Ein erstes Ja zu einem Pfarr­blatt Nordwestschweiz

  • Die bei­den Pfarr­blät­ter Hori­zon­te und Kir­che heu­te pla­nen gemein­sam ihre Zukunft.
  • Die Dele­gier­ten der Pfarr­blatt­ge­mein­schaft Aar­gau stimm­ten am Mitt­woch, 29. März, mit einer Zwei­drit­tel­mehr­heit für die Schaf­fung einer neu­en Publi­ka­ti­on zusam­men mit dem Bas­ler Pfarr­blatt Kir­che heu­te.

88 von 95 Dele­gier­ten aus den Aar­gau­er Kirch­ge­mein­den und Pfar­rei­en waren im Saal des Roten Turms in Baden anwe­send. Haupt­grund für die Ein­be­ru­fung der aus­ser­or­dent­li­chen Dele­gier­ten­ver­samm­lung war der Ent­scheid, den es über das Pro­jekt Pfarr­blatt Nord­west­schweiz zu fäl­len galt. Par­al­lel zu den ordent­li­chen Vor­stands­auf­ga­ben lief im letz­ten Drei­vier­tel­jahr die Eva­lua­ti­on eines mög­li­chen Pfarr­blatt Nord­west­schweiz, dem Zusam­men­schluss der Pfarr­blät­ter Kir­che heu­te der Kan­to­ne Basel­land und Basel-Stadt sowie dem Aar­gau­er Pfarr­blatt Hori­zon­te. Den Auf­trag zu die­ser Eva­lua­ti­on hat­ten die Dele­gier­ten bei­der Pfarr­blät­ter an ihren Ver­samm­lun­gen im Jahr 2021 gegeben.

Pro­jekt­team war am Werk

Die Eva­lua­ti­on ergab, dass eine über­wie­gen­de Mehr­heit für die Siche­rung des Medi­ums Pfarr­blatt ist. Ein Drit­tel der Befrag­ten ist einem all­fäl­li­gen Zusam­men­schluss gegen­über posi­tiv ein­ge­stellt. Ein Drit­tel hat kei­ne Mei­nung. Der Rest lehnt die vor­ge­schla­ge­nen Ver­än­de­run­gen ab. Das Pro­jekt­team, bestehend aus Nadia Omar, Aar­gau­er Kir­chen­rä­tin und Vor­stands­mit­glied der Pfarr­blatt­ge­mein­schaft Aar­gau, Wer­ner Wei­bel, dem Inte­rims­prä­si­den­ten der Pfarr­blatt­ge­mein­schaft Aar­gau, sowie Domi­nik Pré­tôt und Mat­thi­as Schmitz, den bei­den Co-Prä­si­den­ten von Kir­che heu­te, arbei­te­ten dar­auf die zwei zur Abstim­mung vor­lie­gen­den Vari­an­ten aus.

«Die Stim­me der Kir­che muss wie­der Gewicht bekommen»

[esf_wordpressimage id=43397 width=half float=left][/esf_wordpressimage]Per Ende 2022 war der Pfarr­blatt­ge­mein­schaft Aar­gau nach zwei Jah­ren mit Nega­tiv­er­geb­nis­sen die finan­zi­el­le Trend­wen­de gelun­gen. Trotz sin­ken­der Abo­zah­len ver­zeich­net die Bilanz 2022 einen Ertrags­über­schuss von rund 88‘000 Fran­ken. Inte­rims­prä­si­dent Wer­ner Wei­bel führ­te das Ergeb­nis auf das strik­te Kosten­ma­nage­ment zurück. Das Zusam­men­ge­hen von Hori­zon­te und Kir­che heu­te ist aus Sicht der bei­den Pfarr­blatt-Vor­stän­de sowie der drei Lan­des­kir­chen eine adäqua­te Reak­ti­on auf die abneh­men­den Mit­glie­der­zah­len. «Wir han­deln heu­te aus einer Posi­ti­on der Stär­ke», sag­te Luc Hum­bel, Prä­si­dent der Römisch-Katho­li­schen Kir­che im Aar­gau an der Dele­gier­ten­ver­samm­lung. Doch nicht das blos­se Fort­be­stehen sei Moti­va­ti­on für die Fusi­on, son­dern auch der Anspruch, durch Grös­se an Rele­vanz zu gewin­nen: «Die Stim­me der Kir­che soll wie­der gesell­schafts­po­li­ti­sches Gewicht bekom­men», fass­te Hum­bel sei­ne Visi­on zusammen.

Zwei Vari­an­ten zur Wahl gestellt

[esf_wordpressimage id=43404 width=half float=right][/esf_wordpressimage]Nadia Omar prä­sen­tier­te der Ver­samm­lung die Ergeb­nis­se der Umfra­ge, die im Herbst des ver­gan­ge­nen Jah­res bei den Mit­glied-Pasto­ral­räu­men, ‑Kirch­ge­mein­den und ‑Pfar­rei­en der bei­den Ver­ei­ne Kir­che heu­te und Hori­zon­te. Von die­sen Resul­ta­ten aus­ge­hend hat das Pro­jekt­team Grund­la­gen für ein Nord­west­schwei­zer Pfarr­blatt ausgearbeitet.

