«Kein Klo­ster ist wie das andere»

  • Einst ent­deck­te er als Stu­dent Euro­pas Kunst­schät­ze in Beglei­tung sei­nes fast blin­den Leh­rers. Seit sei­ner Pen­sio­nie­rung orga­ni­siert und lei­tet Alfred Höf­ler erfolg­reich Kunst‑, Kul­tur- und Klosterreisen.
  • Zusam­men mit sei­nen Rei­se­gä­sten hat er in den letz­ten Jah­ren 80 bis 100 Klö­ster besucht.
  • Doch noch immer fin­det er neue, span­nen­de Destinationen.

Als jun­ger Assi­stent an der Uni ver­brach­te Alfred Höf­ler einen gros­sen Teil der Zeit nicht nur über sei­nen Büchern, son­dern hin­ter dem Steu­er eines Autos. Er fuhr quer durch Euro­pa, neben ihm auf dem Bei­fah­rer­sitz sein fast blin­der Leh­rer. «Es waren Lehr­jah­re der besten Qua­li­tät», resü­miert Höf­ler. Der Pro­fes­sor führ­te ihn in Kir­chen und Klö­ster und öff­ne­te dem Stu­den­ten die Tür zu den Schät­zen der euro­päi­schen Kunstgeschichte.

Anknüp­fen

Sei­ne Arbeit führ­te den Öster­rei­cher spä­ter von Graz nach Aar­au, wo er bei der Aar­gau­er Lan­des­kir­che tätig war und die Fach­stel­le Kate­che­se-Medi­en auf­bau­te. Danach arbei­te­te er 30 Jah­re lang in der Leh­rer­bil­dung. Nach der Pen­sio­nie­rung knüpf­te Alfred Höf­ler dort an, wo er als Stu­dent auf­ge­hört hat­te: Er fuhr durch Euro­pa, um Kunst, Kul­tur und Klö­ster zu ent­decken. Mit dem Unter­schied, dass nun er sel­ber der «Leh­rer» ist – und ein Car­chauf­feur das Fah­ren übernimmt.

80 bis 100 Klö­ster besucht

[esf_wordpressimage id=39682 width=half float=right][/esf_wordpressimage]An Bord hat Höf­ler jeweils etwa 30 Frau­en und Män­ner, vie­le pen­sio­niert, aber auch eini­ge jün­ge­re Men­schen sind dar­un­ter. Höf­lers Fas­zi­na­ti­on für die ver­schie­den­sten For­men klö­ster­li­chen Lebens und Wir­kens steckt an. Sei­ne Kunst‑, Kul­tur- und Klo­ster­rei­sen sind stets aus­ge­bucht, ohne dass er Wer­bung macht. Seit dem Jahr 2013 hat er mit Rei­se­gä­sten bereits 80 bis 100 Klö­ster besucht, vor­wie­gend in Mit­tel­eu­ro­pa. Immer wie­der fan­den sich im Umkreis von etwa 800 Kilo­me­tern neue Destinationen.

Exi­sten­zi­el­le Deutung

Sei­ne Rei­sen sei­en «eben spe­zi­ell und beson­ders», sagt Höf­ler, denn er pfle­ge eine etwas unge­wöhn­li­che Art, Kunst­schät­ze zu ent­decken. «Ich rege die Leu­te an, zu über­le­gen, war­um eine Skulp­tur oder ein Reli­ef über­haupt geschaf­fen wor­den sind.» Als Rei­se­lei­ter refe­riert Höf­ler weni­ger über Farb­pig­men­te und Her­stel­lungs­ko­sten, son­dern lässt die Rei­se­teil­neh­mer die exi­sten­zi­el­le Bedeu­tung eines Kunst­werks jen­seits der Fak­ten ent­decken. «Ich will in einen spi­ri­tu­el­len Raum hin­ein­ge­hen und anders wie­der her­aus­kom­men. Das ist doch der Sinn der Kir­chen und Klö­ster», betont Höfler.

Aus­kunft, Anmel­dung und Reiseleitung:

Alfred Höf­ler, T 079 761 82 47,  

Die Äbtis­sin kniet nieder

Auch die Bezie­hungs­ebe­ne kommt bei Alfred Höf­lers Rei­sen zum Tra­gen. Sitzt die Grup­pe abends bei einem Glas Wein zusam­men, erge­ben sich viel­fäl­ti­ge Gesprä­che – über Kunst­wer­ke, die Ein­druck gemacht haben, aber auch über Per­sön­li­ches. Im Lauf der Jah­re hat Alfred Höf­ler vie­le Erleb­nis­se gesam­melt. Über eini­ge kann er heu­te noch herz­lich lachen. Zum Bei­spiel über die Begeg­nung in der Zister­zi­en­se­rin­nen­ab­tei Wald­sas­sen. Die Äbtis­sin kam an Höf­lers Tisch und knie­te sich vor ihm nie­der. Als er zu ihr sag­te, sie brau­che doch nicht vor ihm zu knien, ant­wor­te­te die Äbtis­sin: «Doch, denn ich muss Ihnen die Levi­ten lesen: Sie stres­sen ihre Grup­pe.» Sei­ne Rei­se­grup­pe hät­te sich geku­gelt vor Lachen, erin­nert sich Höf­ler. In der Abtei Tho­ley besorg­te der Abt höchst­per­sön­lich früh­mor­gens die feh­len­den glu­ten­frei­en Bröt­chen, ser­vier­te der Grup­pe das Früh­stück und stell­te sich als ehe­ma­li­ger Gour­met­koch heraus.

Euro­pa ist eine Schatzkammer

«Die Gra­vu­ren sol­cher Epi­so­den wer­den blei­ben, über den Gedächt­nis­schwund hin­aus», ist sich Höf­ler sicher. Eben­so sicher ist er, dass ihm die Rei­se­zie­le nicht aus­ge­hen wer­den: «Euro­pa ist der­art reich an Schät­zen und kein Klo­ster ist wie das ande­re.» Die näch­ste Kunst- und Kul­tur­rei­se führt vom 13. bis 18. Sep­tem­ber nach Padua, Vicen­za, Bass­a­no und Mai­land. Die über­näch­ste im kom­men­den Früh­ling in die Regi­on Vorarlberg.

Marie-Christine Andres Schürch
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