Kirchliche Akteure warnen vor der No-Billag-Initiative
Kirchliche Akteure warnen vor der No-Billag-Initiative
Ein Ja zu No Billag würde die Präsenz der Kirchen in Radio und Fernsehen gefährden
Am 4. März stimmt die Schweiz über die No-BilÂlag-IniÂtiaÂtive ab. Die SchweizÂer BischofÂskonÂferenz (SBK) und die Römisch-KatholisÂche ZenÂtralkonÂferenz (RKZ) warÂnen vor einÂer Annahme des VolksÂbegehrens. Sie arguÂmenÂtieren einÂerÂseits mit dem MinÂderÂheitÂenÂschutz, anderÂerÂseits steÂhen die ReliÂgionÂssendunÂgen von SchweizÂer Radio und FernseÂhen SRF auf dem Spiel.Die BisÂchöfe erachtÂen es als «wichtig, dass weitÂerÂhin ein öffentlichÂer Diskurs möglich bleibt, in welchem verÂschiedene MeiÂnÂunÂgen – auch von MinÂderÂheitÂen – ihren Platz haben.» Sie befürchtÂen, dass die öffentliche MeiÂnÂungsÂbilÂdung noch stärkÂer von ausÂländisÂchen oder finanzsÂtarken MediÂenÂhäusern abhängig wird. Dies könne vor allem in der franzöÂsisÂchen und italÂienisÂchen Schweiz zu einÂer Schwächung der schweizÂerischen IdenÂtität führen. Die SBK sieht daher den nationalen ZusamÂmenÂhalt in Gefahr, besteÂhende gesellschaftliche Risse könÂnten sich vergrösÂsern.
Commitment für den Zusammenhalt
Auch Luc HumÂbel, PräsiÂdent der RKZ, arguÂmenÂtiert damit, dass bei einÂer Annahme der IniÂtiaÂtive der für die Schweiz wichtige SolÂiÂdarÂitätsÂgedanke weitÂer aufgeweÂicht werÂden könÂnte, wie er gegenüber kath.ch sagte. Er denkt dabei an den Umgang des Staates mit RanÂdreÂgioÂnen, mit verÂschiedeÂnen Sprachen oder mit MinÂderÂheitÂen. GerÂade deshalb sei es «zwinÂgend, dass sich auch die Kirchen in diese poliÂtisÂche DebatÂte einÂmisÂchen und damit ein ComÂmitÂment für den ZusamÂmenÂhalt der Gesellschaft abgeben.» Die RKZ erwähÂnt in ihrer MitÂteilung auch den Beitrag der SRG zur BilÂdung, zur kulÂturellen EntÂfalÂtung und zur freien MeiÂnÂungsäusserung.Auch der SchweizÂerische EvanÂgeÂlisÂche KirchenÂbund (SEK) lehnt die No-BilÂlag-IniÂtiaÂtive ab. «Eine demokratisÂche Schweiz braucht öffentlich-rechtliche MediÂen mit einÂer ausÂgeÂwoÂgeÂnen BerichterÂstatÂtung und mit der Stimme der MinÂderÂheitÂen und der Schwachen», heisst es in einÂer MediÂenÂmittÂteilung. Der KirchenÂbund wehre sich gegen alle Vorstösse, die MinÂderÂheitÂen und Schwachen das Wort abschneiÂden wollen. WürÂden Radio und FernseÂhen allein dem Spiel der MarkÂtkräfte überÂlassen und nicht mehr solÂiÂdarisch von der gesamten Bevölkerung getraÂgen, verÂschwänÂden diese StimÂmen aus der Öffentlichkeit, gibt der SEK zu bedenken.
Bei Ja verliert Kirche wichtige Kanzel
Die Kirche hat allerdÂings auch ein eigenes InterÂesse am Erhalt des SerÂvice pubÂlic, geht es doch auch um die Präsenz von Kirche und ReliÂgion in den MediÂen. SEK-PräsiÂdent GotÂtfried Locher hält dazu fest, dass kirchÂliche SendunÂgen in Radio und FernseÂhen christliche Werte transÂportieren würÂden. «Wird die No-BilÂlag-IniÂtiaÂtive angenomÂmen, verÂliert die Kirche eine wichtige Kanzel.» SchweizÂer Radio und FernseÂhen SRF überträgt einÂerÂseits GottesÂdiÂenÂste und Predigten. Gemäss einem FactÂsheet von SRF könÂnen dadurch viele MenÂschen den KonÂtakt zu ihrer ReliÂgionÂsÂgeÂmeinÂschaft aufrechterÂhalÂten. MediÂale VerkündiÂgung findÂet ausserÂdem wöchentlich im «Wort aus der Bibel» (Radio) und im «Wort zum SonÂntag» (FernseÂhen) statt. Darüber hinÂaus werÂden in SendunÂgen wie «PerÂspekÂtivÂen» und «BlickÂpunkt ReliÂgion» (Radio) in der «SternÂstunde ReliÂgion» (FernseÂhen) und anderen Gefässen religiöse TheÂmen jourÂnalÂisÂtisch aufÂbereÂitÂet und kriÂtisch betraÂchtet. «No BilÂlag gleÂich No SRG und No SRF», lautet das FazÂit von Judith HardÂegÂger, RedakÂtionÂsleiÂtÂerin der SternÂstunÂden ReliÂgion bei SRF, zur IniÂtiaÂtive. «Es würÂden keine SRF-SendunÂgen mehr existieren und damit auch keine der ReliÂgionÂssendunÂgen.»
Kaum zu finanzieren
«Es bräuchte ganz andere finanzielle Wege, um diese Präsenz der Kirchen in Radio und FernseÂhen zu gewährleisÂten», findÂet auch Daniel Kosch, GenÂerÂalsekretär der RKZ. Wer aber würde diese finanziellen MitÂtel zur VerÂfüÂgung stellen? Was wären die Inhalte dieser SendunÂgen und welche QualÂität hätÂten sie? Diese FraÂgen blieben bei einÂer Annahme der IniÂtiaÂtive unbeantÂwortet. Denn «ob priÂvate AnbiÂeter in die Bresche sprinÂgen würÂden, wage ich zu bezweifeln», sagt auch HardegÂger, zumal sich ReliÂgionÂssendunÂgen kaum über WerÂbung finanzieren liessen.
Sylvia Stam, kath.ch; khNo Billag: Die Argumente der Initianten
Die VolksiniÂtiaÂtive «Ja zur AbschafÂfung der Radio- und FernseÂhgeÂbühren» will Artikel 93 der BunÂdesverÂfasÂsung ändern: Radio- und FernseÂhverÂanstalÂter, welche heute mit einÂer KonzesÂsion verseÂhen sind und über Gebühren finanziert werÂden, sollen künÂftig keine EmpÂfangsÂgeÂbühren mehr erhalÂten. AusserÂdem sollen weitÂere direkÂte SubÂvenÂtionÂszahlunÂgen an Radio- und FernseÂhverÂanstalÂter unterbleiben.Die IniÂtianten wehren sich gegen den GebührenÂzwang und arguÂmenÂtieren mit der EntscheiÂdungsÂfreiÂheit der KonÂsumenten. Eine AbschafÂfung der Gebühren würde den freien WetÂtbeÂwerb fördern, was eine grössere MediÂenÂvielfalt zur Folge hätte. Die LoslöÂsung der MediÂen vom Staat ermögliche erst eine wirkÂliche MediÂenÂfreiÂheit. Eine Annahme der IniÂtiaÂtive würde laut den IniÂtianten die SRG nicht abschafÂfen. Diese müsste sich lediglich selÂber finanzieren.
sys, kath.ch