Die Grund­la­gen sehen eine Auf­tei­lung der neu­en Publi­ka­ti­on in einen Man­tel, einen Sub­man­tel sowie einen Pfar­rei­en­teil vor. Zudem brau­che ein gemein­sa­mes Pro­dukt auch eine gemein­sa­me Trä­ger­schaft, beton­te Nadia Omar. Für die künf­ti­ge Orga­ni­sa­ti­ons­form stell­te das Pro­jekt­team­zwei Vari­an­ten vor, die sich in der Struk­tur, der Finan­zie­rung und der Mit­spra­che der Kirch­ge­mein­den unterscheiden.

Posi­ti­ver Ent­scheid aus Basel lag bereits vor

Zwei Tage zuvor hat­ten die Dele­gier­ten der Pfarr­blatt­ge­mein­schaft Nord­west­schweiz einem gemein­sa­men Pro­dukt mit 56 Ja-Stim­men ohne Gegen­stim­me zuge­stimmt. Wer­ner Wei­bel und Nadia Omar mach­ten deut­lich: Soll­ten die Aar­gau­er Dele­gier­ten an die­sem Abend eben­falls einen posi­ti­ven Grund­satz­ent­scheid zum Zusam­men­ge­hen mit Kir­che heu­te fäl­len, wür­den die näch­sten Pro­jekt­schrit­te sofort in Angriff genom­men. Die­se Schrit­te sind die Detail­kon­zep­ti­on sowie die Vor­be­rei­tung für den defi­ni­ti­ven Ent­scheid über das Pro­dukt, wor­über die Dele­gier­ten im 4. Quar­tal 2023 abstim­men werden.

Kon­tro­ver­se Diskussionen

[esf_wordpressimage id=43405 width=half float=left][/esf_wordpressimage]Die Fak­ten lagen auf dem Tisch, und damit war die Dis­kus­si­on eröff­net. Die Dele­gier­ten argu­men­tier­ten kon­tro­vers – geo­gra­fi­sche Gege­ben­hei­ten beein­fluss­ten die Sicht­wei­se eben­so wie die unter­schied­li­che Grös­se und finan­zi­el­len Mög­lich­kei­ten der ein­zel­nen Kirch­ge­mein­den. Josef Brog­li, Kir­chen­pfle­ge­prä­si­dent in Zei­nin­gen, erklär­te: «Für die Grenz­re­gi­on im Pasto­ral­raum Möh­lin­bach ergibt ein Zusam­men­schluss abso­lut Sinn, weil im Moment eini­ge Pasto­ral­raum­pfar­rei­en das Bas­ler, ande­re das Aar­gau­er Pfarr­blatt abon­niert haben.» Eini­ge Kirch­ge­mein­den woll­ten das Pro­jekt sofort abbre­chen: «Eine gute Kun­den­bin­dung vor Ort ist wich­ti­ger als eine gros­se Reich­wei­te», mein­te etwa Andre­as Boss­mey­er aus Brem­gar­ten. Ande­re, wie Nad­ja Doka aus Würen­lin­gen, fan­den: «Es ist scha­de, wenn wir die­se Chan­ce nicht wahrnehmen.»

Nur die Ver­lo­bung, noch kei­ne Hochzeit

Dani Schranz monier­te im Namen der Kreis­kirch­ge­mein­de Aar­au, dass ein gedruck­tes Pfarr­blatt nur die­je­ni­gen errei­che, die zum inner­sten Kern der Pfar­rei gehö­ren. Des­halb erwä­ge sei­ne Kirch­ge­mein­de, aus der Pfarr­blatt­ge­mein­schaft aus­zu­stei­gen. «Hor­ri­bi­le wäre das», sag­te Luc Hum­bel, «wenn gros­se Kirch­ge­mein­den absprin­gen, wäre das das Ende von Hori­zon­te.» Der Kir­chen­rats­prä­si­dent riet den Dele­gier­ten: «Sagen Sie doch wenig­stens heu­te Abend zur Ver­lo­bung Ja. Ob Sie hei­ra­ten wol­len, kön­nen Sie im Herbst immer noch entscheiden.»

Posi­ti­ver Grundsatzentscheid

Mit 66 Ja zu 28 Nein-Stim­men und einer Ent­hal­tung fäll­ten die Dele­gier­ten der Römisch-Katho­li­schen Pfarr­blatt­ge­mein­schaft den Grund­satz­ent­scheid für ein gemein­sa­mes Pro­dukt mit Kir­che heu­te. Eben­so stimm­ten die Dele­gier­ten dem Kosten­dach für die Detail­kon­zep­ti­on von 40‘000 Fran­ken pro Ver­ein zu. Auch konn­ten die Dele­gier­ten ent­schei­den, wel­che der vor­ge­schla­ge­nen Vari­an­ten für die Trä­ger­schaft des neu­en Pro­dukts wei­ter­ver­folgt wer­den soll. Sie ent­schie­den sich dafür, dass ein neu­er Ver­ein als Trä­ger­schaft des künf­ti­gen Pfarr­blatts Nord­west­schweiz gegrün­det wer­den soll.

Marie-Christine Andres Schürch
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