Klei­der machen Religionen

  • Zum römisch-katho­li­schen Pfar­rer gehört der römi­sche Kra­gen, bei den Refor­mier­ten geht es leger zu. Stimmt das? Die Welt­mis­si­ons­kon­fe­renz in Aru­sha (Tan­sa­nia), die die­se Woche zu Ende ging, zeigt: Reli­giö­se Viel­falt macht sich auch bei der Klei­dung bemerkbar.
  • Magen­ta, gol­den oder pfef­fer­far­ben: Gera­de die Bischö­fe ver­schie­de­ner christ­li­cher Kir­chen unter­schei­den sich deut­lich auf­grund ihres Habits —  bis hin zu den Tattoos.
 Ceci­lia Soder­tun von der Luthe­ri­schen Kir­che Schwe­den ist ein «casu­al priest» (lege­rer, infor­mel­ler Prie­ster): Unter die­sem Hash­tag fin­den sich Fotos von Pfar­rern, die den stren­gen römi­schen Kra­gen mit läs­si­gem Style kom­bi­nie­ren. Bei Ceci­lia Soder­tun heisst das: Under­cut (so heisst die Fri­sur) und Tat­toos mit der Tau­fe Jesu und der Arche Noah.

Nicht nur Reli­giö­ses, auch Welt­li­ches und Politisches

Igna­ti­us Aphrem II., Patri­arch der syrisch-ortho­do­xen Kir­che in Damas­kus, ist umstrit­ten – weil er stramm an der Sei­te des syri­schen Dik­ta­tors Assad steht. Die Kopf­be­deckung ist kei­ne Mytra, son­dern ein welt­lich Ding. Kreuz und hand­ge­schnitz­ter Bischofs­stab dür­fen nicht feh­len.Sanya Sita Behar­ry von der Pres­by­te­ria­ni­schen Kir­che Tri­ni­dad und Toba­go trägt kein reli­giö­ses Out­fit, son­dern ein poli­ti­sches State­ment. Sie wol­le sich für die Rech­te von Schwu­len, Les­ben, Bi- und Trans­men­schen ein­set­zen, die beson­ders in der Kari­bik dis­kri­mi­niert wür­den.Typi­sche Lan­des­klei­dung statt einem reli­giö­sen oder poli­ti­schen State­ment trägt Adi Waqa aus Fidschi. Trotz­dem hat die römisch-katho­li­sche Theo­lo­gin ein poli­ti­sches State­ment: Sie warnt vor den Fol­gen des Kli­ma­wan­dels, denn vie­le Süd­see-Inseln dro­hen unter­zu­ge­hen.

Der «Casu­al Bishop»

Sofie Peter­sen ist ein «casu­al bishop»: Die luthe­ri­sche Bischö­fin von Grön­land müss­te laut Pro­to­koll etwas ande­res tra­gen. Doch sie ver­zich­tet aus prag­ma­ti­schen Grün­den auf das Pro­to­koll: In Tan­sa­nia ist es der oft von Käl­te umge­be­nen Bischö­fin ein­fach zu heiss. Auch der iri­sche Bischof Bri­an Far­rell ist gewis­ser­mas­sen ein «casu­al bishop»: Die rech­te Hand des Schwei­zer Kuri­en­kar­di­nals Kurt Koch in Rom ver­zich­tet in Aru­sha auf die Insi­gni­en eines Bischofs, der römi­sche Kra­gen darf aber nicht feh­len. Vor dem Hin­ter­grund des Streit ums Abend­malhl appel­liert er an die katho­li­schen Ver­tre­ter: Die­se soll­ten nicht nur die katho­li­sche Mes­se besu­chen, son­dern sich auch auf neue Lit­ur­gien ein­las­sen.Lydia Mut­ho­ni aus Kenia gehört der angli­ka­ni­schen Kir­che an. Sie sei schon zwei Mal bei der Bischofs­wahl in Kenia aus­ge­boo­tet wor­den, berich­tet sie – nur weil sie eine Frau sei. Daher tra­ge sie zum Kol­lar ger­ne auch ein vio­let­tes Ober­teil – die Far­be, die eigent­lich Bischö­fen vor­be­hal­ten ist.Angli­ka­ni­sche Bischö­fe kön­nen aber auch ganz anders aus­se­hen – wie  Dhil­oraj Ran­jit Cana­gas­a­bey, der angli­ka­ni­sche Bischof von Cey­lon in Sri Lan­ka. Wäre sei­ne Sou­ta­ne schwarz, wür­de er als Katho­lik durch­ge­hen.

Tau­be und Feuerflamme

Ephra­im T. C. Ngad­zio­re von der «United Church of Christ» in Zim­bab­we hat Rang und Insi­gni­en eines Bischofs, wird aber Prä­si­dent genannt. Sein Hemd ist magenta­rot, soll­te eigent­lich aber gol­den oder pfef­fer­far­ben sein – «Zei­chen für Roya­les und den König», wie Ngad­zio­re erklärt.Bles­sen G. Babu Then­gum­thun­dil, der zu den so genann­ten «Tho­mas-Chri­sten» (ori­en­ta­li­sche Chri­sten) in Indi­en gehört, ist ein «casu­al dia­con», denn die Fest­klei­dung wäre ganz in Schwarz. Das Gewand heisst «Kameez», weiss ste­he für Rein­heit. Die Kopf­deckung sei ein Sym­bol für die «Kro­ne Chri­sti». Das Gewand stammt aus dem Mitt­le­ren Osten. «In Indi­en den­ken vie­le, ich sei ein Mus­lim», berich­tet der Dia­kon. Wenn er zum Prie­ster geweiht wird, wird aus dem «casu­al dia­con» dann ein «casu­al priest».Eleo­no­re Bouan­ga von der «Egli­se Evan­ge­li­que du Con­go» (Evan­ge­li­sche Kir­che Kon­go) trägt ein bun­tes Gewand, auf dem im unte­ren Bereich eine Tau­be und eine Feu­er­flam­me zu sehen sind. Die­se ste­hen für den Hei­li­gen Geist, der das Evan­ge­li­um nach Kon­go bringt.Der luthe­ri­sche Pfar­rer Jark­ko Korho­nen aus Finn­land hat Talar gegen Pilo­ten­uni­form ein­ge­tauscht. Er steu­ert für die Mis­si­ons-Luft­fahrt MAF ent­le­ge­ne Orte in Tan­sa­nia an, um Men­schen medi­zi­nisch zu hel­fen. Zum Dank nann­te eine hoch­schwan­ge­re Frau des Mas­sai-Stamms ihren Sohn Jarkko.
Andreas C. Müller
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