men­den hof­fen, dass die Schweiz am 18. Juni das Klimaschutz­gesetz anneh­men wird. Momen­tan deu­ten die Umfra­gen dar­auf hin.


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Eva Meienberg
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