«Katho­lisch» ist häu­fig mit nega­ti­ven Bil­dern verbunden

Simo­ne Curau-Aepli steht seit einem Jahr an der Spit­ze des Schwei­ze­ri­schen Katho­li­schen Frau­en­bun­des (SKF). Erst letz­te Woche beschloss der Frau­en­bund zusam­men mit ande­ren Frau­en­dach­ver­bän­den die JA-Paro­le zur Ren­ten­re­form, weil die­se drin­gend nöti­ge Ver­bes­se­run­gen für die Frau­en brin­ge. Im Inter­view mit kath.ch spricht die Prä­si­den­tin des gröss­ten katho­li­schen Ver­bands über die Her­aus­for­de­run­gen der kom­men­den Jahre. Simo­ne Curau-Aepli, Sie sind eine erfah­re­ne Poli­ti­ke­rin und Unter­neh­me­rin und sind ent­spre­chend vie­le Ter­mi­ne gewohnt. Wie haben Sie das erste Jahr als SKF-Prä­si­den­tin erlebt? Simo­ne Curau-Aepli: Sehr inten­siv! Zur Füh­rungs­ar­beit kamen sehr vie­le Kon­tak­te inner­halb des SKF und viel Bezie­hungs­ar­beit über den Ver­band hin­aus hin­zu. In die­sem ersten Jahr habe ich den Frau­en­bund als sehr reform­ori­en­tier­te Orga­ni­sa­ti­on erlebt.Wo und wie zeigt sich das? Die Auf­ga­ben und Orga­ni­sa­ti­on des Frau­en­bun­des sind von Kan­ton zu Kan­ton und sogar auf Gemeinde‑, bezie­hungs­wei­se Pfar­rei­ebe­ne sehr unter­schied­lich. Ich stel­le fest, dass die Ver­ei­ne vor Ort sich und die von ihnen über­nom­me­nen Auf­ga­ben kri­tisch beob­ach­ten, hin­ter­fra­gen und sich ent­spre­chend aus­rich­ten. Gera­de in den katho­li­schen Gegen­den sind Frau­en­ver­bän­de oft in sozia­le Auf­ga­ben ein­ge­bun­den. Hier ist in der Zusam­men­ar­beit mit staat­li­chen, kirch­li­chen oder pri­va­ten Lei­stungs­trä­gern viel Fle­xi­bi­li­tät gefragt.Auch der Frau­en­bund muss sich, wie vie­le ande­re Ver­ei­ne, mit der Fra­ge der Über­al­te­rung sei­ner Mit­glie­der aus­ein­an­der­set­zen. Das kann man so pau­schal nicht sagen. Die Alters­grup­pe der «Mit­tel­al­ter­li­chen», also der 40- bis 60-Jäh­ri­gen, ist sehr dyna­misch und es gibt zwi­schen den Orts­ver­ei­nen gros­se Unter­schie­de. Man­chen gelingt es aus­ge­zeich­net, auch jun­ge Frau­en anzu­spre­chen, ande­re tun sich damit schwe­rer.Was kann ein katho­li­scher Frau­en­ver­ein in der heu­ti­gen Zeit jun­gen Frau­en bie­ten? Wie gesagt: Das Wir­ken und damit auch die Wahr­neh­mung in der Öffent­lich­keit der Ver­ei­ne vor Ort ist sehr unter­schied­lich. Wie stel­len fest, dass für vie­le jun­ge Frau­en die gros­sen Frau­en­the­men wie Gleich­be­rech­ti­gung oder Mut­ter­schafts­schutz – für die sich die heu­te älte­ren Frau­en mit gros­sem Enga­ge­ment ein­ge­setzt haben ­– ganz selbst­ver­ständ­lich sind. Kom­men die­se Frau­en in die Fami­li­en­pha­se, suchen sie ver­mehrt den Kon­takt zu ande­ren Frau­en und dann auch zu Frau­en­ver­ei­nen.Hier bie­tet der Frau­en­bund vie­ler­orts einen siche­ren Wert, auch wenn es inzwi­schen vie­le Alter­na­ti­ven gibt. Vie­le SKF-Mit­glie­der haben dies erkannt und haben Ange­bo­te geschaf­fen, die jun­gen Frau­en sol­che Ver­net­zungs­mög­lich­kei­ten bie­tet.Und was ist das spe­zi­ell katho­li­sche dar­an? Das «K» im Namen hat eine bedeu­ten­de Tra­di­ti­on und bie­tet Iden­ti­tät und Raum für Spi­ri­tua­li­tät, die vie­len Frau­en sehr wich­tig ist. Tat­sa­che ist aber auch, dass das Wort «katho­lisch» heu­te für vie­le Frau­en mit nega­ti­ven Bil­dern ver­bun­den ist. Der Druck von der Basis steigt, den Begriff «katho­lisch» aus dem Namen zu strei­chen.Das ist für uns ein Dau­er­the­ma, das uns stark for­dert. Es ist unse­re Auf­ga­be zu zei­gen, wel­che Ant­wor­ten und Ange­bo­te das «katho­lisch», das der Frau­en­bund im Namen trägt, auch den Frau­en in unse­rer Zeit bie­tet. Als Dach­ver­band haben wir zudem die Auf­ga­be, für die Stel­lung, die Erfah­rung und das Poten­zi­al der Frau­en inner­halb der Kir­che ein­zu­tre­ten.In der männ­lich gepräg­ten Lei­tung der «K»-Kirche kommt die Hal­tung des Frau­en­bunds aber nicht immer gut an. Bei­spiels­wei­se wenn Sie die Spra­che in der katho­li­schen Lit­ur­gie kri­ti­sie­ren. Das ist für uns Frau­en nichts Neu­es. Wir wer­den des­halb wei­ter dar­auf hin­wei­sen und dar­auf­hin arbei­ten, dass das Gött­li­che und die Gott­eben­bild­lich­keit des Men­schen in Mann und Frau bestehen. Dar­an gilt es sich immer wie­der zu erin­nern. Zur Per­son: Simo­ne Curau-Aepli (56) ist ver­hei­ra­tet und Mut­ter von vier Kin­dern. Die Mar­ke­ting­fach­frau hat­te ver­schie­de­ne poli­ti­sche Man­da­te für die CVP im Kan­ton Thur­gau und auf natio­na­ler Ebe­ne inne. Sie ist Vize­prä­si­den­tin der eid­ge­nös­si­schen Kom­mis­si­on für Frau­en­fra­gen und Ver­wal­tungs­rats­prä­si­den­tin der Curau AG in Wein­fel­den. Am 25. Mai 2016 über­nahm sie von Ros­ma­rie Kol­ler-Schmid das SKF-Präsidium.
Marie-Christine Andres Schürch
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