Kei­ne Fra­ge des Gel­des, son­dern der Glaubwürdigkeit

Kei­ne Fra­ge des Gel­des, son­dern der Glaubwürdigkeit

Kei­ne Fra­ge des Gel­des, son­dern der Glaubwürdigkeit

Im Basel­biet soll es in man­chen Gemein­den kei­nen Reli­gi­ons­un­ter­richt in der Pri­mar­stu­fe mehr geben – das las und hör­te man in den letz­ten Tagen und Wochen in eini­gen Medi­en. Der Grund: zu schlecht aus­ge­bil­de­te Lehr­kräf­te und zu wenig Inve­sti­ti­on in die Aus­bil­dung sei­tens der Kir­chen, so der Vor­wurf. Hans­pe­ter Licht­in, Lei­ter der Fach­stel­le Reli­gi­ons­päd­ago­gik der Römisch-katho­li­schen Lan­des­kir­che Basel-Land­schaft, ord­net die Situa­ti­on für die katho­li­sche Kir­che im Basel­biet aus sei­ner Sicht ein.Ein gene­rel­les «Raus aus der Pri­mar­schu­le» gebe es auch für ein­zel­ne Gemein­den nicht, stellt Licht­in klar. Grund­la­ge der Medi­en­be­rich­te war ein Eltern­brief einer Kirch­ge­mein­de aus dem Basel­biet, in dem erwähnt wird, dass für das Schul­jahr 2024/2025 in der sech­sten Klas­se kein öku­me­ni­scher Reli­gi­ons­un­ter­richt (RU) mehr erteilt wer­den wird. Auf Nach­fra­ge Licht­ins habe die ver­ant­wort­li­che Stel­le jedoch ange­ge­ben, dass es nicht um eine defi­ni­ti­ve Ent­schei­dung gehe, sich lang­fri­stig aus dem RU-Ange­bot zurück­zu­zie­hen, son­dern dass die Situa­ti­on Jahr für Jahr neu eva­lu­iert wür­de.Im Zuge der Bericht­erstat­tung wur­de Kri­tik laut, dass es an gut aus­ge­bil­de­tem Lehr­per­so­nal feh­le, da die Kir­chen in den letz­ten Jah­ren nicht genug in die Aus­bil­dung von Reli­gi­ons­lehr­kräf­ten inve­stiert hät­ten. Nach Licht­in ist dies für die katho­li­sche Kir­che nicht der Fall. Neben dem Reli­gi­ons­päd­ago­gi­schen Insti­tut der Uni­ver­si­tät Luzern, wo ein Bache­lor­ab­schluss in Reli­gi­ons­päd­ago­gik erwor­ben wer­den kann, gibt es vor allem auf Ebe­ne der nicht-uni­ver­si­tä­ren Wei­ter­bil­dung ein System, das von allen Kan­to­nal­kir­chen ange­bo­ten wird. Mit For­Mo­du­la, so der Name des modu­la­ren Aus­bil­dungs­sy­stems, hat die katho­li­sche Kir­che nach Auf­fas­sung Licht­ins in eine qua­li­ta­tiv gute Aus­bil­dung inve­stiert, die deutsch­schwei­ze­risch aner­kannt und zer­ti­fi­ziert ist. In der Nord­west­schweiz sei man sogar noch einen Schritt wei­ter gegan­gen und set­ze For­Mo­du­la seit 2012 öku­me­nisch um. In «Oek­Mo­du­la» wer­den zukünf­ti­ge Reli­gi­ons­lehr­kräf­te beson­ders befä­higt, öku­me­ni­schen RU zu ertei­len. Die Aus­bil­dung, so Licht­in, ist sehr pra­xis­ori­en­tiert; die Aus­zu­bil­den­den sind direkt von Beginn an im Unter­richt vor Ort und ler­nen, Pra­xis­er­fah­run­gen zu reflek­tie­ren. Aus­ser­dem ist die Aus­bil­dung von den Kir­chen hoch­sub­ven­tio­niert. Die Kirch­ge­mein­den sei­en nach Licht­in bereit, Inter­es­sier­te zu unter­stüt­zen oder die Aus­bil­dungs­ko­sten sogar ganz zu über­neh­men.Licht­in ist sich sicher: «Dass der Reli­gi­ons­un­ter­richt nicht mehr so oft statt­fin­den kann, wie gewünscht, ist kei­ne Fra­ge des Gel­des. Der Grund ist ein ande­rer: Die Kir­che hat ein Glaub­wür­dig­keits­pro­blem.» Es sei schwie­rig, Men­schen für einen kirch­li­chen Beruf zu begei­stern. «Wir müs­sen alles dafür tun, um den Men­schen zu zei­gen, dass die Kir­che ein tol­ler Ort zum Arbei­ten ist», ergänzt er. Dabei sieht er auch das Bis­tum und die Kirch­ge­mein­den in der Pflicht. Sie sind aus sei­ner Sicht gefor­dert, die Kir­che als eine attrak­ti­ve Arbeit­ge­be­rin dar­zu­stel­len, indem man den Lehr­kräf­ten gute Anstel­lungs­an­ge­bo­te macht, sie för­dert und ihnen Wert­schät­zung ent­ge­gen­bringt.Leo­nie Wollensack
Leonie Wollensack
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